Autor Thema: Schienenstücke zu kaufen :-)  (Gelesen 17540 mal)

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95B

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Re: Schienenstücke zu kaufen :-)
« Antwort #30 am: 20. Dezember 2014, 08:50:02 »
Im Maurer Einschnitt, nach der Anton-Krieger-Gasse, sind im Schotterbett viele Jahre die alten Vignolschienen vom letzten Gleistausch herumgelegen.

In mancher Stadt passiert auch das genaue Gegenteil: In Halberstadt hat man unlängst eine Gleiserneuerung durchgeführt und dafür Schienen verwendet, die seit 1989 (!) neuwertig am Betriebshof gelagert waren. Die wurden im Zuge der Planwirtschaft zugeteilt, obwohl man damals keine Verwendung dafür hatte. :D
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Rodauner

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Re: Schienenstücke zu kaufen :-)
« Antwort #31 am: 20. Dezember 2014, 09:30:24 »
Kleine Gedankenspielerei: Wenn die Russen nach dem 2. WK da geblieben wären und wir dann die Wende wie die anderen "Oststaaten" durchgemacht hätten, wäre jetzt alles super hier  ;D ;D ;D

13er

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Re: Schienenstücke zu kaufen :-)
« Antwort #32 am: 20. Dezember 2014, 10:22:20 »
Kleine Gedankenspielerei: Wenn die Russen nach dem 2. WK da geblieben wären und wir dann die Wende wie die anderen "Oststaaten" durchgemacht hätten, wäre jetzt alles super hier  ;D ;D ;D
Tatra statt E2 *träum* :D
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

W_E_St

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Re: Schienenstücke zu kaufen :-)
« Antwort #33 am: 20. Dezember 2014, 12:33:31 »
Kleine Gedankenspielerei: Wenn die Russen nach dem 2. WK da geblieben wären und wir dann die Wende wie die anderen "Oststaaten" durchgemacht hätten, wäre jetzt alles super hier  ;D ;D ;D
Muss nicht sein... ich glaube eher wir hätten dann ein Netz wie die Oberschlesier.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

Rodauner

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Re: Schienenstücke zu kaufen :-)
« Antwort #34 am: 21. Dezember 2014, 21:46:16 »
So weitläufig oder so kaputt  ;D ;D ;D ?
(oder beides  :-\ :-\ :-\...)

95B

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Re: Schienenstücke zu kaufen :-)
« Antwort #35 am: 21. Dezember 2014, 22:18:16 »
So weitläufig oder so kaputt  ;D ;D ;D ?
(oder beides  :-\ :-\ :-\...)

Gute Frage! Wäre Wien eine Ostblockstadt geworden, hätten wir sicher auch eine U-Bahn bekommen, allerdings eher nicht unter den tatsächlich umgesetzten Rahmenbedingungen (Parallelführung zu Straßenbahnstrecken und Auflassung derselben), sondern als Ergänzung und richtiges Schnellverkehrsmittel mit größerem Stationsabstand. Also U1, U3, U4 und U6 ähnlich dem heutigen Verlauf, aber sicher keine U2. Natürlich hätte man das Ganze so gestaltet, dass es keine untereinander inkompatiblen Systeme gibt; der Denkmalschutz der Otto-Wagner-Bauten wäre zum Wohl der Werktätigen sicher ausgehebelt worden.

Ein großes Netz wie in Oberschlesien kann ich mir hingegen im Wiener Umland nicht vorstellen – die entsprechende Agglomeration ist nicht vorhanden, die Erschließung folgt den wenigen Bahnachsen. Wiedeńska Nowa Huta (vormals Schwechat) mit dem Johann-Koplenig-Petrochemiekombinat wäre vielleicht zu einem noch größeren Industriekomplex ausgebaut worden und durch die fehlende Abtrennung der Tschechoslowakei wäre die Pressburger Bahn vielleicht lokalbahnmäßig weiterbetrieben worden.

Das Netz wäre also zusammengesetzt gewesen aus den Teilnetzen Wien, Baden/Bad Vöslau und Pressburg. Letzteres hätte man vielleicht umgespurt, um entsprechende Durchgangslinien entlang der Pressburger Bahn zu führen. Wien hätte sicher Gothawagen aus der DDR bezogen, da die von der Zugzusammenstellung und Gefäßgröße viel eher den üblichen Gepflogenheiten entsprachen. Ein Tatra-Zug mit mehreren arbeitenden Triebwagen? Genossn, erinnerts eich an den Zwillingszug, des hot bei uns no nia funktioniert, so wos kemma ned brauchn!

Nach der Wende wäre das Badner Netz wegen seines desaströsen Zustands sofort stillgelegt und auf Busbetrieb umgestellt worden. Die Pressburger Bahn wäre langsam, aber sicher dem Niedergang verschrieben gewesen, weil die völlig veralteten Industrieanlagen zwischen Wien und Bratislava kaum mehr genutzt wurden. So wäre es dann langsam, aber sicher auch zur Abtrennung des Pressburger Straßenbahnteilnetzes gekommen. Wien hätte aus Deutschland Unmengen an gebrauchten DÜWAG-Fahrzeugen übernommen und die ähnlich modernisiert, wie es die Krakauer mit unseren E1 und E6 gemacht haben.

Die Museumswagenlandschaft sähe sehr trist aus, denn durch die Großbestellung an Gothawagen konnten schon in den 1960ern die letzten Holzkastenzweiachser ausgemustert werden; es wurde natürlich kein Fahrzeug erhalten. Für Museumsfahrten stünden also diverse Gotha-Zweiachser und -Gelenkwagen zur Verfügung, außerdem noch einige KSW, die dank ihrer einfachen Bauweise noch bis heute solo im Planbetrieb auf der Linie 39 (Sievering – Grinzinger Allee im 20-Minuten-Takt) stehen, da man wegen der örtlichen Situation in Sievering bekanntlich nur eine Kuppelendstelle unterbringt und es sonst keine Zweirichtungsfahrzeuge mehr gibt. :)
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moszkva tér

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Re: Schienenstücke zu kaufen :-)
« Antwort #36 am: 22. Dezember 2014, 20:46:12 »
Wäre Wien eine Ostblockstadt geworden, ...

Interessante Frage, aber natürlich hier off topic. Dazu ein paar Rahmenbedingungen:
- Wäre Österreich bzw. Wien geteilt worden wie Deutschland und Berlin?
- Oder wäre Österreich als ein Land erhalten geblieben, nur halt kommunistisch?

Und dann stellt sich auch die Frage, welche Art von Kommunismus geherrscht hätte, bzw. welche Art von Herrscher. Eher ein pragmatischer Modernisierer wie Tito in Jugoslawien oder ein egomanischer Tyrann wie Stalin oder Ceaucescu? Oder irgendwas von den tausenden Nuancen dazwischen?

Wenn es eine Wiener Mauer gegeben hätte, wäre wohl der Erste Bezirk als demilitarisierte, neutrale Zone gesperrt worden und irgendwann in den 1980er-Jahren als Touristen-Freilichtmuseum wiedereröffnet worden, zur kontrollierten Begehbarkeit von "geführten" Reisegruppen. In den innerstädtischen Gebieten wären große Bereiche abgerissen worden, um Platz für Mauer und Glacis zu schaffen.

Wien wäre heute eine Stadt mit zwei Stadtzentren. Das Zentrum von West-Wien wären wohl die Bezirke 7-9. Das Zentrum von Ost-Wien wäre wahrscheinlich in Transdanubien neu angelegt worden, schätzungsweise im Bereich Kagran. Die Wagramer Straße wäre dann im Stil der Karl-Marx-Allee von Berlin ausgebaut worden  :)

Durch den Ersten Bezirk wären zwei Transitlinien gebaut worden, um die voneinander getrennten Teile von West- und Ost-Wien zu verbinden. Diese Linien wären ziemlich genau den heutigen Linien U1 und U3 gefolgt, nur mit dem Unterschied, dass es am Stephansplatz keine Umsteigeverbindung gegeben hätte. Diese wäre erst nach 1990 mühsam gebaut worden.

Allerdings hätte man auch praktischerweise die britischen Bezirke 3 und 11 mit den sowjetischen Bezirken 4 und 10 tauschen können.

West-Wien hätte noch einen Flughafen gebraucht, um eine Luftbrücke zu gewährleisten. Dafür hätte sich die Simmeringer Haide angeboten.

In West-Wien wäre wohl die Straßenbahn nach und nach eingestellt worden und durch Busse und U-Bahn ersetzt, zumal die Radiallinien alle auch ihre Schleifen am Ring, der ja Sperrzone wurde, verloren haben. In Ost-Wien wäre die Straßenbahn weiter betrieben worden. Transdanubien wäre wohl massiv urbanisiert worden, die Straßenbahn wäre dort in der Mitte breiter Boulevards gefahren, ähnlich wie heute in Warschau. Ergänzt worden wäre das Straßenbahnnetz mit O-Bussen.

Um das Beste der verschiedenen Systeme der Warschauer-Pakt-Staaten für Wien zu finden: Die Regionalbahnen im Weinviertel wären ab Stammersdorf ähnlich wie die Budapester HÉV geführt worden. Der Nordbahnhof wäre der wichtigste Bahnhof geworden, von dort wären alle Fernzüge nach Budapest, Bratislava, Prag, Warschau und Ost-Berlin gestartet. Vom Westbahnhof wären West-Transitzüge nach Enns und zum Semmering losgefahren. Der Franz-Josefs-Bahnhof wäre abgerissen worden, da die Verbindung Kloburg-Tulln für die Westzone uninteressant wäre. Auch der Süd/Ostbahnhof wäre zu einem Regionalbahnhof verkommen, wo nur die Züge der ÖDR nach Wiener Neustadt und Eisenstadt losgefahren wären (über Aspangbahn).

Wagenmaterial: Die U-Bahn in Ost-Wien wäre mit sowjetischen Zügen gefahren (wie auch Prag und Budapest). Straßenbahnen: Möglicherweise hätte das heutige Bombardier-Werk am Donaufeld einfach Tatras und russische KTM in Lizenz produziert.

Naja, wie auch immer: 1990, nach Abriss der Wiener Mauer, gibt es große Brachflächen in innerstädtischer Top-Lage und die Immobilienentwickler reiben sich die Hände! Die Plattenbausiedlungen in Transdanubien hingegen werden soziale Brennpunkte, wo Neonazis regelmäßig "Ausländer" und "Linke" zusammenschlagen und abstechen, die Polizei geht dort gar nicht mehr hin. Favoriten hingegen ist cool und wird der Wiener Prenzlberg. An der Laxenburger Straße eröffnet ein Ostalgie-Lokal neben dem anderen und Bobos wie Touristen freuen sich.


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Re: Schienenstücke zu kaufen :-)
« Antwort #37 am: 22. Dezember 2014, 21:48:42 »
Ohne jetzt die Auswirkungen, die eine Eingliederung in den Ostblock zweifelsohne gehabt hätte, verharmlosen zu wollen: Der Franzlbahnhof wurde auch ohne Kommunismus abgerissen, der Ostbahnhof ist auch so zu einem Regionalbahnhof verkommen und die Donau ist aufgrund der schieren Breite nach wie vor ein trennendes Element in dieser Stadt, das im Gegensatz zu einer Mauer nicht einfach abgerissen werden kann.
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Mark Twain über die Wienerstadt.

Linie 41

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Re: Schienenstücke zu kaufen :-)
« Antwort #38 am: 22. Dezember 2014, 21:51:58 »
...und die Eisenbahnen im Ostteil hießen immer noch kkStb.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

Petersil

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Re: Schienenstücke zu kaufen :-)
« Antwort #39 am: 22. Dezember 2014, 21:58:51 »
Nicht viel eher BBÖ? 8)

W_E_St

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Re: Schienenstücke zu kaufen :-)
« Antwort #40 am: 22. Dezember 2014, 22:44:20 »
Nicht viel eher BBÖ? 8)
DR, weil man sich nicht getraut hat, den status quo der NS-Zeit zu ändern, aus Angst die Legitimation zu verlieren oder so ähnlich.

Eine Teilung Österreichs wäre aufgrund der geringen Größe jedenfalls ziemlich witzlos gewesen.

Ach ja und in den Lohnerwerken wären wenn überhaupt Tatras in Lizenz gebaut worden, aber vielleicht auch ganz etwas anderes - in der Theorie war ja jedes Land auf ein bestimmtes Industrieprodukt spezialisiert, jedenfalls im Verkehrssektor - Schiffe aus der DDR, Dieseltriebwagen aus Ungarn, Straßenbahnen aus der Tschechoslowakei, U-Bahnen aus der Sowjetunion. Eventuell hätte Wien allerdings genau wie Gotha kurzerhand halblegal weitergebaut, erst M, K, G und was weiß ich was neu karossiert und dann eigene Wagen als "Umbauten" deklariert... L4 und so  >:D

Gar so weit entfernt von der Gothaer Realität waren ja T1, T2, D(1) und L3 auch entschieden nicht. Ebenso wenig wie der Weiterbau der L3 in modifizierter Form als L4 und die Bastelei mit den F aus Personalmangel. Und im Weiterwurschteln sind die Wiener bekanntermaßen Spitze, die hätten dieses Programm potenziell gegen die Sowjets beinhart durchgezogen.
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(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")