Autor Thema: Arsenal  (Gelesen 8900 mal)

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Arsenal
« am: 26. März 2015, 10:34:28 »
Das Arsenal-Areal ist ja schon länger im begerhlichen Fokus der Stadtentwicklung. Ich mag diese ruhige, abgelegene Lücke in der Stadt, in der die Zeit etwas stehengeblieben ist. In letzter Zeit kam etwas Bewegung rein, die großen Hallen im Bereich des Arsenal-Research werden umgebaut, universitäre Nutzungen sind vorgesehen. Die beiden Hallen sind sehr interessant, vor allem bei der sogenannte "Panzerhalle" ist durch die laufenden Teilabbrüche die Konstruktion sichtbar. Das Tragwerk ist denkmalgeschützt, der später eingebaute massive "Tisch" kommt raus - er ist rätselhaft, in etlichen Metern Höhe ist er irgendwann 1940..50 eingebaut worden, ohne kraftschlüssige Verbindung zum restlichen Gebäude. Die Deckenlast von 2500 kg/m2 steht im Widerspruch zur völlig fehlenden Zugänglichkeit (gab nur einen kleinen Lift und ein Stiegenhaus). Die ursprüngliche Nutzung ist ebenso unklar, möglicherweise war es ein Luftschiffhangar im I. Weltkrieg - die assymmetrische Mittelsäulenstellung und die riesige freigehaltene Fläche an der Stirnseite würden darauf hindeuten.

Die zweite Halle nennt sich "Siemenshalle" und wurde für Starkstromversuche genutzt; die Uni hatte Hörsäle dort. Leider ist die Bausubstanz extrem schlecht, das Dach muss abgetragen werden, damit wird auch die Oberlichtenreihe wegfallen.

Während die Siemenshalle weiterhin für Versuche genutzt werden wird, bleibt vom interessanten Raum der Panzerhalle leider nichts übrig: Sie wird ein Motorenprüfstand, Zwischendecken werden eingezogen, der Innenraum mit Technikcontainern gefüllt.

Eine massive Charakteränderung wird das Areal leider durch eine neue Durchzugstraße erfahren: über eine bereits gebaute Brücke wird der verkehr vom 10. Bezirk über das östliche Gleisvorfeld des HBF direkt ins Arsenal geführt, bis zur Kreuzung Gürtel#Tangente. Die Straßenbauarbeiten werden in den nächsten Tagen begonnen. Mein Tipp also: hingehen, anschauen! Die Abbrucharbeiten an der Panzerhalle sind gut von aussen zu beobachten und höchst sehenswert.

Auf dem Überblicksbild ist die Panzerhalle links, die Siemenshalle rechts, weiss, mit dem Schornstein. Weitere Infos: http://www.univercity2015.at/

Noch kurz eine Erklärung der statischen Konstruktion der Panzerhalle: Die ganze Halle ruht auf zwei Pfeilern in der Halle und den Stirnwänden. Zwischen diesen vier Punkten wurde eine "Bogenbrücke" mit drei Feldern gebaut, auf den Bogenscheiteln liegen die Dachrippen auf. Längs, von den Bögen abgehängt, ein massives aussteifendes Zugband aus Beton. Die schlanken Aussenstützen balancieren nur die Dachträger, dienen aber kaum zur Lastabtragung und sich auch nur ganz seicht fundamentiert! Alle anderen Stützen tragen nur den eingebauten "Tisch".
Harald A. Jahn, www.tramway.at

haidi

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Re: Arsenal
« Antwort #1 am: 26. März 2015, 11:07:09 »
Das Arsenal-Areal ist ja schon länger im begerhlichen Fokus der Stadtentwicklung. Ich mag diese ruhige, abgelegene Lücke in der Stadt, in der die Zeit etwas stehengeblieben ist. In letzter Zeit kam etwas Bewegung rein, die großen Hallen im Bereich des Arsenal-Research werden umgebaut, universitäre Nutzungen sind vorgesehen. Die beiden Hallen sind sehr interessant, vor allem bei der sogenannte "Panzerhalle" ist durch die laufenden Teilabbrüche die Konstruktion sichtbar. Das Tragwerk ist denkmalgeschützt, der später eingebaute massive "Tisch" kommt raus - er ist rätselhaft, in etlichen Metern Höhe ist er irgendwann 1940..50 eingebaut worden, ohne kraftschlüssige Verbindung zum restlichen Gebäude. Die Deckenlast von 2500 kg/m2 steht im Widerspruch zur völlig fehlenden Zugänglichkeit (gab nur einen kleinen Lift und ein Stiegenhaus).
Kann es sein, dass man darunter wichtiges Gerät abgestellt hat, um es bei Bombenangriffen zu schützen (Dacheinsturz etc.)?
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

coolharry

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Re: Arsenal
« Antwort #2 am: 26. März 2015, 11:10:41 »
Laut Wien Heute kommt in die Panzerhalle die Strömungsversuchsanstalt.

http://tvthek.orf.at/program/Wien-heute/70018 Rubrik: Neues Forschungszentrum
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

tramway.at

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Re: Arsenal
« Antwort #3 am: 26. März 2015, 11:10:56 »
Das Arsenal-Areal ist ja schon länger im begerhlichen Fokus der Stadtentwicklung. Ich mag diese ruhige, abgelegene Lücke in der Stadt, in der die Zeit etwas stehengeblieben ist. In letzter Zeit kam etwas Bewegung rein, die großen Hallen im Bereich des Arsenal-Research werden umgebaut, universitäre Nutzungen sind vorgesehen. Die beiden Hallen sind sehr interessant, vor allem bei der sogenannte "Panzerhalle" ist durch die laufenden Teilabbrüche die Konstruktion sichtbar. Das Tragwerk ist denkmalgeschützt, der später eingebaute massive "Tisch" kommt raus - er ist rätselhaft, in etlichen Metern Höhe ist er irgendwann 1940..50 eingebaut worden, ohne kraftschlüssige Verbindung zum restlichen Gebäude. Die Deckenlast von 2500 kg/m2 steht im Widerspruch zur völlig fehlenden Zugänglichkeit (gab nur einen kleinen Lift und ein Stiegenhaus).
Kann es sein, dass man darunter wichtiges Gerät abgestellt hat, um es bei Bombenangriffen zu schützen (Dacheinsturz etc.)?

Das wär natürlich ein Denkansatz!
Harald A. Jahn, www.tramway.at

martin8721

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Re: Arsenal
« Antwort #4 am: 26. März 2015, 11:34:20 »
Wow!
Sehr spannende Bilder!  :up:
Aber was ist denn das für ein Kinosaal?!  :o

moszkva tér

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Re: Arsenal
« Antwort #5 am: 26. März 2015, 12:24:07 »
Coole Bilder,

Hinweis an die Admins: Vor 2-3 Jahren habe ich auch einmal Bilder aus dem Arsenal gepostet. Kann man die Threads vielleicht zusammenlegen?

RobertK

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Re: Arsenal
« Antwort #6 am: 26. März 2015, 23:38:04 »
Eine massive Charakteränderung wird das Areal leider durch eine neue Durchzugstraße erfahren: über eine bereits gebaute Brücke wird der verkehr vom 10. Bezirk über das östliche Gleisvorfeld des HBF direkt ins Arsenal geführt, bis zur Kreuzung Gürtel#Tangente. Die Straßenbauarbeiten werden in den nächsten Tagen begonnen.
Oh, und ich dachte, die Brücke (jene auf Höhe der Objekte 5 und 6) würde an die Arsenalstraße angebunden...

Was sollte dann das ganze Theater um die Durchbindung der Ghegastraße, war das ein Ablenkungsmanöver? Vor ein paar Wochen hat ja noch der Bezirksvorsteher versichert, dass man dort nicht geradeaus wird fahren können (obwohl die Unterführung unter der Bahn schon fertig ist), damit es zu keinem höheren Verkehrsaufkommen in der Ghegastraße kommt, und jetzt baut man eine Straße mitten durch's Arsenal?

Wie wird die Rampe von der Brücke auf das Straßenniveau verlaufen? Der Höhenunterschied ist ja ernorm. Ich dachte zuerst an eine Rampe auf dem Gelände vor dem Objekt 6, aber offenbar bekommen nun die Bewohner des Objektes 5 eine Brücke direkt vor ihre Fenster gesetzt?

Das Objekt 6 ist ja auch eine traurige Angelegenheit. Zuerst lässt man es verfallen, und irgendwann wird es dann wohl heißen, dieser "Schandfleck" müsse weg...

coolharry

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Re: Arsenal
« Antwort #7 am: 27. März 2015, 07:50:23 »
Eine massive Charakteränderung wird das Areal leider durch eine neue Durchzugstraße erfahren: über eine bereits gebaute Brücke wird der verkehr vom 10. Bezirk über das östliche Gleisvorfeld des HBF direkt ins Arsenal geführt, bis zur Kreuzung Gürtel#Tangente. Die Straßenbauarbeiten werden in den nächsten Tagen begonnen.
Oh, und ich dachte, die Brücke (jene auf Höhe der Objekte 5 und 6) würde an die Arsenalstraße angebunden...

Was sollte dann das ganze Theater um die Durchbindung der Ghegastraße, war das ein Ablenkungsmanöver? Vor ein paar Wochen hat ja noch der Bezirksvorsteher versichert, dass man dort nicht geradeaus wird fahren können (obwohl die Unterführung unter der Bahn schon fertig ist), damit es zu keinem höheren Verkehrsaufkommen in der Ghegastraße kommt, und jetzt baut man eine Straße mitten durch's Arsenal?

Wie wird die Rampe von der Brücke auf das Straßenniveau verlaufen? Der Höhenunterschied ist ja ernorm. Ich dachte zuerst an eine Rampe auf dem Gelände vor dem Objekt 6, aber offenbar bekommen nun die Bewohner des Objektes 5 eine Brücke direkt vor ihre Fenster gesetzt?

Das Objekt 6 ist ja auch eine traurige Angelegenheit. Zuerst lässt man es verfallen, und irgendwann wird es dann wohl heißen, dieser "Schandfleck" müsse weg...

Die Straße durchs Arsenal ist seit gut 10 Jahren genau so in Planung wie von Tramway.at beschrieben.

[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]

Die Durchbindung der Ghegastraße steht im Leitbild des Hauptbahnhofes und das auch schon seit gut 10 Jahren.

Das Objekt 6 wolltens schon früher mal abreissen lassen. Da kam ein Njet vom Denkmalschutz. Seit dem wirds als Magazin verwendt bzw. steht teilweise leer. Auf der anderen Seite sind ja die Tennisplätze.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

RobertK

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Re: Arsenal
« Antwort #8 am: 27. März 2015, 22:21:57 »
Danke für die Info, diese Straße wäre ja nicht das größte Problem. Ich meinte aber die zweite neue Brücke über die Gleise, die links in der Mitte des Luftbildes zu sehen ist. Wo wird die hinführen? Ich hatte nämlich befürchtet: schnurgerade bis zur Kreuzung am Wildgansplatz.

Zur Ghegastraße: hier hat unser geliebter Bezirksvorsitzender vor kurzem für eine "Verkehrsberuhigung" gesorgt:

http://www.meinbezirk.at/wien-03-landstrasse/chronik/politiker-verbieten-schleichweg-d1278295.html

Werner1981

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Re: Arsenal
« Antwort #9 am: 27. März 2015, 23:43:29 »
Die zweite Brücke ist nur für Fußgänger und Radfahrer.

Irgendwie müssen die neuen Bewohner ja zur Autobahn kommen. Da gab es drei Möglichkeiten: Über Arsenalstraße und Gürtel - dann hätte man den Gürtel auf drei Spuren pro Richtung auf Kosten des Schweizer Gartens verbreitern müssen. Über die Ghegastraße - da waren die Anrainer dagegen und die Kreuzung Gürtel / Ghegastraße ist jetzt schon an ihrer Kapazitätsgrenze. Also bleibt nur die neue Straße durchs Arsenal zum Wildgansplatz.

W_E_St

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Re: Arsenal
« Antwort #10 am: 30. März 2015, 14:14:10 »
Danke für die Info, diese Straße wäre ja nicht das größte Problem. Ich meinte aber die zweite neue Brücke über die Gleise, die links in der Mitte des Luftbildes zu sehen ist. Wo wird die hinführen? Ich hatte nämlich befürchtet: schnurgerade bis zur Kreuzung am Wildgansplatz.

Nein, die endet an der Arsenalstraße mit einem riesigen Aufzug(!) für Radfahrer.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

phil1296

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Re: Arsenal
« Antwort #11 am: 04. April 2015, 19:46:19 »
Das Objekt 6 gehört der Telekom. Hier sind eigene Masten aufgestellt worden, wo die Lehrlinge lernen mit dem Steigeisen heraufzuklettern.
Lieber 67er nach Oberlaa, ich werde dich vermissen!

tramway.at

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Re: Arsenal
« Antwort #12 am: 13. Mai 2015, 17:35:42 »
Ich habe meine Arbeit im Arsenal gestern fortgesetzt:
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Arsenal
« Antwort #13 am: 13. Juli 2015, 12:00:28 »
Mir ist diese interessante Luftaufnahme untergekommen:
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Re: Arsenal
« Antwort #14 am: 13. Juli 2015, 21:10:40 »
Mir ist diese interessante Luftaufnahme untergekommen:

Austroflug 1930 ?

Zeitlich kann ich's nicht einordnen. Die "Panzerhalle", die ja eigentlich wahrschinlich eine Luftschiffhalle war, hatte nach "hinten" ein großes Tor für diese; auf dem Foto steht aber ein Gebäude im Weg, so hätte man die Schiffe nicht aushallen können. Also wars nicht grad im 1. Weltkrieg.
Harald A. Jahn, www.tramway.at