Ganz einfach, die Öbb lässt einen bestens und vorallem für ihre anschließenden Wege angebundenen Bahnhof(Westbahnhof) "verkommen" zu einem Regionalbahnhof mit besten Anschlussmöglichkeiten.
Nein, da geht es nicht um "verkommen", sondern um eine in sich logische Systemänderung, die man jetzt mögen kann oder nicht; aber ein zentraler Knoten Hauptbahnhof (mit Meidling) und das Führen von Taktzügen des Fernverkehrs zum Westbahnhof schließen einander nun einmal aus. Die Stadt Wien hätte genug Zeit gehabt, um sich darauf einzustellen.
Was man vielleicht kritisieren kann, ist der fehlende Ausbau der Verbindungsbahn, und dass sich dieser noch elends lange bis nach 2020 ziehen wird. So können leider noch immer keine attraktiven Intervalle zwischen Hütteldorf - Wien Meidling - Hauptbahnhof angeboten werden.
Ich verstehe ohnehin nicht, wieso man daraus ein Monsterprojekt macht und es um ein Jahrzehnt nach hinten verschiebt. Im jetzigen Fahrplan würde sich ein 15-Minuten-Takt auf der Verbindungsbahn schon ausgehen; da sollten sich die Züge gerade in Hütteldorf bzw vor St Veit kreuzen und daher würde der eingleisige Abschnitt kein Problem darstellen (vorausgesetzt, ich habe mich nicht verschaut). Die Zugsdichte wäre auch nicht höher als früher mit Fern- und Güterverkehr.
Das Problem wäre die Einbindung in die Stammstrecke: Außerhalb der HVZ könnten die Züge in der Trasse einer in Meidling beginnenden Schnellbahn nach Floridsdorf weiterfahren; in der HVZ sind diese Trassen aber von Liesing kommend belegt; ob man in Meidling einen Bahnsteig zum Wenden auftreiben kann, kann ich auf die Schnelle nicht sagen. Mit dem Ausbau der Pottendorfer Linie ist aber mehr Flexibilität im Südbahn-NV drinnen, da würde sich hoffentlich eine Lösung finden lassen. Und dann sprechen wir von 15-Minuten-Takt schon beginnend ca 2020 und nicht erst irgendwann 2025.
Warum man daraus so ein Riesenprojekt macht, verstehe ich nicht: Die zwei zusätzlichen Haltestellen und die eine oder andere Unterführung könnte man auch "nebenbei" errichten, das wäre nicht das erste Mal. Und sich dann was Gscheites für den Knoten St Veit überlegen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr halte ich den Ausbau der Verbindungsbahn Richtung Hütteldorf für einen schweren Fehler. Hütteldorf ist seit Dezember 2015 de facto nur mehr ein kleiner untergeordneter Busknoten (die Verknüpfung Westbahn/S45 geht ja in Penzing genauso). Auf diesen alle übergeordneten Verkehrsmittel auszurichten, ist eine Verdrehung der Prioritäten, die mMn besagen sollten: Hochrangige Verkehrsmittel sind zuerst zu planen und bestmöglich miteinander und mit dem *wichtigen* Oberflächenverkehr zu verknüpfen, und nicht primär an Lokallinien auszurichten (Penzing ermöglicht ja auch Anschluss an den 52er).
Deswegen ist Hütteldorf/Penzing nicht mit Heiligenstadt/Spittelau vergleichbar: Erstens wurde letzterer Doppelknoten ja de facto neu errichtet (und wenn man was ganz neu baut, kann man natürlich anders planen und investieren, als wenn man an bestehenden Strecken anknüpft). Zweitens hat Heiligenstadt zwar keine Straßenbahn, aber die S45 und die wichtigen, über den bloßen Lokalverkehr hinausgehenden, Buslinien 10A und 11A (und man komme mir bitte nicht mir der U4 in Hütteldorf: im REX-Verkehr ist es *kein* Problem, sowohl in Hütteldorf als auch in Penzing anzuhalten. Das Problem mit Heiligenstadt/Spittelau ist auch nicht der Doppelhalt der FJB, der spielt überhaupt keine Rolle, sondern, wenn überhaupt, die fehlende Anbindung der U6 an den Knoten Heiligenstadt, der aus meiner Sicht im Gesamtsystem deutlich wichtiger ist, als der Busknoten Hütteldorf).
Der Rest ist viel Gejammere, weil eben jetzt alles anders und neu ist. Der Westbahnhof verkommt übrigens mitnichten. Ich war heute dort und habe zahlreiche Fahrgäste dort angetroffen, die die Verbindungen Richtung St. Pölten nutzen. Der einzige Unterschied zu früher ist, dass Pendler- und Fernreisezüge (ausgenommen Westbahn) eben jetzt von verschiedenen Bahnhöfen abfahren und nicht mehr von einem gemeinsamen.
Naja, objektiv gibt es natürlich schon erheblich Benachteiligte; die Anrainer vom Westbahnhof ein bisschen (aber die sind mit der U6 gut an Meidling angebunden), die Anrainer der S45 stark. Siehe oben, und die Stadt Wien verschläft das völlig. Aber dennoch: Ein ÖV-System kann es nunmal nicht jedem recht machen, der Knoten Hbf-Meidling schöpft enorme Potentiale, die erst in einigen Jahren oder sogar einem Jahrzehnt wirklich sichtbar werden.