Das ist richtig, es wird aber durch Privatisierung sicher nicht besser, sondern für den Öffnützer schlechter, da Private nur auf den Gewinn schauen, d.h. die Intervalle werden so gestreckt, daß jeder Zug bzw. Bus gerade randvoll ist.
Und die Infrastruktur ist denen noch mehr egal, siehe England.
Die Intervalle sind im Verkehrsdienstevertrag vorgegeben und die Infrastruktur wird nicht privatisiert. Und ich sehe nicht, dass Blaguss, DR und Gschwindl für den Fahrgast ein schlechteres Service liefern, eher im Gegenteil. Wenn man schon über Privatisierung diskutiert, dann bitte sachlich.
Man werfe einen Blick auf das deutsche Bahnsystem, das ja bekanntlich bei Ausschreibungen sehr viel weiter ist als das österreichische. Besser ist es deshalb lange nicht. Kaum eine Übergabe von Betreiber A zu Betreiber B klappt noch reibungslos, weil dem alten Betreiber das Personal schon vor dem Stichtag davonläuft und/oder der neue Betreiber am Stichtag zu wenig Personal und/oder zu wenig Fahrzeuge hat. Oft gibt es über Monate eingeschränkten Betrieb.
Eine einfache Verlängerung von Zügen braucht eine Vorlaufzeit von bis zu zehn Jahren, weil der aktuelle Betreiber nicht genug Fahrzeuge hat und auch nicht gewillt ist, neue zu beschaffen, solange der Nachfolgeauftrag nicht gesichert ist (aus seiner Sicht wirtschaftlich vernünftig, aus Sicht des Bahnsystems fatal). (Und dann geht es auch nur, wenn nicht auch noch im Rationalisierungswahn der 90er und 00er Jahre zu stark verkürzte Bahnsteige an der Strecke liegen.) Gerade kleinere Betreiber haben gar keine Fahrzeuge, um größere Fahrzeugausfälle zu verkraften oder überhaupt nur Mehrbedarf zu stemmen (in der Sächsischen Zeitung machte letzte Woche eine Meldung die Runde, dass das regionale Eisenbahnunternehmen nicht garantieren könne, dass eine ANGEMELDETE Kindergruppe den Zug nutzen könne - früher war die Eisenbahn mal ein Massenverkehrsmittel, in Deutschland ist sie es immer weniger).
Dazu kommt, dass die Verantwortlichkeiten völlig zersplittert sind: alle verdienen Geld, aber keiner ist schuld. (Die 68er nannten es zu recht: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.) Insofern ist mir die österreichische Variante viel lieber: ja, die Leitungsebene von ÖBB und WL sind reine Freunderlwirtschaft, natürlich geht es nicht um Qualifikation (man muss aber schon ziemlich naiv sein, um zu glauben, dass es bei der Besetzung hochrangiger Positionen bei der DB um Qualifikation geht). Der große Vorteil aber: wenn etwas wirklich schief geht, fällt das direkt auf den jeweiligen Verkehrsminister bzw. die Wiener SPÖ zurück. Und so haben sie ein Interesse daran, das System nicht völlig totzusparen (auch wenn das beim Gleisnetz der WL z.T. auch schon grenzwertig ist).
In Deutschland zeigt man, wenn wegen ein paar Schneeflöckchen eine Großstadt wie Leipzig tagelang vom Bahnverkehr abgehängt ist, schulterzuckend im Kreis aufeinander. Passierte das gleiche in Graz, könnte sich der Verkehrsminister einiges anhören, bis hin zu Rücktrittsforderungen. Das gleiche gilt für die Wiener SPÖ, wenn die schlechte Gleislage in Wien einmal zu einer Entgleisung, womöglich mit Personenschäden, führte.
Tut mir Leid, dass das nochmal off-topic war. Aber das musste ich bei allem Privatisierungsjubel noch loswerden... Und dabei bin ich noch gar nicht auf die Nachteile für die Mitarbeiter eingegangen.