Bei meinem Besuch in Lemberg konnte ich zwar die neue Tram nicht sehen.
Ich schon. Ich konnte damit sogar zum Bahnhof fahren. Fazit: Das Fahrzeug wirkt im Vergleich zum restlichen Straßenbahnbetrieb wie ein Sprung um 20 bis 30 Jahre nach vorne. Die Fahrgastinformation* ist für ukrainische Verhältnisse sensationell: Es gibt eine Laufschriftanzeige hinter der Fahrerkabine, die alle Haltestellen der Linie (leider viel zu schnell) herunterspult. Außerdem sind Monitore vorhanden, aus denen aber irgendeine Zwangsbeschallung mit Popmusik ertönt. Ich hatte außerdem den Eindruck, dass die Straßenbahn mit einem Sicherheitsmann besetzt war, der nur darauf achten sollte, dass die Fahrgäste nichts kaputt machen.
Im Gegensatz zum ULF gibt es im 1. Modul aber sogar einen ganz brauchbaren Auffangraum. Dafür, dass das Ding meterspurig ist, ist es also nicht so schlecht. Wie es mit dem Gleiszustand zurecht kommt, wird sich aber noch zeigen. Bauarbeiten finden ja im Zentrum bereits statt, dort sind einige Straßen (auch ohne Tramway) aufgegraben.
Der Fahrscheinverkauf durch einen kleinen Schlitz in der Tür hinter der Fahrerkabine wirkt antiquiert. Zu allem Überfluss gibt es jetzt auch Fahrscheinautomaten in manchen Haltestelle, aber diese nehmen nur Scheine. Ein Fahrschein kostet 1,50 UAH. Die kleinsten Scheine gibt es aber nur im Wert von 1 UAH. Wenn man eine ungerade Anzahl Fahrscheine kauft, hat man ein Problem. Die Verkehrsbetriebe haben sich aber dafür etwas ausgedacht: Das nicht auszahlbare Wechselgeld wird an eine von 4 auswählbaren Organisationen gespendet.
* Das ist etwas, woran sie generell im ganzen Land noch arbeiten müssen, allerdings dürfte das eine kulturelle Sache sein. Individualtouristen gibt es sehr wenige - und die wenigen, die es gibt, müssen halt nachfragen. Die Einheimischen wissen sowieso, wo die Verkehrsmittel hinfahren. In Lemberg gibt es aber zumindest brauchbare Haltestellenansagen, auch wenn ich die englischen Ansagen (ausgenommen den Bahnhof) weglassen würde. Nach spätestens der dritten Haltestelle merkt jeder Tourist, dass "nastupna supynka" "nächste Haltestelle" heißt, und Straßennamen zu übersetzen war noch nie eine gute Idee.