Autor Thema: Mülltonnen anno dazumal (war: Bahnhof Grinzing)  (Gelesen 5010 mal)

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WIENTAL DONAUKANAL

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Re: Mülltonnen anno dazumal (war: Bahnhof Grinzing)
« Antwort #15 am: 05. August 2020, 13:51:56 »
Ein typischer Wiener Hinterhof etwa 1960 (Foto: WienMuseum).

LG nord22

Bei dem Bild hab ich gleich diesen Geruch in der Nase, nachdem der Innenhof meiner Kindheut gerochen hat. Eine Mischung aus Katzenurin, Rattenurin, Taubenscheiße und feuchter Moder.

...und angebrannter Kohl.
Köch bitte - so viel Nostalgie muss sein.

Mistkübler war damals ein wirklich schwerer Job, die hatten einen Gürtel mit starker Lederauflage links und rechts (ca. 10 cm), da habens die Kübel eingehängt, auf der andren Seite mit jeweils einem Arm gehalten und sie so aus dem Haus raus bugsiert, oft über Stufen einen Halbstock rauf etc. Wenns das nicht mehr geschafft haben, sinds zu den Straßenkehrern gekommen.

Quoting repariert

Das habe ich mir nicht getraut weil man hier im Forum zum Schönsprechschreiben angehalten wird.

Zur Ergänzung deiner Beschreibung zwei Kurzfilme:

https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/M%C3%BCllabfuhr

haidi

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Re: Mülltonnen anno dazumal (war: Bahnhof Grinzing)
« Antwort #16 am: 05. August 2020, 15:03:18 »
Die im 1. Film gezeigte Technick (2 Mann nehmen den Kübel in die Mitte) habe ich nie gesehen, allerdings war es in den Gemeindebauten üblich, dass die Kübel außerhalb der Häuser auf Straßenniveau standen. Da hatte dann ein Mistkübler zwei Kübel links und rechts angehängt. Kann auch sein, dass sie das so gemacht haben, weil sie dann früher beim Wirtn waren.
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hema

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Re: Mülltonnen anno dazumal (war: Bahnhof Grinzing)
« Antwort #17 am: 05. August 2020, 17:29:11 »
Die vollen Kübel haben sie normalerweise seitwärts gerollt, eine Hand mit einem Lederfäustling oben auf dem Knopf am Deckel. Die leeren haben sie dann getragen, so wie du es beschrieben hast. Es hat aber auch einmal so irgendwelche Rodeln gegeben, mag sein, nur für eine bestimmte Art von Kübeln!?
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haidi

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Re: Mülltonnen anno dazumal (war: Bahnhof Grinzing)
« Antwort #18 am: 05. August 2020, 18:57:33 »
Die vollen Kübel haben sie normalerweise seitwärts gerollt, eine Hand mit einem Lederfäustling oben auf dem Knopf am Deckel. Die leeren haben sie dann getragen, so wie du es beschrieben hast. Es hat aber auch einmal so irgendwelche Rodeln gegeben, mag sein, nur für eine bestimmte Art von Kübeln!?
Ging nicht bei den im 1. Video bei Sekunde 20 zu sehendem Kübel, der hatte oben einen Henkel, mit dem der Deckel beim Mistausleeren nach vorne/unten gezogen wurde.
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W_E_St

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Re: Mülltonnen anno dazumal (war: Bahnhof Grinzing)
« Antwort #19 am: 06. August 2020, 21:24:06 »
Die drei Drähte deuten auf Edison-Gleichstrom (220/440 V).

Was genau bedeutet der markierte Begriff? Wikipedia schweigt sich dazu aus.

Konkret gemeint war "Dreileiter-Gleichstrom". Das bedeutet, dass der Generator eine Mittelanzapfung hat, die geerdet wird. Damit erzeugt er zwei Spannungen, eine zwischen Minus bzw. Plus und der Mitte und eine doppelt so hohe zwischen Plus und Minus. In Wien war das normalerweise 220 und 440 V. Hausanschlüsse und Gewerbe-Anschlüsse hatten meistens alle drei Leiter, Wohnungen und Einfamilienhäuser nur Plus und Mitte oder Minus und Mitte. Große Motoren, etwa von Aufzügen, wurden an 440 V angeschlossen.

In den USA hat man aus eher unklaren Kompatibilitätsgründen für Wechselstrom ein nicht unähnliches System gewählt, dabei hat halt nicht der Generator, sondern die Sekundärwicklung des Trafos einen geerdeten Mittelpunkt. Ein Gedanke mag gewesen sein, dass man sich in der Einschicht so eine Phase auf der Mittelspannungsebene und damit bares Geld spart. Und Einschicht gibt es in den USA mehr als genug! In Österreich gibt es so ein System für eine besondere Spezialanwendung, und zwar die Weichenheizungen der ÖBB. Das sind einphasige Trafos, die von der Fahrleitung mit 15 kV/16,7 Hz versorgt werden und sekundär die äußerst obskure Nennspannung 231/462 V ausgeben.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")