Mir wären 12er, 25er und 27er sowieso deutlich lieber als Strassenbahnausbauten nach Niederösterreich! Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg!
Es ist halt nur die Frage, was für die Verkehrsreduktion wichtiger wäre. Da bin ich mir nämlich nicht sicher, ob die Umlandstraßenbahnen da nicht wichtiger wären. Nur weil du persönlich eine gewisse Verbindung nicht brauchst, heißt es nämlich nicht, dass sie wichtiger wäre, als eine Verbindung, die du gerne hättest.
Zum einen wird sich am Modal Split nichts ändern, solange man die Autofahrenden aus dem Umland mittels breiter Straßen und lächerlicher Parkgebühren praktisch einlädt, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Sonst wäre doch z.B. die Triester Straße viel leerer, immerhin gibt es in ihrem Einzugsgebiet mit Südbahn, Aspangbahn, z.T. Pottendorfer Linie, Badner Bahn und vielen relativ häufig verkehrenden Buslinien ein dichtes Öffinetz. Das gleiche auf der Westeinfahrt: Westbahn, neue Weststrecke, U4 - und trotzdem schafft man es noch nicht einmal, zulasten des MIV den Wientalradweg vernünftig auszubauen. Und dann soll die Bim nach Schwechat den großen Wandel bringen?
Zum anderen: warum sollten 12er, 25er und 27er eigentlich nicht von Pendlerinnen und Pendler benützt werden? Es pendeln ja nicht alle zum Stephansplatz.
Aussage eines Stadtplaners: "Der Kampf um den Modal Split entscheidet sich an der Stadtgrenze"
Ich weiß nicht: sicher ist da was dran, aber zugleich ist das praktisch eine Einladung, Defizite in Stadtplanung und ÖV-Netz zu ignorieren. Die Beispiele habe ich ja schon mehrmals angebracht:
- Der Barbara-Prammer-Hof, weit weg vom ÖV und Einkaufsmöglichkeiten (selbst des alltäglichen Bedarfs) - wie wird da wohl das Mobilitätsverhalten aussehen?
- Neu Leopoldau (das alte Gaswerk) mit seinen peripher gelegenen Bushaltestellen - der Bus nach Leopoldau fährt halbstündlich, nur bis 21 Uhr und hält in Leopoldau weit weg von der U1, der Bus auf der anderen Seite zur Siemensstraße, hat dort aber allenfalls zufällige Anschlüsse zur S-Bahn (weil Humpeltakt bei der S-Bahn, das nächste Thema).
- Überhaupt das über Jahrzehnte gewachsene, völlig unzulängliche Busnetz in Floridsdorf, das selbst dicht besiedelte Gebiete (z.B. Justgasse) nur in eine Fahrtrichtung anbindet und selbst auf stark nachgefragten, aber kurzen Strecken aus diesen Gebieten Richtung Bezirkszentrum (Franz-Jonas-Platz) Umsteigen oder längere Fußwege zum 30er/31er erfordert (Justgasse, Doktor-Franz-Koch-Hof). Dazu noch, gerade an Wochenenden, deutliche Erschließungsdefizite in Strebersdorf und Stammersdorf, und für nicht alltägliche Fahrgast undurchschaubare Liniensignale (irgendwie heißen dort alle Linienführungen, die übrig geblieben sind, 32A...), die Stadtrundfahrt mit dem 29A durch die Großfeldsiedlung, statt die gleichnamige U1-Station aus Floridsdorf kommend direkt anzubinden.
- Anstehende minimale Verlängerungen im Innenstadtbereich (31 zum Schwedenplatz, 57A zum Volkstheater oder Karlsplatz), um Knotenpunkte bzw. wirklich zentrale Orte anzubinden. (Jaja, wir wissen, geht nicht, weil war schon immer so!), aber auch die eingeschränkten Betriebszeiten des 1A, der eine Lücke im Netz schließt.
- Die miserable Integration der frisch ausgebauten Marchegger Ostbahn ins Liniennetz, vor allem durch Aufgabe der Station Hausfeldstraße, aber auch, weil man es Jahre nach Fertigstellung des Abschnitts auf Wiener Gebiet noch nicht geschafft hat, an der Station Hirschstetten eine Haltestelle für den 22A einzurichten.
- Die Pseudo-Anbindung des Nordbahnhofsviertels durch den O-Wagen, viel zu spät und für drei von vier Himmelsrichtungen komplett uninteressant.
- Nicht zu vergessen der Instandhaltungsrückstand bei U- und Straßenbahnen, der zahlreiche Langsamfahrstellen und Betriebsstörungen verursacht.
Die Aufzählung ist bei weitem nicht abschließend, und sie berührt zwei Grundprobleme: Stadt- und Verkehrsplanung werden nicht zusammengedacht, und selbst innerhalb der Verkehrsplanung scheint man nicht miteinander zu reden - sobald die ÖBB etwas bauen, scheint die Stadt Wien auf Durchzug zu schalten und nicht weiter zu denken als zur Mittagspause: siehe Marchegger Ostbahn, siehe aber auch den geplanten Stationsumbau in Speising, wo man offensichtlich nicht vorsieht, am Ausgang Hofwiesengasse eine gemeinsame Haltestelle für Busse und Straßenbahnen mit kurzen Umsteigewegen zwischen allen Verkehrsmitteln zu schaffen.
Und dazu kommt ja noch meine Antwort an Klingelfee: solange man die Autofahrenden aus dem Umland quasi einlädt, bis zum Ring zu fahren, tun sie das auch. Und da habe ich, weil wir uns im Tramwayforum befinden, noch nicht mal mit attraktiven Fuß- und Radwegen angefangen (die natürlich wiederum gerade in engen Stadträumen auch mit Einschränkungen für den MIV zu tun haben).
Insofern sehe ich, um zum ursprünglichen Zitat zurückzukommen, tatsächlich die Gefahr, dass eine solche Aussage dazu führt, die Hände in den Schoß zu legen: "Solange die Bim nicht nach Schwechat fährt, können wir eh nichts tun!"