Wie viele Menschen sterben eigentlich in anderen Städten weil Einsatzfahrzeuge dort nicht jeden Meter Gleis befahren dürfen?
Die Frage stellt man eigentlich nicht. Aber spätestens, wenn du einmal einen solchen Transport benötigst, dann wirst du anders denken. Denn der transportierte Patient wird froh sein, wenn das Einsatzfahrzeug dann diese Strecke befährt. Und nicht nur, weil er womöglich in Lebensgefahr bist, sondern auch weil er an solchen Schmerzen leidest, wo er über jede Sekunde froh bist, was du früher im Spital bist.
Diese Einstellung ist mMn Egoismus an falscher Stelle.
Viele Wörter und Worte, um etwas zu sagen, was man in einem Wort sagen kann: Niemand.
Inkonsequent ist man auch. Ginge es um Einsatzfahrzeuge, wäre doch gerade die Trasse des D-Wagens im Sonnwendviertel zwischen Antonie-Alt- und Marianne-Pollak-Gasse interessant, um Wege abzukürzen. (Was nicht heißen soll, dass ich mir dort eine asphaltierte Trasse gewünscht hätte, es geht nur darum zu zeigen, wie beliebig die Argumentation scheint.) Wenn es darum ginge, dass Einsatzfahrzeuge möglichst schnell vorankommen, hätte man auch die 26er-Brücke am Gewerbepark Stadlau für Straßenfahrzeuge überfahrbar gestaltet, und natürlich im Rechtsverkehr mit Seitenbahnsteigen.
Außerdem wurde ja vor einiger Zeit schon an einem Beispiel aus München gezeigt, dass es auch für die Rettung überfahrbare Rasengleise gibt - sie sind optisch nicht ganz so ansprechend wie klassische Rasengleise, aber immer noch sehr viel besser als die übliche Asphalthölle in Wien. Dazu kommt: nicht alle Straßen, in denen Straßenbahnen eine eigene Trasse haben, sind staugefährdet. Ich denke z.B. an die östliche Quellenstraße - dort würde ein Rasengleis außerdem den öffentlichen Raum deutlich aufwerten.
Ich bin mir sicher, dass die Einsatzorganisationen nicht per se gegen Rasengleise sind - sie müssen nur möglichst schnell am Einsatzort sein, und das kann ja auch mit Rasengleisen sichergestellt werden. Nur ist es halt aus Sicht der Wiener Linien und der Stadt Wien so schön einfach, andere vorzuschieben. Wenn sie Interesse an Rasengleisen hätten, würden sie nach Wegen suchen, die berechtigten Anforderungen der Rettungsorganisationen zu erfüllen und trotzdem möglichst viel Rasengleis zu verbauen, also zwischen Positionen ("Kein Rasengleis!") und Interessen (schnelles Vorankommen) unterscheiden.
In keiner anderen Stadt, deren Verkehrspolitik ich verfolge, käme übrigens jemand auf die Idee, die Anlage von Rasengleisen von Neubaustrecken oder grundlegenden Umbauten zu betonen - weil es einfach selbstverständlich ist.