Die Fertigstellung meiner Zürich-Reportage dauert noch ein bißchen, ich möchte aber ein Thema besonders herausgreifen, das ja derzeit auch in Wien spannend und kontrovers diskutiert wird: Das Straßenbahnmuseum. Gleich vorweg: Ich finde das Museum von Zürich hervorragend gelungen und warum das so ist bzw. welche Ideen sich für Wien anbieten, möchte ich euch in diesem Thread genauer vorstellen. Mir ist bewusst, dass nicht jeder meiner Meinung sein wird, aber das liegt in der Natur der Sache.
Am jeweils letzten Wochenende im Monat gibt es von ca. 13 bis 17 Uhr jede halbe Stunde Zubringerkurse vom Hauptbahnhof nach Burgwies, wo sich das Museum befindet. Hier sehen wir den ersten (von zwei) Museumswagen, der an diesem Wochenende im Einsatz war:
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Die Oldtimer-Wagentypen (aber auch die neuen) haben teilweise recht kuriose Spitznamen bekommen, die auf bestimmte Eigenschaften der Wagen anspielen: Kurbeli oder Pedaler sind da noch recht konservativ, aber Karpfen oder Blinde Kuh schon etwas extravaganter
Dieser Wagen hat den Spitznamen "Elefant", weil er besonders schwer und gedrungen gebaut ist. Gebaut wurden von diesen Einrichtungswagen 50 Stück von 1929 bis 1931 und sie standen bis 1966 im Einsatz.
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Im Unterschied zu unseren Wagen aus der Zeit haben sie eine abgeschlossene Fahrerkabine und einen Mitteleinstieg mit großem Auffangbereich. Im Wagen gibt es noch weitere Details zu lesen und auch der Zugbegleiter hat bei der Begrüßung der Fahrgäste diese Informationen - neben der jeweils nächsten Haltestelle - weitergegeben.
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Die Nullstellung unterscheidet sich von den Wiener Wagen (was in der praktischen Bedienung zuerst gar nicht so einfach ist, wie ich ausprobieren konnte, aber man gewöhnt sich recht rasch um und erwischt's dann meistens
), ansonsten ist als Besonderheit auch noch die Druckluftbremse zu nennen:
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Manche Hinweise gibt es auch bei unseren Oldtimern, andere muten durch die fremde Terminologie seltsam an:
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Obacht vor Wagenkreuzungen! Auch die Abfertigung erfolgt anders als bei uns.
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Hier haben wir nach kurzer Fahrt (die Oldtimer profitieren natürlich genauso von der exzellenten Beschleunigung der Strecke) Burgwies erreicht:
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Und so sieht das Museum aus - (für unsere Verhältnisse) klein, aber oho:
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Der Museumswagen wendet nicht unmittelbar beim Museum, sondern fährt noch drei Haltestellen weiter und benützt die 11er-Schleife. Die Strecke hinauf ist ganz schön steil, was man am Bild nicht gut erkennt:
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Nachdem wir den Eintritt (10 Franken, ca. 8 Euro) bezahlt haben, stehen wir auch schon mitten im Geschehen. Es stehen hier zwar nicht allzu viele Wagen (wieder mit Blick auf das Wiener Museum gesprochen), aber die Auswahl umfasst die wichtigen Etappen der Entwicklung der Straßenbahn - was für mich völlig ausreicht. Ich fände es höchstens ermüdend, wenn von derselben Type fünf gleiche Exemplare nebeneinanderstehen, die sich vielleicht nur durch Sitzer und Steher oder die Art der Beleuchtung unterscheiden.
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Überall gibt es kurze Erklärungen zu den Wagen: Welche Type, wann im Einsatz usw.
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Bei uns undenkbar, Besteckungsmaterial ungesichert auszustellen:
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Na, kommt das wem intuitiv bekannt vor?
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Type Be 4/6, Spitzname "Mirage". Warum? Ich zitiere: "Der Spitzname «Mirage» entstand, weil es ähnlich wie bei den gleichzeitig mit den ersten Wagen (1968) beschafften Mirage-Kampfflugzeugen der Schweizer Armee zu einer Kostenüberschreitung kam."
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Diese Züge verkehrten übrigens noch bis Mitte 2010 und ca. 10 Züge sind immer noch im Reservestand der VBZ. Wer mit diesen Wagen noch regulär fahren möchte, muss nach Winnyzja in der Ukraine. Und: Wegen der Kostenüberschreitung wurden die letzten Wagen der Serie zwar als Motorwagen geliefert, aber ohne Fahrerstand. Sie konnten somit nur als Beiwagen eingesetzt werden. Weil ihnen zu Beginn der Scheinwerfer fehlte, wurde ihr Spitzname "Blinde Kuh".
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Überall entlang der Halle gibt es nette Details aus den Oldtimern zu sehen:
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Ein Postbeiwagerl:
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Das Heck des "Mirage":
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Weiter geht's in Teil 2!