Alles klar. Ich habs verstanden und bedanke nich für diese Information.
Naja, es geht sogar noch weiter. Der Bordrechner auf den du schaust, aktualisiert sich in anderen Zyklen als das RBL-System. Man spricht vom Polling-Zyklus, wenn man die Zeitspanne zwischen zwei Fahrzeugmeldungen meint. Dieser beträgt bei den WL um die 25 Sekunden. Je nach Anzahl der RBL-geführten Fahrzeuge und Systemleistung kann diese Zeitspanne auch zwischen 10 und 45 Sekunden betragen. Fahrzeugseitig werden außerdem genauere Fahrpläne verwendet, bei den WL im Oberflächenverkehr arbeitet man mit Zehntel-Sekunden, was eigentlich nur bei der U-Bahn Sinn macht (und dort auch zur Anwendung kommt).
Zwischen Fahrzeug und RBL-System werden so genannte Deviation-Telegramme versendet, sprich, die aktuelle Fahrplanlage ergeht an das RBL. Bei den WL wird ein 2-Meter-Funk genutzt, d.h., bei viel Funkverkehr kann eine Fahrzeugmeldung auch mal untergehen. Das Funksystem priorisiert nämlich den Funkverkehr nach Prioritäten. Höchste Priorität haben i.d.R. Notrufe, Unfallmeldungen und Gefahrrufe; danach kommen kodierte Meldungen, Routenanweisungen und eben auch Fahrzeugmeldungen.
Im RBL-System gibt es auch Prioritäten bei der Abarbeitung, d.h., die Fahrzeugmeldungen trudeln nach einem Polling ein und werden zu einem Zeitpunkt X gesammelt verarbeitet. Ich habe dazu Messungen durchgeführt und bis hierher kann die Fahrzeugmeldung schon 50-55 Sekunden alt sein.
Die RBL/ITCS dieser Welt unterhalten sich mit den nachgelagerten Systemen (wie Auskunftssysteme, DFI-Anzeigen) per VDV453/VDV454/SIRI/GTFS-RT. All diesen Schnittstellen ist gemein, dass eine so genannte Hysterese angewendet wird. Über die Hysterese wird ein Schwellwert definiert, der festlegt, ab wann das RBL eine Fahrplanabweichung über die Schnittstelle weitergibt. Das WL-RBL beherrscht nur 60 Sekunden Hysterese, was für einen städtischen Betrieb ungeeignet ist. Warum? Über die Schnittstelle werden demnach nur IstFahrt-Meldungen weitergereicht, wenn die Fahrplanabweichung größer als 60 Sekunden ist. Ist eine Fahrt errechneterweise 59 Sekunden verspätet, dann wird diese Meldung nicht weitergegeben. Im Stadtverkehr sollte die Hysterese idealerweise 15 Sekunden betragen. Das WL-RBL hat noch zusätzlich eine zeitliche Staffelung der Hysterese, die sich auf die Zeit bis zur Abfahrt an einer Haltestelle bezieht. D.h., wenn die Abfahrt noch mehr als 30 Minuten "entfernt" ist, wird diese Abweichung ignoriert, wenn die Abfahrt aber eben innerhalb der nächsten 5 Minuten ansteht, dann nicht. Das ist bei der Firma IVU außerdem so ein Performance-Ding, weil im IVU.realtime aus jeder Fahrt an jeder Haltestelle eine eigenes Klassen-Objekt "Abfahrt" abgeleitet wird, welches bei Verfrühung/Verspätung aktualisiert werden muss.
Bei meinen Messungen waren die Daten beim Versenden über die VDV454 schon 1:30 Minuten alt. Das hängt ebenfalls mit dem Aktualisierungszyklus der VDV454 zusammen, der i.d.R. 20-30 Sekunden beträgt.
Nun befinden sich die Echtzeitmeldungen im Auskunftssystemen und im Idealfall verfügen Bordrechner, RBL-System und Auskunftssystem über den gleichen Fahrplandatenstand. Für diesen Umstand lege ich insbesondere in Wien nicht meine Hand ins Feuer. Dazu kommen dispositive Maßnahmen, wie z.B. temporärer Fahrplan oder sonstige Spirenzien, die dazu führen, dass es zu Abweichungen im Sollfahrplan kommen muss. Das Auskunftssystem rechnet auch zyklisch die aktuellen Echtzeitmeldungen durch und legt sie über die Fahrplandaten. Und dann ist deine Fahrzeugmeldung schon mindestens 2:00 bis 2:30 Minuten alt.