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Öffentlicher Verkehr national und international => Verkehrspolitik => Thema gestartet von: Linie 41 am 24. Februar 2013, 11:42:21

Titel: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: Linie 41 am 24. Februar 2013, 11:42:21
Zitat
Der eine will die Citymaut, der andere ein Ende von Hitlers Garagenbauverpflichtung: Verkehrspolitik funktioniere zum Teil nach dem Henne-Ei-Prinzip, meinen Verkehrsplaner Harald Frey und der Grüne Rüdiger Maresch

STANDARD: Die Wiener Linien feiern jedes Jahr neue Fahrgastrekorde. Muss die Stadt eigentlich aufpassen, dass nicht zu viele Leute auf einmal auf die Öffis umsteigen?

Maresch: Wir haben, wie viele andere Großstädte, Probleme in der Hauptverkehrszeit, weil die Busse, die Straßenbahnen in unregelmäßigen Abständen daherkommen. Der Bus 13A ist ein Paradebeispiel: Er wird von Autos behindert, man wartet zum Teil 20 Minuten auf ihn, und dann kommen vier hintereinander.

STANDARD: Welcher Paradigmenwechsel ist zwingend notwendig?

Frey: Dass Stadterweiterung nicht nur U-Bahn-Bau bedeutet: Ein Kilometer kostet 200 Millionen Euro. Straßenbahn ist das wichtigste Zukunftsprojekt der Stadt.

STANDARD: Ist es dann klug, nach Oberlaa eine U-Bahn zu bauen?

Maresch: Das war so schon vor der Koalition ausgemacht. Jetzt ist es wichtig, auch den Oberflächenverkehr zu verdichten.

Frey: Man hat vier Jahrzehnte lang U-Bahnen gebaut und war damit relativ erfolgreich. Jetzt aber schießt man übers Ziel hinaus. Meiner Meinung nach ist mit der Verlängerung der U1 und der U2 die Geschichte vorläufig abgeschlossen.

Maresch: Jetzt geht es um Beschleunigungsmaßnahmen. In Zürich etwa schalten Ampeln auf Grün für die Straßenbahn. Wir prüfen das für den 43-er. Es kann nicht sein, dass eine Straßenbahn bei jeder Ampel steht.

STANDARD: Kommt Wien an der Citymaut überhaupt vorbei?

Maresch: Meiner Meinung nach nein.

Frey: Ich sag Ja.

Maresch: Du glaubst, wir brauchen sie nicht?

Frey: Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, wie wirksam andere Maßnahmen sein können.

Maresch: Es gibt Spielraum bei der Parkraumbewirtschaftung. Aber ich glaube nach wie vor, dass die Citymaut langfristig was bringt.

Frey: Ein großes Problem bei der Reduktion der Autos in Wien ist die Stellplatzverpflichtung: Es ist gesetzlich vorgeschrieben, für jede neue Wohnung einen Parkplatz mitzubauen.

STANDARD: Die wurde auf 0,7 Parkplätze pro Wohnung reduziert.

Frey: Für einzelne Projekte und nur mit Gemeinderatsbeschluss. Die Reichsgaragenordnung wurde noch von Hitler installiert. Die Politik ist hier nicht sehr flexibel.

Maresch: Da hast du recht. Wer an der Oberfläche billig parken kann, wird keine Garage mieten.

Frey: Mit dem Parkpickerl garantiert ihr den Leuten einen Parkplatz um wenig Geld, deswegen parken alle oben, und wir bauen Garagen, die wir nicht brauchen.

STANDARD: Wie wichtig ist der Ausbau der Schnellbahn?

Maresch: Der wäre sehr sinnvoll. Allerdings gibt es für manche Strecken keine Einigung über die Finanzierung zwischen Wien und Niederösterreich.

STANDARD: Ist die Jahreskarte zu 365 Euro denn haltbar?

Frey: Die Frage ist: Woher kommt das Geld, und entstehen für die Politik Abhängigkeiten?

Maresch: Wir müssen Mittel aus der Parkraumbewirtschaftung verwenden, um die Öffis auszubauen und aufzuwerten. Man muss sich daran gewöhnen, dass Autofahren etwas kostet.

STANDARD: Viele Menschen sind aber auf ihr Auto angewiesen.

Maresch: Das ist ein Henne-Ei-Prinzip: In Wiener Neudorf etwa gibt es einen Bus, der fährt nicht nach 21 Uhr. Wenn ich nachfrage, warum, heißt es, dass keiner damit fahren würde. Also müssen alle das Auto nehmen. Und deswegen gibt es nachts keinen Bus.

Frey: Ich glaube, dass nicht mehr als fünf bis zehn Prozent des Autoverkehrs notwendig sind.

Maresch: Innerhalb des Gürtels braucht man so gut wie nie ein Auto, außer man hat ein Gebrechen oder muss etwas transportieren.

STANDARD: Wie sieht es mit Verbesserungen für Radfahrer aus?

Maresch: Es muss Strecken geben, wo man schnell fahren kann. Auf der Mariahilfer Straße etwa wird es nicht gehen, hier müssen Radfahrer auf Fußgänger Rücksicht nehmen. Aber auch die Fußgänger müssen sich emanzipieren.

Frey: Es braucht eine neue Planung von Rad- und Fußwegen. Man ist dazu übergegangen, die Reglements vom Autoverkehr auf den Radverkehr zu übertragen. Diese Überreglementierung verursacht eine Pseudosicherheit.

Maresch: Wir haben in Wien 1200 Ampeln, die Frage ist, ob wir alle brauchen.

STANDARD: Wie erklären Sie sich die Emotionalität beim Thema Auto?

Frey: Weil das Auto auf ganz tiefe evolutionäre Schichten bei uns anspricht. Es ermöglicht Fortbewegung im Sitzen mit enorm hohen Geschwindigkeiten. Das erzeugt emotionale Bindung.

Maresch: Da wird medial die angebliche letzte Freiheit verteidigt.

Frey: Autofahren ist wie eine Droge. Wenn man etwas wegnimmt, entstehen Entzugserscheinungen. Aber die Leute sind nicht böse – sie verhalten sich so, wie die Verkehrsplanung es ihnen vorgibt. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 23./24.2.2013)

RÜDIGER MARESCH (60) ist Grüner Verkehrssprecher im Landtag. HARALD FREY (34) ist Verkehrsplaner an der Technischen Uni Wien.

Quelle: http://derstandard.at/1361240859760/Streitgespraech-Autofahren-ist-wie-eine-Droge (http://derstandard.at/1361240859760/Streitgespraech-Autofahren-ist-wie-eine-Droge)
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: 158er am 24. Februar 2013, 11:51:23
Wow. Da sind ganz viele Dinge drinnen, von denen wir jahrelang sprechen. Hoffentlich wird auch was davon umgesetzt, die 43er-Beschleunigung wärs zum Beispiel  :up:
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: B. S. Agrippa am 24. Februar 2013, 12:48:05
Das Thema Ampeln ist auch ganz wesentlich, an großen Kreuzungen sind sie vertretbar, aber gerade in der Peripherie oder an unbedeutenden innerstädtischen Kreuzungen würden sich Kreisverkehre bzw. das Shared Space-Modell weitaus besser anbieten.

Edit: ein nicht unwichtiger Punkt wurde ausgelassen, nämlich der von Öffis in Fußgängerzonen, aber das scheint nach wie vor ein Tabuthema zu sein. Wird das Dogma "Keine Bim in der FuZo" erst einmal fallen gelassen, dann ist die Verkehrsberuhigung der Mariahilfer Straße erst der Anfang, mark my words.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: HLS am 24. Februar 2013, 13:07:59
Auch wäre es an vielen Ampelkreuzungen, mit dem einfach Rechts vor Links, sch erledigt und man spart unmengen an CO2.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: Linie 41 am 24. Februar 2013, 13:28:12
Auch wäre es an vielen Ampelkreuzungen, mit dem einfach Rechts vor Links, sch erledigt und man spart unmengen an CO2.
Das wäre auch an vielen Kreuzungen ohne Ampel wesentlich sinnvoller als die Übertafelung mit Stopschildern und Nachrangdreiecken.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: Bus am 24. Februar 2013, 13:46:06
"Man prüft das für den 43er". Na hoffentlich braucht man nicht wieder eine Studie.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: HLS am 24. Februar 2013, 14:57:57
Auch wäre es an vielen Ampelkreuzungen, mit dem einfach Rechts vor Links, sch erledigt und man spart unmengen an CO2.
Das wäre auch an vielen Kreuzungen ohne Ampel wesentlich sinnvoller als die Übertafelung mit Stopschildern und Nachrangdreiecken.
Bist du den des Wahnsinns? Das ergebe dann einen Stau bis zum Pluto, weil sich keiner mehr auskennt. :))
Außerdem sind diese schönen Schildchen, der Wald einer Stadt. Warum willst du somit die CO2 fresser auch nocht sterben lassen?  ;D

So wieder mal ernsthaft. Klar es wäre viele Schilder die man ohne weiteres entfernen kann, weil sie praktisch zwecklos sind, außerdem senkt, das einfach Rechts vor Links, das Unfallrisiko, weil alle ein wenig mehr Rücksicht nehmen müssen.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: raifort1 am 24. Februar 2013, 17:18:20
Ja, wäre logisch, wenn in Österreich nicht zwei Arten von Rechtsvorrang gebe, einmal rechts vor links, aber dann gibt es noch mit Vorranggeben-Zeichen abgesicherte Rechtskommende. Die Stoptafel erwähne ich garnicht. Sollte im Verlauf einer Gasse/Straße eine von rechtskommende Kreuzung/Einmündung nur schwer zu erkennen sein, wird in Frankreich das Verkehrszeichen 'Kreuzung' verwendet. Diese vernünftige Handhabung reduziert die Zahl der Verkehrszeichen erheblich.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: haidi am 24. Februar 2013, 17:22:15
Mit der Reichgsgaragenordnung von Hitler ist Maresch Frey aber am falschen Dampfer - möge er sich doch die vielen Wohnbauten aus den Fünfzigern, Sechzigern und auch noch Siebzigern anschauen, die ohne Garagen gebaut wurden. Die Garagenverpflichtung ist Gemeindeangelegenheit und fußt in den Bauordnungen der Bundesländer. Was die einen der EU unberchtigter Weise in die Schuhe schieben, schieben die Gründen dem Hitler in die Schuhe.
Hannes

Edit: Korrigiert auf Grund des Hinweises von T1 im folgenden Posting
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: T1 am 24. Februar 2013, 18:02:02
Also ein Streitgespräch kann ich hier nirgendwo erkennen… ??? Aber immerhin – wiedermal – einige durchaus positive Äußerungen.

Was die einen der EU unberchtigter Weise in die Schuhe schieben, schieben die Gründen dem Hitler in die Schuhe.
Und du schiebst dem Maresch was in die Schuhe, was der Frey gesagt hat. ::) :P
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: 13er am 24. Februar 2013, 19:09:55
Die Grünen sind ein Glücksfall für Wien (YMMV), denn sie reißen die SP aus ihrer selbstauferlegten Lethargie, was halbwegs moderne und intelligente Verkehrspolitik betrifft.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: Bus am 24. Februar 2013, 19:17:20
ja, siehe U1 nach Oberlaa  ;D
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: 13er am 24. Februar 2013, 19:18:55
ja, siehe U1 nach Oberlaa  ;D
Ein Verbrechen, das uns allen finanziell leider noch gehörig auf den Kopf fallen wird, aber das halt schon lange vor den Grünen beschlossen wurde.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: 95B am 24. Februar 2013, 19:51:29
Sollte im Verlauf einer Gasse/Straße eine von rechtskommende Kreuzung/Einmündung nur schwer zu erkennen sein,
... muss der Autolenker die Geschwindigkeit reduzieren, da er ja auf Sicht fährt. :lamp:

Im Übrigen ist es Sache einer funktionierenden Verkehrs-, Stadt- und Raumplanung, Situationen mit schlechten Sichtbeziehungen so zu adaptieren, dass diese Sichtbeziehungen verbessert werden oder der Verkehr zu erheblicher Temporeduktion gezwungen wird. Sollten sich die Sichtbeziehungen dann immer noch nicht als adäquat darstellen, muss man einen Schritt weiter (!) gehen und das Tempo des Individualverkehrs auf Null senken, sprich, man passt die Verkehrsführung so an, dass die Gefahrenstelle durch Verkehrsentfernung entschärft ist. Nirgends steht, dass auf jeder Straße Platz für Autos sein muss.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: B. S. Agrippa am 24. Februar 2013, 23:16:53
ja, siehe U1 nach Oberlaa  ;D
Ein Verbrechen, das uns allen finanziell leider noch gehörig auf den Kopf fallen wird, aber das halt schon lange vor den Grünen beschlossen wurde.
Eine U1 auf den Rothneusiedler Erdäpfelacker wäre ein noch viel größeres Verbrechen gewesen, und killen konnte man das gesamte U1-Süd-Projekt auch nicht mehr weil zumindest die Verlängerung zur Alaudagasse längst beschlossene Sache war, somit ging es nur mehr darum, wohin die U1 künftig fährt, und da ist die Führung nach Oberlaa sicherlich einer Endstelle bei der Alaudagasse vorzuziehen.

Zu den Ampeln: die Bevölkerung verdummt, ist leider so. Wir bekommen mittlerweile überall gesagt was wir zu tun haben, das gilt gleichermaßen für den Öffentlichen ("Infoterror") wie auch für den Individualverkehr (Ampeln, Schilder, Navi etc.). Das führt unweigerlich dazu, dass sich die Leute nicht mehr so viel merken müssen wie einst und mit der Zeit viele obsolet gewordene Details vergessen. Man erkennt das besonders gut bei Kreisverkehren, wo die wenigsten Kfz-Lenker tatsächlich exakt wissen, wie man sich an einem solchen zu 100% richtig verhält. Wenn man jetzt auch noch Ampeln und Schilder entfernt und nur nach den primitivsten Verkehrsregeln (das inkludiert natürlich genauso jegliche Spezial- bzw. Ausnahmeregelungen) fahren lässt, die ein signifikanter Teil der Autofahrer vielleicht nicht mehr ganz intus hat - und gleichzeitig zu faul ist diese nachzuschlagen - dann schepperts pausenlos...
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: 13er am 24. Februar 2013, 23:23:12
Ich hätte die völlig logische und organisch natürliche Endstelle am Reumannplatz vorgezogen ;)
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: B. S. Agrippa am 24. Februar 2013, 23:43:28
Ich hätte die völlig logische und organisch natürliche Endstelle am Reumannplatz vorgezogen ;)
Wohl wahr, aber die GRW liegt 2 1/2 Jahre zurück, bis zur Koalitionsbildung hat es auch gedauert und bevor die Grünen auch nur einmal leise "Baustopp!" schreien konnten waren die Verträge mit der Baulobby längst unterzeichnet und die ersten Vorarbeiten zur Verlängerung schon im Gange. Ich bezweifle, dass das gesamte Projekt noch abgeblasen hätte werden können. Wenigstens konnte die U2-Süd verhindert werden und in puncto Linienkreuz ist das letzte Wort sicher auch noch nicht gesprochen!
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: raifort1 am 25. Februar 2013, 00:20:35
@95B es geht um Kreuzungen welche wegen baulichen Gegebenheiten auch bei großer Sorgfalt nur schwer zu erkennnen sind. Sowas gibt es manchmal. Da ist mir das Zeichen 'Kreuzung'  und dadurch die Beibehaltung des rechts vor links als grundsätzliche Vorrangregelung lieber.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: moszkva tér am 25. Februar 2013, 08:45:31
@95B es geht um Kreuzungen welche wegen baulichen Gegebenheiten auch bei großer Sorgfalt nur schwer zu erkennnen sind. Sowas gibt es manchmal. Da ist mir das Zeichen 'Kreuzung'  und dadurch die Beibehaltung des rechts vor links als grundsätzliche Vorrangregelung lieber.

Generelles rechts vor links hätte einen weiteren angenehmen Nebeneffekt: Man spart sich die größte Zahl an 30er-Zonen, da man sinnvollerweise kaum mehr als 30 erreichen kann, wenn man alle 200 m bei einer Kreuzung abbremsen muss.

Noch was, was bei "Auto als Droge" leider keine Erwähnung findet, aber einer der wichtigsten Gründe ist, warum ein Auto ein solch emotionales Gerät ist:
Kaum ein Gebrauchsgegenstand schafft es, den (gewünschten oder tatsächlichen) Status, Lebensstil und Charakterstil eines Menschen auszudrücken. Mit Auto kann man zeigen, wer oder was man ist. Marke, Ausstattung, Reparaturstatus, Alter usw. sagen alle was über einen Menschen aus.

Der gut gepflegte 1960er-Mercedes zeigt, dass der Besitzer ein gut situierter Nostalgiker mit Sinn für Edles ist / sein will.
Der tiefergelegte GTI zeigt, dass der Besitzer ein sportlicher Minimalist ist, der sein gesamtes Einkommen in das Auto steckt.
Der biedere Kombi: Ein verantwortungsvoller Familienmensch, der Praktisches gegenüber Emotionellem vorzieht. Der TDI sagt aber: Wenns nur irgendwie geht - und Frau und Kinder nicht mitfahren - lasse ich die Sau raus.
Der verrostete Kleinwagen, der seit Jahren nicht gewaschen wurde: Ewiger Student und Partymensch. "Mir is alles wuascht, i brauch' des Auto nur, um Bierkisten vom Billa zu holen".
usw. usw.

Abgesehen vom Auto kann man sich sonst nur mit Kleidung in ähnlicher Weise ausdrücken. Wie bei Kleidung gilt auch beim Auto: Willst du aufsteigen, musst du schauen, was die Leute eine Klasse über dir so haben und dich daran orientieren.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: 95B am 25. Februar 2013, 08:47:45
@95B es geht um Kreuzungen welche wegen baulichen Gegebenheiten auch bei großer Sorgfalt nur schwer zu erkennnen sind. Sowas gibt es manchmal. Da ist mir das Zeichen 'Kreuzung'  und dadurch die Beibehaltung des rechts vor links als grundsätzliche Vorrangregelung lieber.
Es muss städtebaulich auch möglich sein, in solchen Situationen ohne Verkehrszeichen auszukommen. Davon abgesehen hat der durchschnittliche städtische Autofahrer ohnehin keine Ahnung davon, was dieses Zeichen bedeutet. Eine entsprechende Gestaltung des Straßenraums ist jedenfalls intuitiver als jedes Verkehrszeichen.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: haidi am 25. Februar 2013, 09:09:32
Bitte nicht so kompliziert - so gehts auch (http://www.norc.at/pano/NGQaGB2n/) (100 m weiter nochmals).

Traurig ist ja heutzutage, dass die meisten Autofahrer Vorrang so definieren: Wenn ich keine Nachrang- oder Stoptafel habe, dann habe ich Vorrang. Sie werden ja durch die Verhältnisse in Wien darauf konditioniert.

Ein interessantes Beispiel ist die Gurkgasse im 14., die seit Jahrzehnten bevorrangt ist. Ich kenne sie noch aus Zeiten, wo keine Verkehrszeichen aufgestellt waren (und in der Amortgasse 4 Autos parkten). Ab und zu gab es einen leichten Unfall, dann kamen normale Nachrangtafeln, wenn es krachte, dann schwerer, weil der Gurkgassen-Fahrer sich auf seinen Vorrang verließ. Daraufhin wurden die Nachrangtafeln größer, was genau so wenig gegen die Schwere etwaiger Unfälle half.

Hannes
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: moszkva tér am 25. Februar 2013, 09:15:43
Traurig ist ja heutzutage, dass die meisten Autofahrer Vorrang so definieren: Wenn ich keine Nachrang- oder Stoptafel habe, dann habe ich Vorrang. Sie werden ja durch die Verhältnisse in Wien darauf konditioniert.
Gleiches mit den "Ohrwascheln".
Der 5m-Raum ist sowieso freizuhalten. Das wurde nur nie eingehalten.
Dann hat man die "Ohrwascheln" gebaut, es gab einen riesen Aufschrei wegen "Parkplatzvernichtung". Obwohl das sowieso nie legale Parkplätze waren. Heute geht man davon aus, dass man überall parken kann, wo keine "Ohrwascheln" sind. Interessanterweise sind die wenigsten dieser "Ohrwascheln" auch so gebaut, dass der 5m-Raum abgedeckt ist. Viele der verbliebenen Parkplätze nahe der Kreuzung wären eigentlich illegal, aber wurden durch die Baumaßnahmen de facto legalisiert.  :down:
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: Linie 41 am 25. Februar 2013, 09:17:10
Ich hätte die völlig logische und organisch natürliche Endstelle am Reumannplatz vorgezogen ;)
Die Endstelle am Reumannplatz ist viel, aber nicht natürlich. In dem Fall ist es eindeutig ein Vorteil, daß die Linie 67 wieder durchgehend befahrbar wird.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: 13er am 25. Februar 2013, 09:20:36
Die Endstelle am Reumannplatz ist viel, aber nicht natürlich.
1. Dort ist das Bezirkszentrum
2. Von dort fahren sternförmig alle Anschlusslinien weiter.

Mit deiner Rechtfertigung musst du aufpassen, denn dann musst du logischerweise auch die U1 in Leopoldau als natürlich empfinden, schließlich fuhr auch der 25er einmal zum Ring.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: Linie 41 am 25. Februar 2013, 09:41:54
Mit deiner Rechtfertigung musst du aufpassen, denn dann musst du logischerweise auch die U1 in Leopoldau als natürlich empfinden, schließlich fuhr auch der 25er einmal zum Ring.
So unnatürlich ist sie auch nicht. Um diese Pseudoüberbleibsel aus dem U-Bahnbau tut's mir am wenigsten leid. Je schneller die wegkommen und die umsteigefreien Verbindungen wieder da sind, desto besser.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: hema am 25. Februar 2013, 12:36:48
Interessanterweise sind die wenigsten dieser "Ohrwascheln" auch so gebaut, dass der 5m-Raum abgedeckt ist. Viele der verbliebenen Parkplätze nahe der Kreuzung wären eigentlich illegal, aber wurden durch die Baumaßnahmen de facto legalisiert.  :down:
Wenn an einer Kreuzung eine Gehsteigvorziehung (Ohrwaschel) ist und somit der Parkstreifen nicht auf der Fahrbahn, musst du die 5 Meter nicht einhalten. Auch nicht vor Zebrastreifen, bei denen der Gehsteigrand bis an die Fahrspur vorgezogen ist. Die 5 m gelten nur, wenn man quasi die erste Fahrspur verparkt. Aber sehr viele Ohrwaschel nehmen sogar mehr Platz weg als die ominösen fünf Meter.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: darkweasel am 25. Februar 2013, 12:50:28
2. Von dort fahren sternförmig alle Anschlusslinien weiter.
Fragt sich, was hier Ursache ist und was Wirkung - sprich, fuhren dort auch schon vor dem U-Bahn-Bau Busse in alle Richtungen weg?
Mit deiner Rechtfertigung musst du aufpassen, denn dann musst du logischerweise auch die U1 in Leopoldau als natürlich empfinden, schließlich fuhr auch der 25er einmal zum Ring.
... eigentlich sogar alle U1-Verlängerungen von Nestroyplatz Richtung Norden.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: 13er am 25. Februar 2013, 13:54:57
Naja, die U1 vom Reumannplatz nach Kagran sehe ich als gegeben an; das sind halt Taten früherer Generationen. Nur heute noch solche Fehler zu machen, das ist das Verwerfliche daran.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: Linie 41 am 25. Februar 2013, 16:52:49
Naja, die U1 vom Reumannplatz nach Kagran sehe ich als gegeben an; das sind halt Taten früherer Generationen. Nur heute noch solche Fehler zu machen, das ist das Verwerfliche daran.
Sorry, aber ich sehe in diesem speziellen Fall (U1 Nord/Süd) das eher als Verbesserung der in den 70ern verursachten Situation, denn als Fehler. Die künstlich geschaffenen Umsteigezwänge fallen so wieder weg (und zusätzlich ist Norden und Süden noch durch den ersten Bezirk verbunden). Die einzig sinnvolle Alternative wäre der Komplettumbau der U1 in eine moderne Stadtbahn gewesen (vor der Nordverlängerung), ich bezweifle aber, daß das politisch nur irgendwie durchsetzbar gewesen wäre. Die Kosten des Umbaus hätten sich zwar in Grenzen gehalten (Niveauführung, Verwendung der Straßenbahntrassen, lediglich Umbauten im Stationsbereich), wenn man die Kosten von U1 Nord und Süd einrechnet, allerdings hätten sich eine Reihe offener Fragen ergeben: Intervall, Zuglänge... Denn im Bereich Karlsplatz–Praterstern (ev. sogar Kagran) hätte man die Beförderungskapazität keinesfalls verringern dürfen.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: 13er am 25. Februar 2013, 18:11:03
Sorry, aber ich sehe in diesem speziellen Fall (U1 Nord/Süd) das eher als Verbesserung der in den 70ern verursachten Situation, denn als Fehler. Die künstlich geschaffenen Umsteigezwänge fallen so wieder weg
Genau, dann kann man endlich 2017 mit dem 66er wieder direkt in die Stadt fahren, oder seit 2006 mit dem 26er zum Praterstern und Bk um den Ring... *kopfschüttel*
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: Linie 41 am 25. Februar 2013, 18:31:54
Ich habe nicht behauptet, daß damit alles so super ist wie früher, aber U1 komplett ist halt meiner Meinung nach besser als U1+67 und für die Fahrgäste am 66er ändert sich wenigstens nichts zum Schlechteren. Jede Direktverbindung ist meiner Meinung nach einer Umsteigeverbindung vorzuziehen – auch wenn es sich dabei um eine U-Bahn handelt.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: 13er am 25. Februar 2013, 18:35:41
Für die unbedeutende Summe von > 650 Mio. Euro pro Strecke muss uns das schon wert sein 8)
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: hema am 25. Februar 2013, 18:52:19
Für die unbedeutende Summe von > 650 Mio. Euro pro Strecke muss uns das schon wert sein 8)
Ich würde eigene U-Bahn-Fahrpreise einheben und den Erlös ausschließlich für die U-Bahn zweckbinden. Also etwa den Fahrpreis verzehnfachen, dann amortisieren sich solche Investitionen schon binnen 200 oder 300 Jahren und ab dann bringt die U-Bahn dem Betreiber sogar Gewinn! Vorausgesetzt Züge undStrecken halten so lange ohne gröberen Erhaltungsaufwand, sonst dauert es halt hundert Jahre länger.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: Linie 41 am 25. Februar 2013, 19:45:29
Super... jetzt haben wir wieder das Topniveau der Absurdität erreicht... ::)
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: 13er am 25. Februar 2013, 19:46:48
Super... jetzt haben wir wieder das Topniveau der Absurdität erreicht... ::)
Du willst ja auch absurde, objektiv nicht zu rechtfertigende U-Bahn-Ausbauten haben :P
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: bes am 25. Februar 2013, 19:51:11
Sorry, aber ich sehe in diesem speziellen Fall (U1 Nord/Süd) das eher als Verbesserung der in den 70ern verursachten Situation, denn als Fehler. Die künstlich geschaffenen Umsteigezwänge fallen so wieder weg
Genau, dann kann man endlich 2017 mit dem 66er wieder direkt in die Stadt fahren, oder seit 2006 mit dem 26er zum Praterstern und Bk um den Ring... *kopfschüttel*
Jetzt widersprichst du dir aber selber, denn die Brüche der Linien 66, 26, Bk etc. kamen ja erst dadurch zu Stande, dass die U-Bahn bis Reumannplatz bzw. Praterstern gebaut wurde.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: Linie 41 am 25. Februar 2013, 19:51:39
Du willst ja auch absurde, objektiv nicht zu rechtfertigende U-Bahn-Ausbauten haben :P
Ganz sicher eher zu rechtfertigen als sowas.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: 13er am 25. Februar 2013, 19:57:35
@bes: Ich sagte ja: Was in der Vergangenheit passiert ist, kann man nicht mehr rückgängig machen. Aber man muss deswegen nicht heute auch noch alles so machen wie in den 70ern.

Ich finde es völlig ungerecht(-fertigt), genau einen Radius aus diesen Bündeln herauszunehmen, den man allen anderen gegenüber dramatisch bevorzugt. Der Reumannplatz ist das Zentrum von Favoriten und auf der anderen Seite habe ich Verständnis für Kagran. Ich habe aber null Verständnis dafür, 650 Mio. Euro zu verpulvern, nur damit ein paar tausend Fahrgäste sich das ohnehin für U-Bahnen äußerst komfortable kurze Umsteigen am Reumannplatz ersparen.

Wenn schon Netzoptimierung mit weniger Umsteigerelationen, dann hätte man den 66er und 68er belassen können oder man legt in die Favoritenstraße wieder Gleise, mir wurscht.
Titel: Re: [PM] Streitgespräch zu Wiener Verkehr: "Autofahren ist wie eine Droge"
Beitrag von: hema am 25. Februar 2013, 20:24:04
Super... jetzt haben wir wieder das Topniveau der Absurdität erreicht... ::)
Ich finde eher absurd, dass du so tust, als baue man U-Bahnen aus der Portokasse und betreibe sie mit Nullkosten. Der Hauptgrund für das fehlende Geld in den anderen Betriebszweigen ist eben der unstillbare Geldhunger der U-Bahn. Also sollte man besser gestern als heute aus dem Weiterbau dieses Molochs aussteigen und nicht krampfhaft Rechtfertigungen für den einen oder anderen Irrsinn formulieren!