Deine Darstellung ist zwar nicht falsch, aber einseitig. Ohne die massiven Bestellerkostensenkungen,die in DE durch den Wettbewerb bewirkt wurden, würden heute viele Strecken nicht mehr in Betrieb sein und hätten viele Fahrplanverbesserungen nicht stattgefunden.
Die "massiven Bestellerkostensenkungen" waren halt mittelfristig betrachtet eher eine Milchmädchenrechnung - zumal der Beginn des Wetbbewerbs in einem ganz anderen arbeitsmarktpolitischen Umfeld lag, mit einem großen Arbeitskräfteüberschuss. Natürlich konnten EVU, die wie beschrieben keinerlei Rückfallebene hatten und zugleich ihre Mitarbeiter schlechter bezahlt haben, ihre Leistungen günstiger anbieten.
Weniger wurde gefragt: was hieß das eigentlich für die betroffenen Regionen, wenn die vormaligen DB-Mitarbeiter (als Teile der Mittelschicht) entweder wegziehen oder einen Arbeitsvertrag zu schlechteren Konditionen akzeptieren mussten? So oder so sank die Kaufkraft. Und wie groß ist eigentlich der volkswirtschaftliche Schaden, der inzwischen eintritt, wenn tausende Menschen regelmäßig zu spät zur Arbeit kommen (oder einen Zug eher nehmen, also unausgeschlafener in der Arbeit sind)? Ich bezweifle, dass von den achso großen Einsparungen da noch viel übrig bleibt.
Die Frage ist also, wie viel man eigentlich jetzt, in einem anderen arbeitsmarktpolitischen Umfeld, noch "spart". Und die Babyboomer sind noch nicht in Pension gegangen...
Die logische Antwort ist sicher keine Rückkehr zum Monopol, sondern wie man das Ganze austariert. Ein Fuhrpark, der dem Besteller gehört, ist ein Weg dazu.
Einen Fahrzeugpool haben ja inzwischen einige deutsche Bundesländer (oder beabsichtigen, ihn aufzubauen). Baden-Württemberg denkt sogar über einen Personalpool nach. Denkt man diese beiden Entwicklungen zusammen und zu Ende - wenn sich der Auftraggeber um Fahrzeuge und Personal kümmert, wozu braucht es dann eigentlich noch EVU? Für die Dienstplanung?
Der Arbeitskräftemangel wird sowieso jeden Anbieter treffen.
Eben - die vermeintlichen Einsparungen in Deutschland basieren zu einem Großteil auf einem anderen arbeitsmarktpolitischen Umfeld..