Die Einstellung ohne Ersatzverkehr ist eine weitere Episode des Versagens der Stadt beim Betrieb öffentlicher Verkehrsmittel. Dass die Verlegung der Straßenbahngleise durch die Störanfälligkeit eine Verschlechterung der Betriebsführung herbeiführt ist eine Fehlleistung, die die ÖV-Feindlichkeit der Verantwortlichen erneut zeigt.
Im Grunde sind den Nutzenden öffentlicher Verkehrsmittel der Stadt Wien und den Wiener Linien völlig wurscht. Die Gesamtperfomance "Bauarbeitenplanung und -koordination 2024" ist ein gutes Beispiel dafür.
Klar, Bauarbeiten sind unvermeidlich, aus Sicht der Nutzenden sollte aber das Prinzip gelten: möglichst wenige Fahrgäste sollten möglichst wenig davon betroffen sein. Hieße: eigentlich müsste eher der 43er als stärkere Linie mit dem 33er verbunden werden, um mit einmaligem Umsteigen an der Spitalgasse das Schottentor zu erreichen. Außerdem gibt es aus dem Einzugsbereich des 44ers mehr Alternativen Richtung Zentrum als aus dem Einzugsbereich des 43ers.
Leider ist die Infrastruktur in dieser Gegend unzureichend: eigentlich sollten Gleisverbindungen erlauben, dass die Linien in der Währinger und der Alser Straße zwischen Spitalgasse und Jonas-Reindl auch über die jeweils andere Straße geführt werden können (wenn auch ggf. mit reduziertem Angebot). Dass der Zimmermannplatz für den 44er nicht erreichbar ist und die nächste Wendemöglichkeit aus dieser Richtung (abgesehen vom Schottentor) erst am Bahnhof Gürtel oder irgendwo im 20. Bezirk liegt, ist das nächste Problem.
Eine Bauarbeitenplanung, die die Fahrgäste im Blick hat und sie nicht nur als lästige Verschubmasse im Blick hat, hätte vor der langen Sperre eine Wendemöglichkeit für den 44er im Bereich Alser Straße U/ Hernalser Gürtel/ Zimmermannplatz geschaffen, die auch nach Abschluss der Bauarbeiten sinnvoll gewesen wäre. (
Klingelfee incoming, um 10.000 an den Haaren herbeigezogene "Gründe" dagegen zu finden, incoming in 3, 2, 1...)
Anderes Beispiel: die U4-Sperre im Sommer ist eine einzige Frechheit, aus mehreren Gründen:
- Die ÖBB haben seit drei Jahren die Sperre der nördlichen Stammstrecke angekündigt. Eigentlich verbieten sich dadurch sämtliche Bauarbeiten auf der U6 zwischen Floridsdorf und Spittelau und der U4 zwischen Spittelau und Landstraße in diesem Zeitraum.
Sag, dass dir Fahrgäste noch egaler sind als ein umgefallener Sack Reis in China ohne zu sagen, dasss... (Ich rechne angesichts dieses demonstrativen Stinkefingers gegenüber Öffi-Nutzenden inzwischen fest damit, dass die U1 2026/27 ein halbes Jahr zwischen Praterstern und Hauptbahnhof abschnittsweise gesperrt wird.)
- Die U2 ist bekanntlich zwischen Schottentor und Karlsplatz noch immer gesperrt. Auch das verbietet eigentlich Bauarbeiten auf der U4 im Innenstadtbereich, weil Fahrgäste zwischen U2 und Wiental dadurch einmal mehr umsteigen müssen und die U1 zusätzlich belasten. Aber gut, die U1 ist eh so leer, da stört zusätzliche Verschubmasse nicht.
- Und on top: eigentlich wäre es sinnvoll, wenn bei einer U4-Sperre zwischen Schottenring und Schwedenplatz der 31er als Ersatzverkehr unterwegs ist, weil U4 und 31er sich im 20. Bezirk Einzugsbereich teilen. Geht leider nicht, weil zeitgleich die Augartenbrücke erneuert wird und der 31er auch nicht fährt.
