Frage bzw. Beispiel[/b]
Ich finde deinen Ansatz zu "Jeder soll DAS Verkehrsmittel wählen dürfen, was dem aktuellen Mobilitätsbedürfnis entspricht" sehr gut. Zwei Beispiele:
Beispiel 1: meine Kinder würden sehr gerne mit dem Fahrrad in die Schule fahren, leider geht das nicht, da es zu gefährlich ist (Gürtelnähe). Sie können also ihr Verkehrsmittel nicht frei wählen.
Beispiel 2: gute Bekannte von mir, schon etwas älter, würden gerne in der Stadt mit dem Fahrrad fahren. Es ist ihnen zu gefährlich. Sie können also ihr Verkehrsmittel nicht frei wählen.
Auch hier wird also jemand von - welcher Zeigefinger auch immer - der freien Verkehrsmittelwahl abgehalten. Hast du dafür eine Lösung?
Ergänzung
Verkehr ist nichts statisches und kann durch - nennen wir es gerne moralischen Zeigefinger - sehr wohl gelenkt werden. Zwei Beispiele:
Beispiel 1: bis in die 90er Jahre war Wien durch sehr viel Autoverkehr und einen geringen Anteil an ÖV sowie Radverkehr dominiert. Dann hat die Stadt neue Angebote geschaffen (die auch auf Kosten anderer gingen, wie zB Radwege, eigene Busspuren, Budgeterhöhungen für ÖV- und Radverkehr). Es kam zu einer sukzessiven Verlagerung des Autoverkehrs auf den ÖV, Rad- und Fußverkehr. Der Autoverkehr ist tatsächlich reduziert worden (s. div. Auswertungen der ASFINAG sowie MA18).
Beispiel 2: in Nordamerika gab es viele Städte mit Straßenbahnen. Seit den 1960ern hat man neue Angebote geschaffen (ÖV in den Städten drastisch gekürzt und auf innerstädtische Autobahnen, Einkaufszentren am Ortsrand etc. gesetzt). Es kam zu einer sukzessiven Verlagerung des ÖV, Rad- und Fußverkehr auf den Autoverkehr. Das Ergebnis sieht man heute in jeder nordamerikanischen Stadt.

Allein diese ewige Rumjammern, das so tut, als sei Autofahren verboten, wenn es irgendwo mal weniger Fahrspuren oder Parkplätze gibt. Fun Fact: Selbst dort, wo man in den letzten Jahren viele Fahrspuren in physisch abgetrennte Radwege gebaut und/oder gar eine City-Maut eingeführt hat, ist Autofahren nicht verboten. Jede Person mit Führerschein darf in London oder Paris Autofahren.
Woher kommt also der ständig wiederholte und aggressiv vorgetragene Blödsinn, Autofahren solle verboten werden? These: viele wissen ganz genau, dass es für viele Wege eben doch Alternativen gäbe. Da man auf sachlicher Ebene also nichts zu holen gibt, muss man mit Strohmännern arbeiten. (Viele plappern vielleicht aber auch nur gedankenlos nach...)
Und dieses "Jeder muss das Verkehrsmittel wählen können!" klingt zwar inkludierend, ich kann es aber trotzdem nicht mehr hören, eben weil es oft missbraucht wird, um den offensichtlich gescheiterten Status Quo zu rechtfertigen. Die Berliner CDU hat damit (und den Sprüchen "Angebote statt Verbote!" und "Berlin auch fürs Auto!") im Wahlkampf geworben. Nun wurde der Radwegeausbau de facto eingestellt, der Bürgermeister hat auch schon mal zu erkennen gegeben, dass mit einem weiteren Angebotsausbau beim ÖPNV aus finanziellen Gründen nicht zu rechnen ist (genug Geld, um Busse und Straßenbahnen weiterhin vor fast jeder Ampel stehen zu lassen und seit 2006 [!] ausgeschaltete Vorrangschaltungen nicht wieder zu aktivieren, ist weiterhin da), die Verkehrssenatorin meint, man solle sich wegen des Fahrzeugmangels bei der U-Bahn nicht beklagen, anderswo führen U-Bahnen schließlich nur viertelstündlich, und viele beklagen ein immer aggressiveres Verhalten gegenüber Radfahrenden, weil sie Autofahrende von der Politik ermutigt fühlen, Radfahrende regelrecht zu jagen. Trotz angeblichen Geldmangels ist natürlich genug Geld für eine Schnellstraße und den Verzicht auf höhere Parkgebühren da.
Vor diesem Hintergrund kann ich "Jeder muss das Verkehrsmittel selbst wählen!" einfach nicht mehr ernstnehmen.