Die Lokalbahn Wien-Baden wurde von 1907 bis Februar 1945 im Überlandabschnitt zwischen der 1930 eingestellten Haltestelle Neusteinhof (km 4,2; etwa bei der Gutheil-Schoder-Straße) und Tribuswinkel (südlich des Bahnhofs) mit 500V 15 Hz Einphasenwechselstrom betrieben.
Laut Statistik der E-Werke und elektrischen Bahnen Österreichs 1926 wurde die Spannung der Lokalbahn Wien-Baden mit 750 V und mittlerweile 16 2/3 Hz angegeben. Demnach kam die Stromversorgung von den städtischen Elektrizitätswerken in Wien auf einer Versorgungsleitung mit 16500 V Einphasenwechselstrom welche über 11 Transformatoren zu je 120 kVA entlang der Strecke auf 750V umgewandelt wurde. Die gleichen Generatoren versorgten auch die Pressburgebahn mit Strom. Die Übertragungsleitung war weitgehend auf den Fahrleitungsmasten angebracht, in Guntramsdorf im Ortsbereich jedoch auf eigenen Masten.
Das Besondere an der Badner Bahn gegenüber anderen Wechselstrombahnen war, dass die Fahrdrahtspannung im Triebwagen nicht mehr heruntertransformiert und damit direkt zum Betrieb der Motoren verwendet wurde. Dadurch waren die Triebwagen einerseits leichter, andererseits konnte die gleiche Ausrüstung auch auf den mit 550V= elektrifizierten Stadtstrecken in Wien und Baden verwendet werden, ohne aufwendige Zweistromsysteme. Denn die damalige elektrische Ausrüstung beschränkte sich im wesentlichen auf die Fahrmotoren (Einphasen-Reihenschlussmotor, für Gleich- und Wechselstrom geeigent), Fahr- und Bremswiederstände, Druckluftkompressor, Glühbirnen und ein paar elektrische Klingeln. Aufwendige Elektronik wie heute gab es noch nicht.
Um jedoch den Strom möglichst verlustarm über längere Strecken zu transportieren, gab es jene Versorgungsleitung, die eben mit jener "Hochspannung" (elektrotechnisch als Mittelspannung bezeichnet) gespeist wurde. Offenbar misstraute man damals solchen Spannungen, woraus sich die aufwendigen Schutzgerüste bei den Haltestellen und Straßenquerungen erklären.
Die eigenartige Frequenz von 15 Hz war bereits bei elektrischen Bahnen in der Schweiz (BLS) verwendet worden und war sonst ein Unikum in Österreich. Deshalb konnte auch der Strom nicht direkt aus dem Industrie- und Versorgungsnetz bezogen werden, vorausgesetzt es gab ein solches 1907 bereits entlang der Strecke.
Zum zeitlichen Vergleich: Karwendel und Pressburgerbahn mit 16 2/3 Hz kommen erst 1912 bzw. 1914 und führen wie bereits erwähnt Transformatoren in den Loks, um die Spannung für die Motoren herabzusetzen, ebenso wie die 1911 mit 6500V 25 Hz elektrifizierte Mariazellerbahn.
Die 1904 eröffnete Stubaitalbahn hatte ebenfalls Wechselstromantrieb mit 2500V 42,5 Hz, jedoch ebenso mit Transformatoren an Bord.
Wann die Umstellung von 15 Hz auf 16 2/3 Hz erfolgte, könnte ich nicht in Erfahrung bringen. Ich nehme an dass dazu keine baulichen Änderungen an Anlagen, Motoren und Transformatoren vorgenommen werden mussten.
Bild 1 zeigt so ein Transformatorhäuschen im Bahnhof Tribuswinkel. Deutlich erkennt man die Wechselstrom-Versorgungsleitung zwischen den Fahrleitungsmasten mit Abzweigung zum Transformator und darunter die Gleichstromleitung zur Versorgung des Fahrdrahts.
Die Wechselstromleitung wurde im Haltestellenbereich durch ein Schutznetz gegen Herabfallen gesichert. Aufnahme aus dem Jahr 1908, Fotograf unbekannt.
Bild 2 und 3 zeigen ebenfalls ein Schutzgerüst der Wechselstrom-Versorgungsleitung bei der Querung der Triesterstraße (Neu Erlaa)
Bild 4 zeigt die Trennstelle südlich des Bahnhofs Tribuswinkel.