Autor Thema: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot  (Gelesen 45410 mal)

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95B

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Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« am: 08. September 2011, 23:07:59 »

600 Jobs in Gefahr
Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot

Belegschaftsvertreter schlagen Alarm: Sollte die Gemeinde Wien eine Option auf 20 U-Bahn-Züge nicht noch heuer ziehen, stehe das Werk vor dem Aus

Wien - Der kanadische Schienenverkehrskonzern Bombardier fährt in etlichen Werken mit verminderter Kraft - möglicherweise bald auch in Wien. Grund ist eine Auftragslücke, die sich 2012 auftut und bis 2013 hineinreicht. Letzte Hoffnung sei die Gemeinde Wien. "Wenn nicht noch heuer die Option auf 20 Fahrzeuge für die U6 gezogen wird, steht das Werk vor dem Aus" , sagte der Vorsitzende des Angestelltenbetriebsrats, Michael Richter, dem Standard.

Betroffen seien rund 600 Arbeitsplätze in Wien-Donaustadt, wohin Bombardier 2007 nach Aufgabe des alten Standorts in Wien-Floridsdorf übersiedelt ist. Dort hat sich Bombardier auf zunächst 20 Jahre eingemietet.

Signale aus Kanada deuteten darauf hin, dass die Fertigung in Wien ohne Überbrückungsauftrag schon Mitte 2012 zugedreht wird. Das bedeutete in einem ersten Schritt den Verlust von 400 der 600 Jobs. Richter: "Es ist dann nur eine Frage der Zeit, bis auch die restlichen Arbeitsplätze verschwinden" .

Dabei gehe es um verschiedene Headquarter-Funktionen (Wien ist für Bombardier weltweites Kompetenzzentrum für leichte Schienenfahrzeuge) sowie um Jobs in Forschung und Entwicklung. "Unser Schwesterwerk im ostdeutschen Bautzen übernimmt das mit Handkuss" , sagte Richter, der selbst mehrere Krisen miterlebt hat. Am Werk in der Donaustadt hingen noch 140 Zulieferer - davon 70 aus Wien.

Auftragsvolumen von 66 Millionen

Bei dem Auftrag über 20 U-Bahn-Fahrzeuge, die fünf kompletten Zügen entsprechen, geht es um ein Auftragsvolumen von 66 Millionen Euro. Obwohl die Wiener Linien darauf drängten, sei die Bestellung immer wieder verschoben worden. Dabei platze die U6, mit 17,5 km die längste U-Bahn-Linie der Stadt, bereits jetzt aus allen Nähten. Richter: "Für Wartung und Reparatur gibt es kaum einen Puffer mehr" .

Bei der Gemeinde Wien bringt man den Nichtabschluss des Geschäfts in Zusammenhang mit der Tarifreform für die Öffis, die gerade in einer Arbeitsgruppe verhandelt wird. "Eine Entscheidung durch die Wiener Linien kann erst dann definitiv getroffen werden, wenn durch die Reform eine entsprechende Absicherung der Investitionsvorhaben der nächsten Jahre gegeben ist" , heißt es im Büro von Finanz- und Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner.

Bombardier hat bis jetzt insgesamt 124 Fahrzeuge für die U6 geliefert - eine Sonderkonstruktion, die speziell für den Betrieb auf der ehemaligen Stadtbahn ausgelegt ist. Derzeit wickelt Bombardier Aufträge für Linz, Valencia (Spanien) und Blackpool (Großbritannien) ab. Danach sehe es düster aus. Licht am Ende des Tunnels sieht man im Wiener Werk erst in zwei Jahren. Laut derzeitiger Planung sollten dann eine Reihe internationaler Aufträge abgerufen werden. Richter: "Dann haben wir wieder mehr als genug zu tun." (Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9.9.2011)


Q: http://derstandard.at/1315005895657/

Jammern ist der Gruß der Kaufleute. Man wird wohl wieder einmal die Politik dafür in die Verantwortung nehmen, dass die Werksleitung die Auslastung des Betriebs schlecht geplant hat. Hoffentlich peitscht man in der Folge nicht pflichtbewusst die U6-Nordverlängerung durch, um das Bombardierwerk zu "retten". Kaufts lieber ein paar gscheite Flexity-Wagen und bauts den 13er! ;)
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hema

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #1 am: 08. September 2011, 23:23:13 »

Kaufts lieber ein paar gscheite Flexity-Wagen und bauts den 13er! ;)
Und würd' ma die ganze unnötige Werbung (Subvention der Gewista und rathaushöriger Printmedien) und Propaganda einstellen, könnt' ma die Kreditraten dafür quasi aus der Portokassa zahlen!  :up:
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13er

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #2 am: 08. September 2011, 23:43:46 »
Nach der U2- und U1-Verlängerung wird das Gejammer wieder groß sein, wenn es dann keine Aufträge für die U-Bahn-Lobby mehr gibt. Also wird man weiterhin sinnlose Neubauten vornehmen. Die Stadträtin Brauner hat ja durchaus recht offen gesagt, dass die U-Bahn nicht für die Fahrgäste gebaut wird, sondern um die Konjunktur zu stärken.
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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #3 am: 09. September 2011, 00:26:32 »
Die WLB könnte doch auch weitere 400er bei Bombardier bestellen, damit das Werk wieder mehr zu tun hat.

Zitat
Derzeit wickelt Bombardier Aufträge für Linz, Valencia (Spanien) und Blackpool (Großbritannien) ab.
Bis Ende 2012 werden doch die restlichen Flexitys für Linz produziert, zudem kommt wohl ein weiterer Auftrag von Linz in den kommenden Jahren.

Weitere T1 wird man wohl erst bestellen, wenn der Ausbau der U6 Nord beschlossen ist.

Zitat
Kaufts lieber ein paar gscheite Flexity-Wagen und bauts den 13er! ;)
Erst wenn die ganzen ULFs ausgeliefert sind, muss man es erst neue ausschreiben, die Flexity könnten ja dann die ersten ULFs ersetzen.  8)

95B

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #4 am: 09. September 2011, 09:23:41 »
Weitere T1 wird man wohl erst bestellen, wenn der Ausbau der U6 Nord beschlossen ist.
In diese Richtung geht ja meine Befürchtung: Man wird die U6 nach Norden verlängern, um ein Einsatzgebiet für die T1 zu haben, die man bestellen "muss".
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Ferry

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #5 am: 09. September 2011, 09:45:44 »
In diese Richtung geht ja meine Befürchtung: Man wird die U6 nach Norden verlängern, um ein Einsatzgebiet für die T1 zu haben, die man bestellen "muss".
Na, das passt doch. Schließlich wird doch immer von Politikerseite behauptet, die U-Bahn sichere Arbeitsplätze!  ;)
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Schienenchaos

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #6 am: 09. September 2011, 21:45:20 »
Ich finde es wirklich sehr interessant, dass man noch im Jahr 2007 ein neues Werk aufgebaut hat, dies großartig als Straßenbahnkompetenzzentrum vermarktet und nach knapp 3 Jahren Betrieb Aufgrund der fehlenden Aufträge vor dem Aus am Standort steht.  ???

Wenn man seitens der WL die letzte Option auf T1 einlöst, könnte man die Züge ja fast am neuen 26er einsetzen und sich dafür die Kreuzungsbauwerke ersparen.
Wobei ich persönlich einigen Flexitys im Linzer Design auch nicht abgeneigt wäre, nur wird sich eine Ausschreibung bis Dezember kaum realisieren lassen.

TW 292

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #7 am: 11. Oktober 2011, 11:55:41 »
Zitat
Bei dem Auftrag über 20 U-Bahn-Fahrzeuge, die fünf kompletten Zügen entsprechen, geht es um ein Auftragsvolumen von 66 Millionen Euro. Obwohl die Wiener Linien darauf drängten, sei die Bestellung immer wieder verschoben worden. Dabei platze die U6, mit 17,5 km die längste U-Bahn-Linie der Stadt, bereits jetzt aus allen Nähten. Richter: "Für Wartung und Reparatur gibt es kaum einen Puffer mehr" .

Es wurde jetzt auch bestätigt, dass man die 20 T1 bestellt werden.

Wattman

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #8 am: 11. Oktober 2011, 12:00:41 »
Trotz verbilligter Jahreskarte? ;D

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #9 am: 11. Oktober 2011, 12:39:13 »
Benötigt die WLB nicht auch neue Fahrzeuge? Die 100er Reihe schaut "oberflächlich" etwas mitgenommen aus.

95B

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #10 am: 11. Oktober 2011, 15:05:05 »
Benötigt die WLB nicht auch neue Fahrzeuge? Die 100er Reihe schaut "oberflächlich" etwas mitgenommen aus.
Das liegt wohl daran, dass schon seit ewigen Zeiten kein Fahrzeug mehr Neulack gesehen hat. Die drei Wagen 112, 116 und 117 haben als letzte Neulack erhalten - in der bekannt gewöhnungsbedürftigen Ausführung. Danach hieß es, man werde Neulackierungen nur mehr durchführen, wenn man sie nicht selbst zahlen müsse (d. h. nach Karambolreparaturen). Dazu ist es aber offensichtlich bislang nicht gekommen. Unter der Oberfläche sind die WLB-100er aber gepflegt und gut in Schuss.
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moszkva tér

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #11 am: 11. Oktober 2011, 16:19:53 »
Unter der Oberfläche sind die WLB-100er aber gepflegt und gut in Schuss.
Sowas mag vernünftig sein, aber der 08/15-Fahrgast schaut sehr auf Äußerlichkeiten.
Lack sieht man besser als die Technik darunter. Will man der Öffentlichkeit zeigen, dass die angebotene Leistung wirklich 1A ist, sollte man umso mehr auf solche Details achten.

Wenn man ein Auto verkauft, kann es noch so gut sein, man wird es trotzdem vorher anständig sauber machen. Dann hat man vielleicht Glück und der Käufer fragt nicht, ob der Zahnriemen eh neu ist  8)

coolharry

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #12 am: 11. Oktober 2011, 16:28:15 »
Wenn man ein Auto verkauft, kann es noch so gut sein, man wird es trotzdem vorher anständig sauber machen. Dann hat man vielleicht Glück und der Käufer fragt nicht, ob der Zahnriemen eh neu ist  8)

Der Unterschied zwischen sauberem und dreckigem Auto, kann gleich mal ein paar hunderter Betragen.

Und ich find auch, das wenn man ein  Unternehmen hat, man auch darauf schauen sollte das der Fuhrpark entsprechend aussieht. Ein abgefackter Wagen schaut einfach scheiße aus. Egal wie gut oder schlecht es darunter aussieht.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

95B

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #13 am: 11. Oktober 2011, 20:19:11 »
Unter der Oberfläche sind die WLB-100er aber gepflegt und gut in Schuss.
Sowas mag vernünftig sein, aber der 08/15-Fahrgast schaut sehr auf Äußerlichkeiten.
Die Wiener 08/15-Verkehrsunternehmen aber nicht. :P
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moszkva tér

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Re: Wiener Bombardier-Werk in Auftragsnot
« Antwort #14 am: 12. Oktober 2011, 09:05:00 »
Unter der Oberfläche sind die WLB-100er aber gepflegt und gut in Schuss.
Sowas mag vernünftig sein, aber der 08/15-Fahrgast schaut sehr auf Äußerlichkeiten.
Die Wiener 08/15-Verkehrsunternehmen aber nicht. :P
Beliebtestes Argument... Schauts einmal nach <beliebige Stadt in der Dritten Welt einsetzen>, da ist alles noch schlechter.  :down: