@Linei 41: Grunsätzlich weitgehend Übereinstimmung. Einige wesentliche Punkte hast Du selbst angeführt, die einer Verbesserung bedürften. Gerade die Verknüpfung mit dem Umland ist in Wien oft sehr mangelhaft.
Z.B. der Stockerauer Ast im Halbstundenintervall ist eine Katastrophe. Richtung Ernstbrunn der Personenverkehr komplett eingestellt. Und kommt man von der Autobahn, gibt es an der Stadtgrenze kaum eine brauchbare Verknüpfung mit dem öffentlichen Verkehr. Zur Station Neue Donau gibt es keine Abfahrt und außerdem ist der Parkplatz viel zu klein. Zur Schnellbahn kann man dort überhaupt nicht umsteigen. In Kaisermühlen ist die Situation ähnlich.
Die vielen Lokalbahnen nördlich von Wien hat man weitgehend eingestellt. Kommt man z.B. die Nordautobahn, fehlt auch eine attraktive Verknüpfung z.B. zur U6, U1 oder Vorortelinie. U-Bahn und Schnellbahn enden oft mit unzureichenden Verknüpfungen. Im Süden wird die U1 wieder nicht mit dem Umland verknüpft. Die U4 endet in Heiligenstadt an einer Stelle, wo man oft den Stau bereits hinter sich hat.
An der Peripherie werden immer mehr Einkaufszentren errichtet, die einerseits gute Geschäfte in der Stadt verdrängen und andererseits öffentlich kaum brauchbar angebunden sind.
Gerade die selten fahrenden Buslinien in Transdanubien sind ein Problem, deren Anschlüsse oft so sind, daß sie gerade abfahren, wenn der Taktzug am Bahnsteig einfährt. Dann braucht man für vielleicht 3 km mit Warten 30 bis 45 Minuten.
Häufiger Umsteigezwang macht die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel auch nicht gerade attraktiv. Längere, durchgehende Verbindungen habe ich seinerzeit oft genutzt, um während der Fahrt etwas erledigen zu können. Solche Verbindungen sind aber, zumindest in den Relationen, die ich benötige, weitestgehend eingestellt worden. Die durchgebundenen Linien 1 und 2 sind nur ein zaghafter Ansatz. Gerade in den ehemals sozialistischen Staaten ist eine weitaus bessere Vernetzung mit einem viel geringeren Umsteigezwang gegeben als in Wien.
Ein anderer Punkt, den Du angesprochen hast, ist die Gepäckbeförderung. Früher habe ich Transportmaterial (Computer, Literatur, Musikinstrumente etc.) oft in den Gepäcknetzen oberhalb der Sitze abgelegt. Solche Gepäcknetze sind aber weitgehend verschwunden oder in ihrer Größe so reduziert worden, daß dort nichts mehr abgelegt werden kann. Ein überbesetztes Fahrzeug, und schon wird man mit Gepäck zum Problemfall. Vergleich einmal einen T mit einem 4030er.
War ich früher außerhalb Wiens immer mit Kursbuch unterwegs und konnte man Fahrausweise problemlos erwerben, wurde nun die Herausgabe des Kursbuches komplett eingestellt. Fahrpreise sind ohnedies kaum mehr ermittelbar (WirrWarr von Verbundtarifen, ÖBB-Tarif, Sondertarife). Und dann lauern die Fallen der Selbstbedienungsstrecken. Oft hat schon ein Automat meine Kreditkarte nicht akzeptiert (Lesefehler etc). Und das nötige Kleingeld habe ich dann vielleicht nicht parat. Zu Zeiten des Schaffners war das alles kein Problem. Aber heute? Man muß nur einmal daran denken, wie schwierig es z.B. ist, einen Fahrausweis bis Kernzonengrenze zu erwerben, wenn man sich z.B. außerhalb des VOR befindet. Was macht jemand, der z.B. die Kernzonengrenze nicht genau kennt? Der beim Erwerb eines Fahrausweises Hilfe benötigt? Und dann vor einem eisernen Schaffner (Fahrkartenautomat) steht, den man nichts fragen kann? Das führt alles dazu, daß öffentliche Verkehrsmittel gemieden werden.
Es ist nicht ein einzelner Grund, der die Probleme verursacht. Alles zusammen aber bewirkt, daß der öffentliche Verkehr nicht in dem Ausmaß angenommen wird, wie es leicht möglich wäre. Ich glaube, daß die Bereitschaft und sogar der Wunsch dazu in der Bevölkerung vorhanden wäre. Ich höre oft von Bekannten, die zu begeisterten öffentlichen Fahrgästen geworden sind und ihr Auto sehr gerne stehen lassen, sobald ihr Verkehrsbedürfnis durch ein öffentliches Verkehrsmittel erfüllt wird.