Autor Thema: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1908-1922)  (Gelesen 17706 mal)

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Conducteur

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Unter dem Faden "Unbekannter Aufnahmeort" ist von blitzwerner am 17. April 2012 um 16:57:17 ein Photo eines Wiener Doppeldeckerbusses mit der Frage nach dem Aufnahmeort publiziert worden:

Ist zwar ein Gummiradler aus längst vergangenen Zeiten, aber rechts dahinter - ist das einer von den 2 damals existierenden 4-achsigen Doppelstockwagen ??

Foto ist datiert mit 1921 -

wo auch immer das Bild aufgenommen wurde  :-\

hab´s erst in der Vergrößerung bemerkt, dürfte eher ein 2ter Doppeldecker-Gummiradler sein. –-

Dieses Photo findet sich auch z.B. auf Wikipedia Busverkehr in Wien, dort allerdings mit den folgenden Hinweisen:

Beschreibung:
  • Svenska: Buss i Wien 1921, Date: 1921 Photo Nr: 2157-34 [1] sparvagsmuseet.sl.se
  • Deutsch: Früher Doppeldeckerbus der Wiener Verkehrsbetriebe bei der Straßenbahnremise Rudolfsheim.
  • Datum: 1921
  • Quelle: Flickr: Bus in Vienna 1921
  • Urheber: Stockholm Transport Museum

Da ich nur sehr wenig Literatur über die frühen Wiener Autobusse gefunden habe und im Internet eigentlich gar nichts, habe ich nun ein paar Erhebungen angestellt und möchte die spärliche Information, die ich zu diesem Thema zusammentragen konnte, in diesem neuen Faden zusammenstellen. Vielleicht hülfe das, den Aufnahmeort und Verkehrsanlaß dieses Photos mit vereinten Kräften zu identifizieren. Literatur zu diesem Thema existiert offenbar auch kaum. Die meisten Veröffentlichungen zum Wiener Autobusverkehr beginnen erst mit etwa 3.11.1922, als die "Gemeinde Wien - städtische Straßenbahnen" den Betrieb des vorher eigenständigen Teils "Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung" übernommen hat. Erst damit beginnen die Dokumentationen über Autobusgaragen, das innerstädtische Autobusliniensystem (Linien I, II und III), Wagentypen. Googelt man z.B. unter "Wien Autobus Doppeldecker", dann beginnt die Trefferliste erst mit 1961. Das von blitzwerner referenzierte Photo von 1921 ist ein Ausreißer ohne weitere Dokumentation. Und die innerstädtischen Autobuslinien, die ab 1923 bzw. 1924 betrieben wurden, wurden mit Eindeckern betrieben.

Dieser Faden soll sich der Frühzeit des Wiener Autobusverkehrs bis zur Übernahme durch die "Gemeinde Wien - städtische Straßenbahnen" am 3.11.1922 widmen.

Conducteur

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1912-1922)
« Antwort #1 am: 21. Juli 2012, 15:54:38 »
Wie bereits gesagt, habe ich keine Publikation gefunden, die sich mit diesem frühen Autobusverkehr beschäftigt. Die folgenden Informationen habe ich überwiegend aus den Publikationen von Prof. Harald Marincig, Die Wiener Linien - 140 Jahre ÖPNV in Wien, 1. Auflage 1995, 2. erweiterte und ergänzte Auflage von Auf Schienen in Wien, Wien 2005, bzw. aus Krobot - Slezak - Sternhart, Straßenbahn in Wien, Slezak, Wien 1972 zusammengetragen. Dort wird dieses Thema aber auch nur sehr kurz am Rande gestreift. Ich bin mir aber nahezu sicher, daß die (primären) Quellen, die für diese Publikationen zur Verfügung gestanden haben müssen, weitaus ergiebiger sind. Wäre interessant, ob diese bereits historisch aufgearbeitet sind und darüber Publikationen vorliegen, die mir unbekannt sind.

Die ersten Versuche mit Bussen begannen 1907. Die beiden Linien Floridsdorf - Leopoldau - Kagran (16.10.1907) und Simmering - Kaiser Ebersdorf (23.3.1907) wurden aber bald auf Straßenbahn umgestellt: 1912 die Kaiser Ebersdorfer Linie, und 1917 die Leopoldauer Linie. In der Innenstadt wurde das Luxusverkehrsbedürfnis durch Akku-Busse und ab 1913 auch durch Benzin-Busse befriedigt. Diese nicht protokollierte Automobil-Stellwagen-Unternehmung der Gemeinde Wien unterstand der Direktion der städtischen Straßenbahnen.

Am 15.7.1908 übernahm die Gemeinde Wien die Vienna General Omnibus Co. und erprobte auf deren Liniennetz ebenfalls Autobusse. Diese Sonderfirma nannte sich Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung und war bis 3.11.1922 von der Straßenbahn unabhängig. Da im März 1917 der Pferdestellwagenverkehr aufgehört hat, nannte sich diese Firma nach dem 1. Weltkrieg (Betriebskonzession am 16.8.1919) Gemeinde Wien - städtische Kraftstellwagenunternehmung. Diese Autobusbetriebsfirma ist Gegenstand des vorliegenden Fadens.

Chronologie:
  • 1.3.1912: "Automobil-Stellwagenbetrieb" mit Elektrofahrzeugen Stephansplatz - Volksoper
  • ab 1913: Versuchsreihe mit verschiedenen Benzinomnibustypen mit 17 Bussen nach ausländischen Vorbildern (London, Paris, Berlin, Leipzig), 1914 weitere 5 Akkuwagen
    • 25.5.1913: Stephansplatz - Prater (zur Adria-Ausstellung)
    • ab 1.12.1913: Nordbahnhof - Südbahnhof
    Diese Linien blieben (nur) bis 5.8.1914 in Betrieb (Akku-Fahrzeuge bis 18.3.1917), da dann wegen des Krieges die Fahrzeuge für militärische Zwecke verwendet wurden und an das Militär abgegeben werden mußten.
  • 1914: Nach etwa einem Jahr Probebetrieb hat sich der Büssing-Benzinbus als am besten geeignet erwiesen. Daher wurde eine Bestellung für 75 Fahrgestelle bei der Fa. Anton Frass, sowie für 60 geschlossene Doppeldecker-Wagenkästen für den Winterbetrieb und 25 im Oberdeck offene Doppeldecker-Wagenkästen für den Sommerbetrieb bei der Nesselsdorfer Wagenbaufabrik in Auftrag gegeben. Der Überhang von 10 Wagenkästen gegenüber den Fahrgestellen erklärt sich daraus, daß man jeweils zwischen Winter und Sommer den Wagenkasten austauschen und so sich der Jahreszeit anpassen wollte. Diese Fahrzeuge kamen aber vor dem Krieg nicht mehr zum Einsatz. Fahrgestelle mußten an das Militär abgegeben werden.
  • 7.9.1919: Nachdem nach dem Krieg militärisch genutzte Fahrgestelle wieder retourniert worden waren und die (noch) vorhandenen Wagenkästen (BJ 1913) wieder montiert werden konnten (zumeist Doppeldecker), konnte ab diesem Tag nach Konzessionserteilung (16.8.1919) der Kraftstellwagenverkehr mit 30 Bussen wieder aufgenommen werden. Während die 5 Akkuwagen im März 1921 nach Budapest verkauft wurden, blieben die Benzin-Busse bis 1926 in Betrieb.
  • ab 1920: Betrieb von Autobus-Sonderlinien zu bestimmten Anlässen:
    • ab 1921 Bäderverkehr zum Strandbad Gänsehäufel
    • zu Pfingsten 1921 erstmalig Sonderlinien anläßlich Firmungen
    • ab Herbst 1921 (1. Wiener Messe) regelmäßiger Messeverkehr
  • 3.11.1922: Nach Zusammenlegung der Firma mit der Straßenbahn wurden 29 Busse von der Gemeinde Wien - städtische Straßenbahnen übernommen.

Was mir jedoch fehlt, ist eine vollständige Linien- und Fahrzeugübersicht. Wahrscheinlich wird sich so eine nur aus den primären Quellen rekonstruieren lassen und harrt noch ihrer Aufarbeitung.

hema

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1908-1922)
« Antwort #2 am: 21. Juli 2012, 19:02:31 »
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"Wiener Bilder"  2.Jänner 1907

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"Wiener Bilder"  18.Oktober 1905

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"Wiener Bilder"  14.Februar 1906
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Revisor

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1912-1922)
« Antwort #3 am: 21. Juli 2012, 19:39:19 »
Was mir jedoch fehlt, ist eine vollständige Linien- und Fahrzeugübersicht. Wahrscheinlich wird sich so eine nur aus den primären Quellen rekonstruieren lassen und harrt noch ihrer Aufarbeitung.

Eine komplette(?) Übersicht der Autobuslinien bietet die Liniengeschichte von Lehnhart/Leister.

Wattman

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1908-1922)
« Antwort #4 am: 21. Juli 2012, 19:48:23 »
Mit Bussen aus dieser Epoche habe ich kein Problem - stammen diese doch aus einer Zeit, wo der Bus der Straßenbahn noch nicht wirklich gefährlich werden konnte.

Conducteur

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1908-1922)
« Antwort #5 am: 21. Juli 2012, 20:20:41 »
Danke, hema, für diese interessanten Quellen.

Noch ein paar Worte zu den Autobusgaragen. Anfangs wurden Straßenbahnremisen bzw. Teile davon als Autobusgarage verwendet. Eigene Autobusgaragen gab es erst später.

Für die Autobusse der Linie Floridsdorf - Leopoldau - Kagran ab 1907 wurde die Straßenbahnremise Vorgarten verwendet, wo der Raum zwischen den beiden Hallen adaptiert wurde (Quelle: http://xover.mud.at/~tramway/stvkr-a-wiki/index.php/Kategorie:Remisen_und_Garagen_(Bus)). Anmerkung: Die neue Garage Vorgarten (Engerthstraße 152a) wurde erst am 26. Februar 1951 eröffnet.

Ebenso wurden nach der Erweiterung des Straßenbahnbetriebsbahnhofes Favoriten im Jahre 1915 die alten Hallen VI und VII (zwischen Quellenstraße und Eugengasse/Pernerstorfergasse gelegen) für den Busbetrieb verwendet. Tramway und Modell 4/2007 nennt die folgenden Eröffnungsdaten für die Hallenverwendung durch den Busbetrieb:
  • 25.3.1921: Halle VII als Reparaturwerkstätte
  • 13.4.1921: Halle VI als Garage
Gemäß anderen Quellen war die dortige Autobushauptwerkstätte von 1924 bis 1970 in Verwendung (Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Busverkehr_in_Wien).

Hier ein von Revisor im historischen Faden Bahnhof Favoriten zur Verfügung gestellter Gleisplan aus etwa 1900, der die später für den Autobusbetrieb genutzten Hallen VI und VII (südlich der Eugengasse) zeigt:
Ein Gleisplan aus ungefähr jener Zeit, aus der auch das Foto stammt, vermutlich ein wenig älter. Die Gleislage ist zwar nicht völlig identisch, aber so ziemlich wird sie schon hinkommen. Damals befanden sich an Stelle der heutigen Hallen IV und V (Freigelände) noch Stallungen, dafür erstreckten sich die Wagenhallen auch noch jenseits der Pernersdorfergasse.

Die Errichtung eigener Autobusgaragen setzte überhaupt erst nach 1922 ein:
  • 13.1.1925 Zedlitzgasse
  • 11.2.1929 Pernerstorfergasse 83-85 (wobei ich noch nicht geklärt habe, wie weit diese Garage mit der Nutzung der Halle VI des Bhf. Favoriten in Zusammenhang steht); stand bis 14.1.1961, dem Tag vor der Eröffnung der Garage Raxstraße, in Verwendung.
  • 22.4.1929 Schanzstraße

Betreffend Stationierung der Stockbusse gibt es folgende Aussage von Revisor:
Soviel ich jetzt auf die Schnelle sagen kann, wurde 1921 die Garage Pernerstorfergasse in den kurz davor für den Straßenbahnbetrieb aufgelassenen Hallen eröffnet. Ebenfalls 1921 wurden die damaligen Stockbusse von Vorgarten in die Pernerstorfergasse umstationiert.

Conducteur

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1908-1922)
« Antwort #6 am: 21. Juli 2012, 22:38:12 »
Nun ein paar Überlegungen zu genanntem Photo von 1921.

Bei den Fahrzeugen handelt es sich meines Erachtens nahezu sicher um Büssing-Benzinbusse, wobei Fahrgestelle und Wagenkästen erst nach dem Krieg (wieder) so zusammengefügt wurden, es also durchaus zu Abweichungen kommen kann.

Linien:
Obwohl mir keine vollständige Linienübersicht vorliegt, wurden in den zuvor genannten Quellen die folgenden Linien erwähnt:
  • Innenstadt (mit Akku-Wagen bereits vor 1913 begonnen)
  • Stephansplatz - Volksoper (ab 1.3.1912 Automobil-Stellwagenbetrieb mit Elektrofahrzeugen)
  • Stephansplatz - Prater (am 25.5.1913 Probeverkehr mit Benzinomnibussen zur Adria-Ausstellung)
  • Nordbahnhof - Südbahnhof (ab 1.12.1913 Probeverkehr mit Benzinomnibussen)
  • Sonderlinie Bäderverkehr zum Strandbad Gänsehäufel (ab 1921)
  • Sonderlinien anläßlich Firmungen (zu Pfingsten 1921 erstmalig)
  • regelmäßiger Messeverkehr (ab Herbst 1921 - 1. Wiener Messe)
Die von Revisor zitierte Liniengeschichte von Lehnhart/Leister steht mir im Moment nicht zur Verfügung.

Wenn ich davon ausgehe, daß nach Kriegsende wieder vor allem jene Linien betrieben wurden, die es bereits vor dem Krieg gegeben hat, dann springt mir in obiger Liste die Linie Stephansplatz - Volksoper ins Auge, für die sich dieser Kraftstellwagen auf Grund der angeschriebenen Fahrpreiszonen qualifizieren könnte. Eventuell kämen auch nach Lehnhart/Leister noch andere Linien in Betracht. Ein Kandidat wäre z.B. die am 4.5.1921 wiedereröffnete Linie Nordbahnhof - Stephansplatz - Südbahnhof.

Da es sich aber um einen Sonderwagen handelt, vermute ich eher einen Einsatz auf einer der genannten Sonderlinien: Gänsehäufel, oder aber Firmung zu Pfingsten am 15.5.1921. Den Messeverkehr ab Herbst 1921 schließe ich jetzt einmal aus Fahrpreisgründen aus (der Straßenbahnfahrschein hat bis 23.10. bereits 10 Kr gekostet und danach und danach 16 Kr). Oder aber es handelt sich um einen anderen Sonderverkehr: z.B. wie Revisor gemeint hat, die Eröffnung der Garage im Bhf. Favoriten, oder aber vielleicht auch eine andere Eröffnung (z.B. der Linie Nordbahnhof - Südbahnhof).

Auf Grund dieser Angaben und den am Photo doch sichtbaren "Menschenmassen" würde ich eher davon ausgehen, im Umkreis dieser (Sonder-)Linien zu suchen. Natürlich könnte das Photo auch mit der Eröffnung der Garage in den Hallen VI und VII des Straßenbahnbetriebsbahnhofs Favoriten in Zusammenhang stehen, wie Revisor gemeint hat, nur finde ich in dieser Gegend keine plausible Stelle, die passen könnte (Straßenbreite, Haus, Lagerplatz).

Fahrpreis:
Habe nun die Straßenbahnfahrpreise aus dem Jahre 1921 für die Tarifzone I ausfindig gemacht:
  • ab 3.7.1920: 3,50 Kr
  • ab 26.1.1921: 5 Kr
  • ab 4.5.1921: 7 Kr
  • ab 17.8.1921: 10 Kr
  • ab 24.10.1921: 16 Kr
  • ab 8.12.1921: 30 Kr
  • ab 18.1.1922: 60 Kr
  • ab 15.3.1922: 80 Kr
  • ab 13.6.1922: 150 Kr
  • ab 12.7.1922: 260 Kr
  • ab 16.8.1922: 450 Kr
  • ab 3.9.1922: 1000 Kr
  • ab 24.9.1922: 1700 Kr
  • ab 19.11.1922: 1600 Kr
  • ab 17.12.1922: 1500 Kr
  • ab 2.5.1923: 1700 Kr
  • ab 2.12.1924: 2000 Kr (später 20 gr)
Sehr deutlich erkennt man, daß es zwischen etwa Juni 1921 (Staatsbankrott) und 4. Oktober 1922 (Genfer Protokolle, Völkerbundanleihe, Generalkommissär des Völkerbundes zur Kontrolle über die österreichischen Staatsfinanzen) die Hyperinflation gegeben hat. Bereits ab Herbst 1921 begannen die Preise kräftig zu steigen.

Mir fehlt leider die Information, wieviel der Autobusfahrschein wann gekostet hat, würde aber vermuten, daß dieser sicher nicht billiger als der Straßenbahnfahrschein war, zumindest nicht in der Relation Gürtel - Stephansplatz, sondern entweder gleich oder geringfügig teurer war. So gesehen müßte das Photo zwischen dem 26.1.1921 (Straßenbahnfahrschein 5 Kr) und dem 16.8.1921 (Straßenbahnfahrschein 7 Kr) entstanden sein, allerspätestens aber bis 23.10.1921 (Straßenbahnfahrschein 10 Kr).

Von den genannten Ereignissen kämen also in Betracht:
  • 25.3.1921: Eröffnung Favoriten Halle VII als Reparaturwerkstätte
  • 13.4.1921: Eröffnung Favoriten Halle VI als Garage
  • 4.5.1921: Wiedereröffnung der Linie Nordbahnhof - Stephansplatz - Südbahnhof (und Tariferhöhung auf 7 Kr für Straßenbahn)
  • 15.5.1921: Sonderverkehr zur Firmung zu Pfingsten
  • Bäderverkehr zum Strandbad Gänsehäufel.

Fahrgäste:
Ein Kollege, dem ich das Photo gezeigt habe, tippt auf Grund der Bekleidung und des Aussehens der Fahrgäste auch eher auf eine Eröffnung (Honoratioren), auf Grund der Gegend aber eher auf die Eröffnung der Linie Nordbahnhof - Stephansplatz - Südbahnhof als auf die Garage. Ganz möchte ich Firmung und Bäderverkehr jedoch noch nicht ganz ausschließen.

Gegend:
Gerade diese ist es, weshalb ich den Bereich Bhf. Favoriten, der 1921 weitgehend mit Gründerzeithäusern verbaut war, eher ausschließe. Der am Photo sichtbare Bereich schaut eher wenig verbaut aus. Ebenso scheidet meines Erachtens ein Innenstadtbereich eher aus. Blieben also wirklich die Line Nordbahnhof - Südbahnhof, ein Sonderverkehr zur Firmung oder der Bäderverkehr übrig, wo ich jetzt weiter suchen würde.

Rudolfsheim, das auf der offiziellen Photoangabe zu finden ist, scheiden sowohl Revisor als auch ich als auch mein Kollege, dem ich das Photo gezeigt habe, aus. Ich finde dort leider keine Stelle, wo das passen könnte. Meine Gegenargumente zu den Rudolfsheim-Vorschlägen im Faden Unbekannter Aufnahmeort habe ich dort bereits genannt.

Conducteur

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1908-1922)
« Antwort #7 am: 21. Juli 2012, 23:19:55 »
Als Ergänzung hier noch ein Beitrag von Revisor vom 22.7.2009 aus http://www.fpdwl.at/forum/wiener-linien/historisches/7726-metzgerschleife/, der thematisch zur städtischen Stellwagenunternehmung gehört, aber vermutlich nur die Haferantriebstechnologie betrifft:

Zitat von: Revisor
Die "schienenungebundene Pferdetram" hieß Pferdestellwagen, wurde von der Gemeinde Wien - Städtische Stellwagenunternehmung betrieben und war der Vorläufer der späteren innerstädtischen Autobuslinien, konkret hier der Vorläufer der Autobuslinie 8. Die Verkehrszeiten und die Strecken dieser Linie:

10. 08. 1908 - 13. 09. 1908 Spitalgasse - Rochuskirche
14. 09. 1908 - 31. 05. 1909 Hernalser Gürtel - St. Marx
01. 06. 1909 - 01. 11. 1910 Elterleinplatz - St. Marx
04. 06. 1909 - 01. 11. 1910 Elterleinplatz - Rochuskirche - Hauptallee SF nachmittags
02. 11. 1910 - 31. 05. 1913 Hernalser Gürtel - Rochuskirche
06. 11. 1910 - 25. 02. 1912 Hernalser Gürtel - Nordbahnhof SF nachmittags
01. 06. 1913 - 30. 11. 1913 Stefansplatz - Rochuskirche
01. 12. 1913 - 10. 08. 1914 Hernalser Gürtel - Stefansplatz
20. 06. 1915 - 21. 08. 1915 Volksoper - Rochuskirche
22. 08. 1915 - 09. 04. 1916 Hernalser Gürtel - Rochuskirche
10. 04. 1916 - 05. 10. 1916 Hernalser Gürtel - Stefansplatz
04. 11. 1916 - 03. 02. 1917 Votivkirche - Bürgertheater

Vor der Übernahme in den städtischen Betrieb 1908 gab es bereits zahlreiche private Stellwagenlinien. Auf dem Foto, das aus etwa 1905 stammen dürfte, ist folglich ein Pferdestellwagen eines privaten Stellwagenunternehmens zu sehen.

Conducteur

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1908-1922)
« Antwort #8 am: 21. Juli 2012, 23:38:17 »
Bin soeben auf folgende Diplomarbeit von Harald Helml gestoßen: Stadtbahn und U-Bahn in Wien. Zur Geschichte eines verspäteten Massenverkehrsmittels.

Im Abschnitt 1. 8. 1. Der Wiener Omnibusbetrieb im Schatten der Straßenbahn wird auch der Kraftstellwagenverkehr kurz angesprochen. Sehr viel mehr, als in bereits genannten Quellen zu finden ist, wird dort aber zu diesem Thema auch nicht genannt.


hema

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1908-1922)
« Antwort #9 am: 22. Juli 2012, 00:53:04 »
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"Wiener Bilder"  31.März 1909
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Conducteur

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1908-1922)
« Antwort #10 am: 22. Juli 2012, 01:54:44 »
@hema:  :up:  :up:  :up:

Sehr interessant, diese Artikel! Obwohl man seit 1907 schon mit Benzin-Omnibussen experimentiert hat, hat man 1909 noch auf Hafertechnologie beruhende Omnibusse beschafft oder zumindest damit experimentiert. Offenbar waren die Erfahrungen mit der Benzin-Technologie so miserabel, daß man nicht das Vertrauen in eine baldige, zufriedenstellende Automobil-Technologie hatte. Na ja, die groß angelegte Testserie mit der Elektro-/Akku- und Benzin-Technologie begann ja erst 1912 und 1913, und erst 1914 bestellte man die erste Serie, über die sich die Armee freute.

hema

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1908-1922)
« Antwort #11 am: 22. Juli 2012, 19:34:30 »
Auch für ausgediente Wiener "Omnibusse" fand sich eine sinnvolle Verwendung!


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"Wiener Bilder"  24.Mai 1914
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Wattman

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1908-1922)
« Antwort #12 am: 22. Juli 2012, 19:42:32 »
Bitte, was waren scrophulöse Kinder?

hema

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Re: Gemeinde Wien - städtische Stellwagenunternehmung (1908-1922)
« Antwort #13 am: 22. Juli 2012, 19:48:31 »
Bitte, was waren scrophulöse Kinder?
Frag' Tante Gugl nach "Scrofulose", da kriegst du umfassendere Antworten, als hier von uns Nichtmedizinern!  ;)
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