Da Warschau in punkto Schienenverkehr nicht nur ein dichtes Straßenbahnnetz hat, möchte ich auch die anderen schienengebundenen Nahverkehrsmittel der polnischen Hauptstadt näher bringen.
Metro Die Metro wird von Metro Warszawskie (Warschauer Metro) betrieben. Dank des Zarząd Transportu Miejskiego (ZTM) zu Deutsch, Verwaltung des städtischen Verkehrs gelten auch die Tickets, die man an einem Automaten bei einer Straßenbahnhaltestelle erworben hat, in den Zügen der Metro. Die Metro ist heute 23,1 km lang und es gibt 21 Stationen. Es verkehrt eine Linie vom Młociny im Norden via Centrum nach Kabaty im Süden Warschaus.
Eröffnet wurde die U-Bahn am 7. April 1995 (Kabaty - Politechnika), Pläne für ein unterirdisches Eisenbahnnetz gab es jedoch schon vorher. Bereits Ende der 20er Jahre wollte man so ein Netz bauen und gründete 1929 das Referat Kolei Podziemnej (Referat der unterirdischen Eisenbahn). Die Wirtschaftskrise machte die Pläne jedoch sehr bald zu nichte. 1938 wurde erneut mit dem Bau eines Tunnels begonnen, diesmal waren die Arbeiten ebenfalls nur von kurzer Dauer, da der 2. Weltkrieg dazwischen kam.
Nach Ende des Krieges kam die Idee in der neuaufzubauenden Stadt auch gleich eine U-Bahn zu bauen wieder auf. Stalin machte Bierut (dem damaligen Machthaber in Polen) ein Angebot (offiziell das Geschenk der UdSSR an das polnische Volk). Er konnte nun wählen zwischen, einer Metro, einer großen Wohnsiedlung oder dem Pałac Kultury i Nauki (Palast der Kultur und Wissenschaft). Bierut entschied sich für letzteres. Dennoch wollte man in den 50ern eine Metro errichten, es liefen auch erste Bauarbeiten an, aber aufgrund schwieriger geologischer Bediengungen und der hohen Kosten wurde das Vorhaben eingestellt. Die Metro sollte damals mit dem PKP-Netz verbunden sein und ebenfalls militärischen Zwecken dienen können. Zudem sollten die Stationen als Bunker dienen.
In den 70ern griff man wieder die Idee der Metro der Zwischenkriegszeit auf, Züge die im Einschnitt verkehren sollten. Damals kam die Idee, eine Linie von Młociny nach Kabaty zu führen, was der heutigen Metro entspricht. 1983 wurde mit dem Bau begonnen, mit großen Problemen gelang es nach 12 Jahren Bauzeit endlich den ersten Abschnitt (Kabaty - Politechnika) fertigzustellen. 1998 fuhr man bis zur Station Centrum, bis 2008 wurde dann etappenweise bis zur heutigen nördlichen Endstation Młociny eröffnet.
Die Metro erreicht nicht die Altstadt, die der Altstadt näherste Station ist Ratusz Arsenał. Von hier müsste man eine Haltestelle mit der Straßenbahn bis Stare Miasto fahren. Von der Station Centrum sind es ca 7-10 Minuten zum Dworzec Centralny (Zentralbahnhof) oder eine Straßenbahnhaltestelle. Vom Bahnhof wird auf die Metro hingewiesen bzw. umgekehrt, man sieht dies als normalen Umsteigeweg an.
Momentan baut man an einer zweiten Linie, die vom Rondo Daszyńskiego etwas westlich des Zentrums zum Dworzec Wileński (Vilniuser Bahnhof) östlich der Weichsel führen wird. Die zweite Linie wird die bestehende Linie bei der Station Świętokrzyska (Heiligenkreuzer Straße) kreuzen und ist eine Ost-West-Verbindung. Am Netzplan sieht man die im Bau befindliche Metrolinie blaustrichliert.
http://www.ztm.waw.pl/pokazmapy.php?i=16&l=1Es ist unklar wie die zweite Linie danach weiter gebaut werden wird.
Der Fahrzeugpark setzt sich zum einen aus Metrowagonmasch der Serie 81 und aus Alstom Metropolis. Diese wurden in Chorzów gefertigt und per Bahn nach Warschau gebracht. Dabei fuhr der Zug nur ca 20 km/h um das Unfallrisiko gering zu halten. Der Betriebsbahnhof befindet sich in Kabaty nach der Endstation. Es ist ca. ein durchschnittlicher Stationsabstand von der Endstation zum Betriebsbahnhof. Dort gibt es einen Anschluss ans PKP-Netz.
Fototechnisch ist die Metro eher langweilig. Die Stationen sind schmucklos und architektionisch nicht bessonders beeindruckend.
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Bei einem Abgang. Unter dem Metrologo steht der Name der jeweiligen Station.
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Die Tafel quer zur Fahrtrichtung zeigt die Richtung, die Tafel parallel zur Fahrtrichtung den Stationsnamen.
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Information bezüglich Ausgänge
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Hier sieht man Fließen an der Wand, andere Stationen haben einfach nur einen braunen oder grauen Anstrich.
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Der Eingang zur Station Centrum mit Pałac Kultury im Hintergrund.
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Das Ganze aus der Nähe. Vor jedem Eingang sind Bahnsteigsperren.
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Das ist die einzige Fahrgastinfo bezüglich Fahrplan bei der Metro. Papierfahrpläne gibt es vor Ort keine, dafür zählt der Monitor im 10-Sekunden-Rythmus.

Die Züge fahren ca alle 3 Minuten unter Tags. Hier ein genauer Fahrplan:
http://www.metro.waw.pl/pliki/aktualnosci/2012/przystankowy%202012_09.pdfHier noch Bilder der Fahrzeuge:
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Metrowagonmasch in der Station Centrum. Die meisten Stationen haben Mittelbahnsteige, lediglich Centrum, und die letzten 3 oder 4 bis inklusive Młociny haben Seitenbahnsteige.
Quelle/Źródło: fotozajezdnia.pl User/Użytkownik: Marek.
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Alstom Metropolis in der gleichen Station.
Quelle/Źródło: fotozajezdnia.pl User/Użytkownik: Marek.
WKDWKD steht für Warszawska Kolej Dojazdowa (wörtlich übersetzt Warschauer Zufahrtsbahn oder Warschauer Einfahrtsbahn). Es handelt sich hierbei um eine Lokalbahn, die es seit 11 Dezember 1927 gibt. Damals hieß sie Elektryczna Kolej Dojazdowa (EKD) und wurde auf Bestreben eines privaten Investors gebaut. Der Betrieb wurde mit E-Triebwagen von English Electric abgewickelt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die EKD verstaatlicht und die Triebwagen bekamen die PKP-Reihenbezeichnugn EN80, die EKD kam jedoch nicht zu den PKP (Staatsbahnen) sondern wurde als eigenes Unternehmen geführt. 1951 wurde der Name in Warszawska Kolej Dojazdowa geändert. Betrieben wird die Linie heute von der Firma Warszawska Kolej Dojazdowa mit Sitz in Grodzisk Mazowiecki, einer Stadt ca 40 km westlich von Warschau.
Die EN80 waren bis 1972 im Einsatz. Sie wurden von den EN94 abgelöst, welche von Pafawag zwischen 1968 und 1972 gebaut wurden. Hierbei handelt es sich um zweiteilge E-Triebwagen, die bis heute im Einsatz sind. Die EN94 sind stehts in Doppeltraktion unterwegs. Das Rückgrat der WKD ist heute allerdings der EN97, welcher von Pesa gebaut wurde. Hierbei handelt es sich um zweiteilige E-Treibwagen, mit nur einem Führerstand aber Türen auf beiden Seiten. Sie sind stehts Heck an Heck gekuppelt. Dann gibt es noch den EN95, welchen ich leider nicht sah. Dabei handelt es sich um ein von Pesa im Jahr 2004 gebautes Einzelstück.
Die WKD ist für mich ein sehr sympathisches Unternehmen. Ich weiß nicht wieso, aber ich fühlte mich in den Stationen und Wagen fast schon familiär umsorgt. Ein liebevoller kleiner Eisenbahnbetrieb der bei den Fahrgästen sich großer Beliebtheit erfreut.
Die Linie verbindet Warszawa Śródmieście WKD (Warschau Mitte WKD) mit Grodzisk Mazowiecki. Zudem gibt es eine Stichstrecke nach Milanówek. Einen Plan findet man auf der WKD-Homepage:
http://www.wkd.com.pl/index.php/pl/article_constant/114 Die Linie ist leider nur von Warszawa Śródmieście bis Opacz (einem Dorf bei Warschau) in den ZTM integriert, dh für die Strecke von Opacz bis Grodzisk oder Milanówek muss ein eigener WKD-Fahrschein gelöst werden. Leider ist die WKD im Netzplan von ZTM nicht eingezeichnet. Es gibt allerdings einen Plan der die Anerkennung der ZTM-Fahrscheine auch durch andere Bahngesellschaften zeigt:
http://www.ztm.waw.pl/pokazmapy.php?i=10&l=1 Die ZTM-Fahrscheine müssen bereits vorher bei einem ZTM-Entwerter entwertet werden, die Entwerter in den WKD-Zügen können nur WKD-Fahrscheine entwerten. Darauf wird man aber in den Stationen und an den Entwertern hingewiesen. Nett finde ich auch, dass es pro Glied eines Wagens zwei Entwerter gibt. Sollten wirklich beide kaputt sein, so hat der Reisende die Pflicht den Fahrschein selbst zu entwerten. Am dafür vorgesehen Streifen sind mit Kugelschreiber, Datum, Stunde und Minute des Fahrtantritts zu vermerken. Ich dachte beim Lesen des Satzes, dann muss man den Fahrer aufsuchen und der unterschreibt/hat einen Datumsstempel/schreibt seine Dienstnummer auf den Fahrschein/etc.
In den Wagen gibt es Routenskizzen, die Auskunft geben, wo es Fahrkartenschalter oder Automaten gibt und welche Stationen mit einem ZTM-Ticket befahren werden dürfen. Gegen Aufpreis kann man auch beim Fahrer Fahrkarten kaufen, das habe ich bei meinen Fahrten jedoch nicht gesehen. Die WKD hat sicherlich hauptsächlich Stammkunden, die ihre Zeitkarten haben. Die Züge fahren alle 15 Minuten und sind gut ausgelastet. Wegen Bauarbeiten war nur eingeschränkter Betrieb möglich. Bis Komorów fuhr man alle 15 Minuten, nach Podkowa Leśna Głowna nur halbstündlich. Dort muss man für die Weiterfahrt nach Grodzisk oder Milanówek umsteigen.
So ein paar Bilder:
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Das Logo der WKD, das auf eine Station hinweist.
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Warszawa Ochota WKD, gleich daneben befindet sich Warszawa Ochota PKP.
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Ein EN94 in Warszawa Śródmieście WKD. Hier gibt es nur einen Seitenbahnsteig, das rechte Gleis ist ein Abstellgleis. Im hinteren Bereich bleibt der Zug stehen und lässt die Fahrgäste aussteigen. Auf dieser Höhe hat eine Putzfrau ein kleines Kämmerchen mit Putzzeug und steigt in den Zug ein und reinigt ihn. Danach fährt der Zug nach vor und nimmt die Fahrgäste auf. Dann geht der Fahrer zurück und die Fahrt ins Warschauer Umland kann beginnen.
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Der Zug wartet bis er gereinigt wurde.
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Hier nimmt er die Fahrgäste auf. Links ein abgstellter EN97, der später in Betrieb war.
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Ein EN94 bei der Ausfahrt aus der Haltestelle Opacz Richtung Komorów.
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Dieser EN97 hat soeben die Haltestelle Warszawa Ochota verlassen und ist unterwegs nach Podkowa Leśna Główna. Hier kann man gut weitere Züge anderer Gesellschaften (SKM, PKP, KM) fotografieren und zwei Damen leisteten mir mit ihrer digitaler Spiegelreflex kurz Gesellschaft. Die beiden diskutierten die unterschiedlichen Lackierungsvarianten polnischer Bahnbetreiber.
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Ein EN97 verlässt die Haltestelle Aleje Jerozolimskie (hier nicht mehr im Zentrum sondern am westlichen Stadtrand von Warschau bereits eine Vollautobahn) richtung Podkowa Leśna.
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Dieser EN94 verlässt ebenfalls die Haltestelle Aleje Jerozolimskie, allerdings wird er bereits in Komorów wenden.
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Fahrgastinfo auf einem Werbeplakat in der eigenen Station (Warszawa Ochota WKD), die auf die Bauarbeiten hinweist.
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Dieser Lift hat schon bessere Tage gesehen. Der Lift auf der anderen Seite der Station ist leider auch kapput und sieht nicht besser aus. Es sieht nicht danach aus, als ob dieser Lift demnächst repariert werden würde. Schade jetzt fahren NF-Fahrzeuge auf der WKD, aber zumindest diese Station ist nicht barrierefrei.
Alles in Allem ist die WKD aber ein zuverlässiges, pünktliches, gut angenommenes Verkehrsmittel im Raum Warschau.