Ich bin eben keineswegs davon überzeugt, dass der Staat oder die Stadt mit unseren Resourcen optimal wirtschaftet.
Ich glaube, die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung dieser Stadt und dieses Landes ist davon überzeugt, dass unsere Ressourcen und die aus unserem Steuergeld errichtete öffentliche Infrastruktur nicht dazu da sind, Privaten eine Basis für die Erzielung von Profiten bereitzustellen. Ich würde mir wünschen, dass das einmal in einem ernstzunehmenden Plebiszit ein für allemal festgehalten wird.
Mit den entsprechenden Reglementierungen, wie oben genannt, und nur Verkauf privat, nicht aber die Infrastruktur (nichts anderes habe ich geschrieben), wäre das für mich ok, weil es auch in vielen anderen Bereichen so ist und funktioniert.
In vielen anderen Bereichen ist es so und funktioniert nicht.
Nicht alles, was staatlich ist, ist schlecht, aber auch nicht alles, was privat ist.
Der auf dieser Annahme basierende Mittelweg, u.a. in Österreich in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg mit Erfolg beschritten, wird derzeit leider zunehmend in Frage gestellt. Den derzeitigen Privatisierungsirrsinn assoziiere ich allerdings eher mit Chile unter Pinochet.
Genau dasselbe wäre auch bei den Wiener Linien notwendig. Die (jüngeren) Mitarbeiter werden ohnehin schon nach KV privatwirtschaftlich bezahlt und alles an Stunden herausgepresst, was überhaupt gesetzlich geht, für die wird sich nicht mehr viel ändern. Aber in Erdberg würde mal ein wenig rationalisiert werden und das wäre sicher keine schlechte Sache, wenn ich unser Organigramm und Mitarbeiteranzahl mit anderen Städten vergleiche. Die haben das dort genauso gemacht und es hat ihnen sicher nicht geschadet. Zusätzlich werden Prozesse schneller und effizienter. Denn obwohl wir einen Höchststand an Mitarbeitern haben, ist das Unternehmen in sich selbst erstarrt und schafft es nicht einmal mehr, Hinweistafeln innerhalb eines Jahres zu tauschen (nur als Beispiel).
Dass aus Mitarbeitern und Infrastruktur alles nur Mögliche herausgepresst wird, ist genau diesem kurzfristigen Effizienzgedanken geschuldet, dem du das Wort redest. Warum sollten die auf die Funktion eines Netzbetreibers reduzierten Wiener Linien Hinweistafeln schneller austauschen als sie es jetzt tun? Die wären ja noch immer ein kommunales und daher "erstarrtes" Unternehmen. (Oder macht dies das Verkehrsunternehmen?) Was ist an der künstlichen Herstellung von Wettbewerb im Rahmen von natürlichen Monopolen mittels bürokratischer Regulierungsbehörden überhaupt effizient? Wenn die Liberalisierung allenthalben so tolle Ergebnisse bringt, warum beschreiten dann etliche Gemeinden in unserem Nachbarland Deutschland
genau den umgekehrten Weg? Und btw. wonach richtet sich die Angabe, dass der Mitarbeiterstand der Wiener Linien einen Höchststand erreicht hätte?

Sicher würde ich auch lieber in einer Welt/einem Land leben, in dem man sich solche Fragen gar nicht stellen müsste und wohlbehütet von der Wiege bis zur Bahre durchs Leben geführt wird. Ist aber halt nicht (mehr).
Eine "alternativlose" oder nicht doch eine menschengemachte Entwicklung? Früher berief man sich auf Gott, um die herrschende Ordnung zu rechtfertigen, heute auf den "Markt".

Abschließend ein Link zu einem seltsamen Kommentar des Kolumnisten eines einstmals* linksliberalen Magazins:
http://www.profil.at/articles/1307/575/352754/peter-michael-lingens-spoe-privatisierungIch frag mich schon, ob der Kommentar nicht noch depperter ist als die Volksbefragung der SPÖ.
_____
*) Mag die Empörung über die SPÖ-Inseratenaffäre noch so berechtigt sein: Warum fällt diese Entwicklung, die neben dem Profil auch den Standard betrifft, niemandem auf? Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang etwa die unverhohlene Wahlempfehlung für den Spitzenkandidaten der Salzburger ÖVP im Leitartikel der letzten Ausgabe des Profil.