Also spannend sind inzwischen einige Regionen geworden:
* Wien Zentrum (4., 6., 7., 8., 9.) mit einem inzwischen Dreikampf SPÖ/ÖVP/Grüne und mehreren Parteiwechseln an der Spitze seit Mitte der 90er.
* Das Burgenland als seit Jahrzehnten einziges ländlich geprägtes, aber rot dominiertes Bundesland
* Kärnten hat es mit dem Hypo-Skandal politisch komplett durchgemischt
* Steiermark und Oberösterreich als Kampfgebiet Schwarzes Land vs. Rote Industriegebiete, mit den Blauen als lachenden Dritten.
* Innsbruck und Graz, traditionell eher rechts-konservative Städte, sind inzwischen grüne Hochburgen
Und Niederösterreich wäre, wenn der Pröll eines Tages abtreten wird, auch nicht so unspannend: Wie immer - schwarzes Land gegen den roten Wiener Speckgürtel, das könnte auch hier das Bundesland kippen lassen, wenn Prölls Erben sich blöd anstellen sollten. Denn der rote Speckgürtel wächst, während die schwarzen Hochburgen (Waldviertel, Mostviertel) bevölkerungsmäßig stagnieren oder sogar schrumpfen.
Ja, in der letzten Zeit ist die politische Landschaft auch auf lokaler Ebene ziemlich in Bewegung geraten. Allerdings ist es noch zu früh, daraus einen Trend abzuleiten. Nehmen wir das Beispiel Salzburg: War das dortige SPÖ-Intermezzo von 2004 bis 2013 eine Art Ausrutscher in einem unverändert konservativen Bundesland oder ein Hinweis darauf, dass das Zeitalter der Erbpachten definitiv seinem Ende entgegen neigt? Diese Frage lässt sich derzeit noch nicht mit Sicherheit beantworten.
Eine ähnliche Ambivalenz zeigt sich in Kärnten: Einerseits waren mit dem Aufstieg und Fall des Systems Haider teils erdrutschartige Wählerwanderungen zu beobachten, andererseits ist das Land seit bald einem Jahrhundert unverändert zwischen blau und rot positioniert. In der Zwischenkriegszeit war Kärnten das einzige Bundesland neben Wien (bzw. Niederösterreich vor der Trennung von Wien), in dem ein Sozialdemokrat, wenn auch nur für zwei Jahre, als Landeshauptmann fungierte. Die ÖVP war zwar von 1992 bis 1999 die LH-Partei, dabei jedoch stets nur drittstärkste Kraft im Landtag.
Beim Burgenland hat mich persönlich überrascht, dass die Sozialdemokratie dort schon in den 20er Jahren außerordentlich stark war. Die Wien-Pendler sind also nicht allein für die dortige SPÖ-Dominanz verantwortlich, sondern gaben bestenfalls den Ausschlag für das Kippen des Landes vom schwarzen in das rote Lager.
Abschließend zu den Landeshauptstädten: Graz würde ich eigentlich nicht pauschal als rechtskonservative Stadt bezeichnen. Es war lange Jahre eine SPÖ-Hochburg, ehe sich der FPÖler Götz 1973 aus der Position des Dritten (man sieht also, Schüssel konnte 2000 auf eine gewisse Tradition zurückblicken
) zum Bürgermeister küren ließ. Von den Landeshauptstädten hatten alle bis auf Innsbruck schon einmal einen roten Bürgermeister. In Bregenz, man mag es kaum glauben, regierte die SPÖ sogar zeitweise absolut.
(Vielleicht könnte ein Moderator diese Diskussion auslagern ...)