Das könnte man direkt verfilmen... nein warte, es gibt ja schon den Bockerer
Als die damals in der Mittelgasse und der Garbergasse gedreht haben, mussten sie in jeder längeren Drehpause alle Hakenkreuzfahnen einrollen!
Das ist nichts ungewöhnliches. Als in Berlin der Film "Operation Walküre" (mit Tom Cruise) gedreht wurde, gingen sogar zahlreiche erboste Anrufe bei Stadtverwaltung und Polizei wegen der Nazi-Requisiten ein. So solls auch sein, es würde mich erschrecken, wenn den Leuten die Hakenkreuzfahnen egal wären.
Mir fällt bei Bildern aus den 20er-60er Jahren auf dass die Leute damals überhaupt wesentlich gepflegter und besser gekleidet außer Haus gingen als heute, obwohl damals Kleindung wesentlich teurer war. Heute könnte sich wirklich jeder gut anziehen aber der Jogger ist bequemer :-S
Verglichen mit anderen Metropolen ist es in Wien aber ganz arg, ohne jetzt gleich Vergleiche mit Frankreich oder Italien hernazuziehen
Also ich mag bezweifeln, dass die Leute vor 50-100 Jahren wirklich gepflegter waren als heute. Man hat sich "besser" gekleidet (ist natürlich Geschmackssache), aber man sollte nicht vergessen, dass das tägliche Duschen (im Sommer sogar mehrmals täglich) in der Zwischenkriegszeit nur einer kleinen Oberschicht vorbehalten war. Die wenigsten Privatwohnungen hatten ein Badezimmer. Die Gemeindebauten der Zwischenkriegszeit hatten immerhin ein Klo und Wasseranschluss in der Küche - das war damals für die Arbeiterklasse revolutionär. Aber zur gründlichen Körperreinigung ist man ins Tröpferlbad gegangen, und das sicher nicht täglich.
Aber ich finde nicht, dass in Wien heute so viele Menschen schlecht angezogen wären. Ein paar Ärgernisse fallen mir schon auch auf (z.B. im Hochsommer mit nacktem Oberkörper herumlaufen), aber ansonsten passt es schon so. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass es bei uns keine Kleiderodnungen, egal ob offiziell oder inoffiziell, mehr gibt, so wie in den 1960ern, als meine Eltern jung waren. Damals ist man mit Blue Jeans nicht in ein besseres Café oder Restaurant reingelassen worden. Und fürs Burgtheater war der große Abendanzug angesagt. Danke, das brauche ich wirklich nicht!
Von einem alten Kanzleileiter im Ministerium habe ich einige Geschichten aus der früheren Zeit im Ministerium gehört. Unter anderem, dass Beamte, die halt immer wieder Kontakt zum Minister hatten, einen guten Anzug im Bürokasten hängen hatten. Wenn er zum Minister gerufen wurde, hat er den Anzug gewechselt, weil ihm der Alltagsanzug zu schäbig für den Minister erschien.
1968 herum habe ich in den Ferien als Briefträger gearbeitet. Meine andere Rayonshälfte *) war ein älterer Briefträger, der einmal Bilder von der Hochzeit seiner Tochter zeigte. die damals geheiratet hat. Seine Kollegen haben ihn ganz erstaunt gefragt, ob er denn keinen Anzug hat, weil er in der (damals recht ansehnlichen) Postuniform auf den Bildern war. Er hatte keine andere Ausgehkleidung als die Uniform.
Das mit den Anzügen im Büroschrank gibts aber immer noch. Leute, die relativ kurzfristig Einladungen zu offiziellen Anlässen bekommen oder Pressekonferenzen geben müssen, sorgen so vor. Sonst müssten sie nämlich täglich im guten Zwirn im Büro antanzen, was ja auch eher unbequem ist.
Uniformen zu feierlichen Anlässen tragen ist übrigens auch heute noch usus, allerdings eher bei höherrangigen Militärs und Polizeibeamten. Es gibt für offizielle Anlässe ja eigene Galauniformen.