Autor Thema: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof  (Gelesen 15267 mal)

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Conducteur

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"Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« am: 24. Dezember 2010, 02:07:57 »
Wo die Bahn auch gegenüber dem Flugzeug einen riesen Vorteil hätte, was aber nur wenig kommuniziert wird: Zu- und Ausstiegmöglichkeiten unterwegs. Habe ich eine gute Verbindung z.B. Wien-Paris oder Wien-Rom, habe ich gleichzeitig auch gute Verbindungen z.B. Salzburg-Straßburg oder Klagenfurt-Florenz.

Ja, genau, aber schön wärs. Bei meiner mit der Bahn geplanten Reise Wien-Strasbourg war es nicht möglich, eine gscheite Verbindung zu bekommen, nachdem man den Nachtzug gestrichen hat; Gereist bin ich schlussendlich Wien - Paris mit dem Flieger und mit dem TGV von Paris nach Strasbourg. Super. Die Bahn "rationalisiert" an allen Ecken so blöd (Speisewagen, Gepäckschließfächer, Zugbindung in F, etc), dass es in Summe die Reise unattraktiv bis unmöglich macht. Da ist schon sehr viel hausgemacht... Oder komm mal von Wien an die Cote d'Azur per Bahn...

Habe mir gestern die neu eröffnete Bahnhofshalle des Westbahnhofs angesehen. Wirklich einladend zum Reisen per Bahn wirkt diese Örtlichkeit auf mich nicht. Meine Kritikpunkte:

.) Das Wichtigste, die Angaben, wann und wo welcher Zug abfährt oder ankommt, ist kaum zu finden. Diese Informationen findet man nur, wenn man wenige Meter vor den wenigen "Fernsehern" steht. Beim Ausgang aus der Halle zu den Bahnsteigen gab es vor längerer Zeit über jedem Tor genaue, gut sichtbare Angaben. Später gab es eine gut von der Weite sichtbare Übersichtstafel. So etwas fehlt heute komplett.

.) Die Zugänge sind schmal, bis zum Bahnsteig muß man oft mehrere Haken schlagen. Seinerzeit hatte jeder Bahnsteig einen eigenen Ausgang, wie es auch der relativ moderne Kaiser Franz Josefs Bahnhof noch hat. Heute rennt man am Westbahnhof gegen Wände, wenn man sich in diesem Labyrinth nicht auskennt. Die Ausgänge wurden auf 2 reduziert. Vermutlich um mehr "Wände" für Fast Food-Betriebe zu schaffen.

.) Der Abgang zur U-Bahn erinnert mich an den alten Herzmansky oder Gerngroß. Sollen dort noch irgendwo Rolltreppen errichtet werden? Ich kann mir nicht vorstellen, daß dort dafür noch irgendwo hinreichend Platz wäre. Oder muß man Stiegen steigen, wenn gerade die winzigen Lifte überlastet sind?

.) Wo sind die Seitenein- und Ausgänge zu finden? Der Ausgang aus der Bahnhofshalle Richtung Felberstraße sieht eher aus wie der Eingang in ein Stiegenhaus eines Gemeindebaus. Will man aus der Bahnhofshalle Richtung Gerstnerstraße und Gasgasse, stößt man auf geruchsproduzierende Fast Food Betriebe, die den weiteren Weg versperren.

.) Interessiert man sich für die aktuelle Uhrzeit, ist es besser, ein eigenes Chronometer mitzuführen. Die alten, weithin sichtbaren Uhren sind verschwunden. Auch sonst bedarf es einer intensiven Suche, irgendwo ein Zeitmeßgerät zu finden. Fündig wird man nur bei den wenigen "Fernsehern", für die man fast eine Lupe benötigt, um diese entziffern zu können.

.) Der weitläufige Raum in der Bahnhofshalle, der einst das Entflechten der Ströme ankommender und abfahrender Reisender erlaubte, ist einem Labyrinth unzähliger Fast Food Ketten gewichen, durch die man sich durchschlängeln muß, wenn man ein konkretes Ziel anstrebt.

.) Wo findet man die Einrichtungen, die man üblicherweise mit Reisen assoziiert? Z.B. eine Gepäcksaufbewahrung?

.)  In der Mitte des unteren Geschoßes steht etwas, das einer übergroßen Tumba ähnelt. Es fehlt nur mehr der Priester, der die Exequien liest, und die Schola, die das "Libera me" singt.

moszkva tér

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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #1 am: 24. Dezember 2010, 07:13:10 »
.) Wo findet man die Einrichtungen, die man üblicherweise mit Reisen assoziiert? Z.B. eine Gepäcksaufbewahrung?
Gepäckaufbewahrungen werden nur mehr ungern eingerichtet, weil sonst könnten ja böse Terroristen dort eine Bombe platzieren. Das ist das Argument nach außen. Inoffiziell wirds wohl eher so sein, dass Gepäckaufbewahrungen relativ viel Platz wegnehmen, im Betrieb was kosten und gleichzeitig nur wenig Einnahmen generieren. Platz, den man besser für ein weiteres Ramschgeschäft nützen könnte  :down:

Übrigens, du hast nichts von Fahrkartenverkauf geschrieben. Gibts noch humanoiden Fahrkartenverkauf oder nur mehr Automaten?

Zitat
.)  In der Mitte des unteren Geschoßes steht etwas, das einer übergroßen Tumba ähnelt. Es fehlt nur mehr der Priester, der die Exequien liest, und die Schola, die das "Libera me" singt.
Ihr Kinderlein kaufet, so kaufet doch all's  :D


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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #2 am: 24. Dezember 2010, 10:17:08 »
Ich habe es schon anderswo geschrieben, vielleicht habt ihr es also schon gelesen:

Ich finde den Umbau durchaus misslungen. Die Wegeführung habe ich mir noch nicht angesehen, hier nur mal meine Kritik zur Architektur:

Nach der gerade eröffneten Südtirolerplatzpassage verwöhnen uns die ÖBB mit
einer weiteren noch etwas prominenteren Eröffnung: Die neue alte Halle des
Westbahnhofs ist es, die sich nach nur 2 Jahren Umbauzeit frisch renoviert
präsentiert.

Ein kleiner Architekturexkurs vorab - warum war der Westbahnhof (im
Gegensatz zur alten Südbahnhofahalle) schützenswert? Hier ein Auszug aus
Michael Sudas Beschreibung (kompletter text auf www.tramway.at):

~~~

Durch zwei Eingänge betritt man die große Wandelhalle. Der Form nach ein
großer Quader aus Betonpfeilern mit dazwischenliegenden großen
Fensterflächen und flachem, blechgedeckten Walmdach, ist sie außen mit
Naturstein verkleidet. Sie wurde so angelegt, dass aus dem vom Gürtel zu den
Bahnsteigen früher sanft ansteigenden Gelände eine Stufe wurde, die die
Halle in eine obere und eine untere Ebene teilt. Im Gegensatz zur Halle des
Südbahnhofs, die nur ein düsterer, leerer Raum zu sein scheint, wirkt der
Westbahnhof hell, lichtdurchflutet und im positiven Sinn monumental. Eine
Reihe hoher Pfeiler mit Verkleidung aus poliertem Granit an der Stufe von
der unteren zur oberen Hallenebene stützt die Decke, die in Kassettenfelder
gegliedert ist. In der Wandstufe zur oberen Hallenebene sind die
Fahrkartenschalter eingebaut. An der rechten Schmalseite der Halle befindet
sich der Durchgang zur Gepäckaufbewahrung und -abfertigung, an der linken
befand sich ursprünglich der Eingang zur "Schwemme" des Bahnhofsrestaurants

~~~

Für mich immer eindrucksvoll war die klare Teilung der Halle durch die
mittige Säulenreihe, die auch den Höhensprung definiert hat, und die durch
die beiden Stiegenabgänge klar durchdrungen wurde. Meiner Meinung nach waren
die beiden die Ebenen verbindenden Stiegen ein zentrales Element der
Architektur, und die Anordnung der Fahrkartenschalter dazwischen genial:
kommt man vom Gürtel in den Bahnhof, waren sie das erste, was man sah.

Meine Bilder der leergeräumten Halle zeigen den klaren Entwurf und die
großzügige Anlage ein letztes Mal. Natürlich wucherten auch in der
Westbahnhofshalle über die Jahrzehnte diverse parasitäre Baukörper - rechts
das Reisezentrum, links der Glasturm der U-Bahnstation - aber die konnten
den Bestand nicht nachhaltig ruinieren. Nun hat man diesbezüglich aber Nägel
mit Köpfen gemacht.

~~~

Die Grundfläche der unteren Halle wurde an beiden Enden um zwei Säulenfelder
verkleinert, die Stiegenaufgänge dafür in den Höhensprung hineingedrückt.
Sie - und damit die klare Ablesbarkeit der Erschließung - sind damit nicht
mehr spürbar, auch der Höhensprung als frühere Barriere ist nun aufgelöst,
man kann da nun ins Reisezentrum hineingehen. Als neues raumdominantes
Element fallen jetzt aber die beiden Terrassen auf, die quer in den Saal
gespannt sind - die untere überdeckt 40% der ursprünglichen
Hallengrundfläche, nimmt aber wenigstens die Höhenlage des Bestandes auf;
die obere erscheint als massiver Prügel, der der Halle den ursprünglichen
klaren Abschluss nimmt: sie "versickert" jetzt quasi in die angrenzenden
neuen Baukörper. Das diese Terrassen auch von aussen durch die großen
Glasfenster zum Gürtel zu sehen sind und diese waagrecht durchschneiden ist
da fast schon egal.

Wirklich schlimm wird es aber im oberen Hallenteil. Irgendeine Großzügigkeit
ist dort nicht mehr vorhanden, massive graue Kojen füllen die Fläche - es
sind die Schanigärten der Schnellrestaurants. Die in Richtung Bahnsteige
verschobenen Stiegen nehmen nochmal etliches von der Grundfläche, dazu
kommen schon jetzt Infopavillon und sonstiges Krimskrams. Falsch
verstandener Denkmalschutz at its worst - auch wenn das Ziel der
Nutzflächenmaximierung klar war, so hätte es nicht enden müssen.

Dass man die neuen Teile an den Bestand anpasst hätte ich weder erwartet
noch verlangt; dass man aber die Dimensionen so wählt, dass sie den
Altbestand schwer beeinträchtigen war absolut unnötig und hinterlässt den
Eindruck, man wollte zeigen, wie verärgert man über die Forderungen des
Denkmalschutzes war. Was hier gebaut wurde ist wieder mal tiefste Provinz.

Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #3 am: 24. Dezember 2010, 10:23:58 »
Gibts noch humanoiden Fahrkartenverkauf oder nur mehr Automaten?
Natürlich gibt es noch Fahrkartenschalter (im Neusprech heißt das ÓBB-Reisezentrum). Bei den Automaten bekommst du ja nur Inlandsfahrkarten (und Euregio).
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #4 am: 24. Dezember 2010, 10:34:05 »
Übrigens, du hast nichts von Fahrkartenverkauf geschrieben. Gibts noch humanoiden Fahrkartenverkauf oder nur mehr Automaten?
Es gibt etwas, das sich "Reisezentrum" nennt. Das befindet sich jetzt unterhalb des Obergeschoßes, dort wo früher die Kassen waren. Entspricht in der Ausführung etwa dem, wie es im Ersatzbau war. Also ein abgeschlossener Raum mit Türen zum Hineingehen und dann ein Leitsystem wie beim Einchecken auf Flughäfen. Zum Eingang kommt man, wenn man einmal an den Fahrkartenautomaten vorbei die daran angestellten Schlangen durchstoßen und um die Tumba herumgegangen ist (unter der Tumba befindet sich vermutlich die Krypta). Früher war der Zugang zu den Schaltern offen und frei. Heute ist er verbaut. Das "Reisezentrum" selbst finde ich aber gar nicht so schlecht.

Etwas eigenartig ist die Aufstellung der Fahrkartenautomaten. Diese befinden sich jeweils in Vierergruppen verteilt über die ganze Halle. An diesen Automatengruppen bilden sich schnell lange Schlangen, die dann die übrigen Reisenden beim Zugang zu den verschiedenen Einrichtungen behindern. Auch ist es nicht so leicht herauszufinden, bei welchem Automaten sich gerade die kürzeste Schlange befindet, denn diese Automatengruppen liegen weit voneinander entfernt.

moszkva tér

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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #5 am: 24. Dezember 2010, 12:15:28 »
An diesen Automatengruppen bilden sich schnell lange Schlangen, die dann die übrigen Reisenden beim Zugang zu den verschiedenen Einrichtungen Einkaufen behindern.
:D scnr

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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #6 am: 24. Dezember 2010, 12:18:20 »
An diesen Automatengruppen bilden sich schnell lange Schlangen, die dann die übrigen Reisenden beim Zugang zu den verschiedenen Einrichtungen Einkaufen behindern.
:D scnr
Wenn die Automaten jemandem beim Einkaufen behindern würden, würden sie ganz sicher nicht dort stehen! ;) Das Einkaufszentrum mit Gleisanschluss ist in dieser Hinsicht ganz sicher wohlgeplant!

Aber ich mache der ÖBB keinen Vorwurf, dass sie das Maximum aus ihren Grundstücken herausholen möchte, das ist eben die Unternehmenskultur, die von Kuhkacker und den anderen Bahnzerstörern gewollt wurde.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Conducteur

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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #7 am: 24. Dezember 2010, 14:13:15 »
An diesen Automatengruppen bilden sich schnell lange Schlangen, die dann die übrigen Reisenden beim Zugang zu den verschiedenen Einrichtungen Einkaufen behindern.
:D scnr
So richtige Einkaufslaune kommt bei mir beim Betreten der neuen Bahnhofshalle aber auch nicht auf. Und von "Geschäften" würde ich bei den dort befindlichen Einrichtungen auch nicht sprechen. Es sind ein paar Ramschläden. Die überwiegende Anzahl der Einrichtungen ist aber ein Sammelsurium verschiedener Fast Food Buden, die zumindest den oberen Hallenbereich zu einem Labyrinth machen. Und der zentrale Raum im unteren Bereich besteht aus der Tumba, deren großes, schwarzes Tuch majestätisch wirkt und Trauer, ewige Ruhe und Erlösung ausstrahlt. Wahrscheinlich als Kontrapunkt zum Labyrinth und zu den Fast Food Ketten gedacht, denn an dieser Tumba muß jeder vorbei, der ins "Reisezentrum" möchte.

Und für die seinerzeitigen Auslagen an der vorderen Außenseite hätte man sich auch etwas anderes einfallen lassen können als nur Milchglas. Seinerzeit gab es dort von Modellbahngeschäften eingerichtete Auslagen, die mir sehr fehlen.


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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #8 am: 26. Dezember 2010, 22:17:19 »
So, Vorschaufunktion aktualisiert und den fertig geschriebenen Beitrag vernichtet - also gehen wirs halt noch einmal an...  ::)


Anbei ein paar Bilder der renovierten Bahnhofshalle des Wiener Westbahnhofes - zum Kontrast gibts dahinter noch einige Aufnahmen des D 347 DACIA nach Belgrad/Sofia/Bukarest mit Wagen aus der Errichtungszeit des Westbahnhofes, den Fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts.

Bei der Umgestaltung des Bahnhofes fiel mir Folgendes auf:
- Es gibt kein echtes Bahnhofsrestaurant mehr. Es wurden zwar zahlreiche neue Freßbuden in die "obere" Bahnhofshalle (durch die "Brücken" über den Rolltreppen und die Versetzung der Aufgänge kann man jetzt schon fast von zwei Hallen sprechen, darüber hinaus geht einiges an Raumerlebnis verloren), außerdem gibt es zahlreiche "Schanigärten" mit unbequemen Sitzen und Tischen, die nach neuester Shopping-Center-Manier von allen Imbißständen gemeinsam betreut werden (sollten), man sitzt aber stets mehr oder weniger in der lauten Bahnhofshalle - ein Ort der Ruhe, wie es das Bahnhofsrestaurant früher war, fehlt. Außerdem gibt es keinen abgeschlossenen Warteraum, lediglich die ÖBB-Club-Lounge steht Kunden mit entsprechender Zahlungskraft zur Verfügung.
- Beim Einzug neuer Zwischendecken wurde teils sehr unästhetisch gearbeitet. Marmorsäulen gehen nahtlos in lieblose weiße Wandverbauten, Zwischendecken und Säulen über - es ist ein Graus.
- Statt Bahnsteigtüren bei jedem Bahnsteig - wie das früher war - gibt es nun nur mehr zwei große Ausgänge zu den Bahnsteigen - der Rest der Bahnsteige endet in einer Wand.
- Den Aufgang aus der U-Bahn-Unterwelt, der in der unteren Halle direkt vor dem ÓBB-Reisezentrum entsteht, hätte man sich sparen können und dafür den bisherigen U-Bahn-Aufgang vergrößern können.
- Es gibt eindeutig zu wenig Aufzüge - wie früher existieren nur zwei. Es wäre wünschenswert gewesen, wenigstens drei Aufzüge einzurichten und überdies die Beschilderung in und an den Aufzügen klarer zu gestalten - da gibt es Ebene 01, -01, -1, U1, U3, es kennt sich keiner aus.
- Weder die Uhrzeit noch die Abfahrts- und Ankunftszeiten der Züge sind klar ersichtlich. Es gibt nur ein paar wenige Fernseher, die diese Zeiten verkünden. Meiner Ansicht nach ist das viel zu wenig. Die alten, großen Abfahrts- und Ankunftstafeln waren da sehr hilfreich. Positiv ist die Tatsache, daß die Bahnhofshalle nicht mehr ständig von unverständlichen Durchsagen beschallt wird. Durchsagen gibts nur mehr auf den Bahnsteigen, dort sind sie auch verständlich. Wenn es einen Warteraum gäbe, wären sie dort natürlich auch hilfreich.

Bild 1: Der neu gestaltete Aufgang aus der Westbahnhof-Zwischenpassage zu U3/U6.


Bild 2: Noch sehr provisorisch mutet der Übergang von den drei Rolltreppen auf die Stiege ins Obergeschoß an - das ist überdies sehr unpraktisch. Ab 2011 wird man nach rechts in das Shopping-Center gehen und von dort die drei in der unteren Bahnhofshalle endenden Rolltreppen benutzen können.


Bild 3: Blick auf den erweiterten südlichen Teil der Bahnhofshalle, der noch nicht fertiggestellt ist. Auch hier wird es neue Geschäfte en masse geben. Die beiden Aufzüge in der Bildmitte befinden sich dort, wo auch schon früher die Aufzüge zu den Bahnsteigen lokalisiert waren.


Bild 4: Hat man erst einmal die Stiege zur Ebene 0 bezwungen, bekommt man eine erste Vorahnung auf die Bahnhofshalle.


Bild 5: Zum Glück gibt's auch mein Lieblingsgeschäft am Bahnhof wieder an der angestammten Stelle - "Buch&Presse" vulgo "News&Books" vulgo "press&more"


Bild 6: Der südseitige Eingang zur Bahnhofshalle ist ja schon seit einigen Wochen geöffnet und präsentiert sich recht unverändert.


Bild 7: In der Mitte der unteren Halle, an der Stelle, wo früher die Fahrkartenschalter waren, befindet sich nun das ÖBB-Reisezentrum, ausgestattet mit zahlreichen Topfpflanzen und mindestens ebensovielen Fahrkarten- und Informationsschaltern. Das Tuch im Vordergrund überdeckt die Rolltreppen ins Shopping-Center im Untergrund, das erst 2011 eröffnet wird.


Bild 8: Das nordseitige Ende der Bahnhofshalle ist offenbar auch noch nicht ganz fertiggestellt...


Bild 9: Ein Beispiel der angesprochenen unästhetischen Arbeit. Einfach widerwärtig. In einem halben Jahr wird das Weiß sich in ein schmutziges Grau verwandelt haben, was wahrscheinlich auch nicht zur Verschönerung beitragen wird.


Bild 10: Übergang Marmor-Geländer: auch hier schlampige und unschöne Arbeit.


Bild 11: Lieblos hineingeklotzte Imbißbuden steigern das Raumerlebnis und die Schönheit der weiten Halle nicht unbedingt.


Bild 12: Zwei große Zugänge zu den Bahnsteigen ersetzen die vormals kleinen Zugänge zu jedem Bahnsteig. Hier der südliche Zugang.


Bild 13: Ach ja, ein Bild der "unteren" Halle wär' auch einmal nicht schlecht  :D


Bild 14: So speist man jetzt am Westbahnhof: aufgereiht auf einfachen Sesseln und Plastiktischen. Naja, wems taugt...  ::)


Bild 15: Der südliche Ausgang zu den Bahnsteigen, von einer der neuen "Brücken" über den Aufgängen fotografiert.


Bild 16: In der provisorischen Containerhalle ist es schon recht still geworden. Nur mehr die Post, der Libro und der OKAY-Supermarkt sind bis nächste Woche in Betrieb. Ab 3. Jänner wird der Zugang zur Gerstnerstraße gesperrt, mit den Liften vom U3-Bahnsteig kommt man dann also nicht mehr direkt zum Westbahnhof. Das Bild des "Neubau Gürtels" darf jedenfalls nicht fehlen.


Bild 17: Und auch den OKAY-Supermarkt, eine jahrzehntelange Institution am Westbahnhof (die OKAY-Gruppe ist angeblich das letzte Überbleibsel der ehemaligen Konsum-Gruppe, wie mir unlängst jemand erzählte), wird es ab übermorgen nicht mehr geben:



So weit die ersten Eindrücke vom "neuen alten" Westbahnhof. Wenn die Spiegelreflexler anrücken, gibts dann wohl qualitativ Besseres zu sehen.



Nun noch kurz ein halb-off-topic-Kontrast: einige Eindrücke des D 347 DACIA nach Bukarest, Belgrad und Sofia. Der DACIA ist schon ein relativ langlebiger Zug. Bis 2007 startete er vom Südbahnhof, seither beginnt die Reise hier am Westbahnhof. Seit Fahrplanwechsel fährt der Zug statt um 18:50 (wieder) um 19:54 ab und ersetzt damit einen Railjet-Umlauf nach Budapest. Freundlicherweise entschloß man sich auch zur Wiedereinführung des CFR-Speisewagens ab Wien, in dem erfreulicherweise noch frisch gekocht wird. Dagegen sieht das e-express-Klumpert in ÖBB-Speisewägen alt aus. Eine Reise nach Bukarest dauert von 19:54 bis knapp nach 15:00 am nächsten Tag - wenn der Zug pünktlich ist, was so gut wie nie vorkommt. Die Kurswagen nach Belgrad erreichen ihr Ziel am nächsten Tag um knapp nach sechs Uhr morgens, der Schlafwagen nach Sofia gondelt noch bis 18 Uhr quer über den Balkan und ist somit nach dem Kurswagen nach Moskau der zweitlängste Kurswagenlauf vom Wiener Westbahnhof.
Der DACIA hat mich schon immer aufgrund seines Wagenmaterials fasziniert, das zu einer Zeitreise anregt. Der Zug ist ein "bunter Hund": die ÖBB stellt die Schlaf- und Liegewagen nach Belgrad und Bukarest, die CFR (rumänische Bahn) die Sitz-, den Speise- und ebenfalls ein oder zwei Schlafwagen nach Bukarest und die BDZ (bulgarische Bahn) den Schlafwagen nach Sofia. Bis Fahrplanwechsel waren auch MAV (ungarische Bahn)-Wagen nach Budapest mit von der Partie. Während die CFR relativ neues Wagenmaterial einsetzt, stammt das ÖBB-Wagenmaterial aus den Fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Nach Belgrad und Bukarest fuhren heute zwei Schlafwagen des Typs P/AB30, die 1955 in Dienst gestellt wurden. Ursprünglich besaßen sie 20 verschachtelte Einbettabteile (!), die 1992 zu zehn Dreibettabteilen umgebaut wurden. Aufgrund seiner enormen Stabilität (Edelstahlbauweise) steht der Wagen nach 55 Dienstjahren noch fast unverändert im Dienst, im Inneren sieht man ihm sein Alter aber sehr wohl schon an. Getoppt wird der Wagen nur mehr von dem nach Sofia eingesetzten ehemaligen DSG/DDR-Schlafwagen des Typs Y, der ab 1962 in Verkehr gesetzt wurde. Seit DDR-Zeiten wurde der Wagen nicht mehr modernisiert und trägt auch ein entsprechendes Erscheinungsbild. Für den Eisenbahnfreund positiv sind die Übersetzfenster, die gute Fotos auf der landschaftlich schönen Strecke Beograd-Sofia ermöglichen. Dem Vernehmen nach soll der Wagen allerdings nicht mehr sehr lange im Einsatz sein, da die BDZ der TCDD (türkische Eisenbahn) nächstes Jahr zwanzig relativ neue Schlafwagen abkauft, die das überaltete DDR-Wagenmaterial dann ersetzen werden.

Damit die Off-Topic-Bilder, die sicher nicht für jeden von Interesse sind, nicht jedes Mal in voller Größe "überscrollt" werden müssen, habe ich sie an den Thread angehängt. Wenn das nicht in Ordnung ist, bitte ich das Admin-Team, aufzuschreien, dann werde ich sie wieder löschen. Wie immer: Klicken aufs Bild vergrößert die Bilder.
- Das erste Bild zeigt die neuen elektronischen Wagenstandsanzeiger am Westbahnhof.
- Bilder 2-4 zeigen den ÖBB-Schlafwagen Typ P/AB30.
- Bilder 5 und 6 zeigen den BDZ-Schlafwagen (ex DDR) Typ Y.
- Bild 7 zeigt den seit Fahrplanwechsel wieder eingeführten CFR-Speisewagen.



moszkva tér

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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #9 am: 27. Dezember 2010, 06:17:21 »
Danke für die Fotos und den ausführlichen Bericht  :up:


Bild 13: Ach ja, ein Bild der "unteren" Halle wär' auch einmal nicht schlecht  :D
Was ist denn dieses schwarze Ungetüm mitten in der Halle? Schaut aus wie eine provisorische Bühne. Gabs eine Eröffnungsfeier? Sorry für die blöde Frage, aber ich bin dzt. ja nicht in Wien.
Zitat
Bild 16: .... Das Bild des "Neubau Gürtels" darf jedenfalls nicht fehlen.

Bild 17: Und auch den OKAY-Supermarkt, eine jahrzehntelange Institution am Westbahnhof ..., wird es ab übermorgen nicht mehr geben:
Neubau Gürtel ist super! Jetzt fehlt nur mehr der Europa Platz und die Mariahilfer Straße  ::)
Ach ja, Bild 17 hat einen ganz bösen Beistrichfehler...
Zitat
Nun noch kurz ein halb-off-topic-Kontrast: einige Eindrücke des D 347 DACIA nach Bukarest, Belgrad und Sofia.
...
Mich persönlich stören diese Impressionen nicht, im Gegenteil! Ich mag solche Züge. Frage, hast du zufällig auch Aufnahmen vom Inneren der alten Garnituren? Ich bin ein Fan von altem Zeug, solange es im Planbetrieb arbeitet. Museumszüge usw. interessieren mich eher weniger, die sind ja nicht authentisch.

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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #10 am: 27. Dezember 2010, 08:22:54 »
Ihr habt auch immer etwas zu kritisieren.
Klar, man hätte die Halle mit etwas mehr Rücksicht renovieren können, aber im Gegensatz zur alten Halle, ist sie immer noch schöner.
Bis auf das auf Bild 14 dargestellte Motiv, brrr grauslich
pro Tram

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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #11 am: 27. Dezember 2010, 08:44:06 »
Den Aufgang aus der U-Bahn-Unterwelt, der in der unteren Halle direkt vor dem ÓBB-Reisezentrum entsteht, hätte man sich sparen können und dafür den bisherigen U-Bahn-Aufgang vergrößern können.
...
Das Tuch im Vordergrund überdeckt die Rolltreppen ins Shopping-Center im Untergrund, das erst 2011 eröffnet wird.

Was ist denn dieses schwarze Ungetüm mitten in der Halle? Schaut aus wie eine provisorische Bühne. Gabs eine Eröffnungsfeier? Sorry für die blöde Frage, aber ich bin dzt. ja nicht in Wien.

Meint Ihr die übergroße Tumba? Das Tuch ist ja ganz in der taditionellen liturgischen Farbe für Begräbnisse gehalten.

Jetzt fehlt nur mehr der Europa Platz

Den muß man jetzt mit der Lupe suchen. Eigentlich gibt es diesen Platz heute nicht mehr, denn er wurde "ertragreich" verwertet.

Klar, man hätte die Halle mit etwas mehr Rücksicht renovieren können, aber im Gegensatz zur alten Halle, ist sie immer noch schöner.
Wenn man die alte Halle etwas mehr gepflegt hätte, hätte man dasselbe erreicht. Schöner finde ich aber nur, daß die Halle jetzt neu wirkt. Die Platzeinteilung und Gestaltung finde ich jetzt jedenfalls nicht schöner.

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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #12 am: 27. Dezember 2010, 09:31:02 »
Danke euch allen für die super Bilder und Kommentare!  :up: Da werde ich wohl auch demnächst mit dem Ultraweitwinkel ausrücken müssen :D
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #13 am: 27. Dezember 2010, 09:53:41 »
Was ist denn dieses schwarze Ungetüm mitten in der Halle? Schaut aus wie eine provisorische Bühne. Gabs eine Eröffnungsfeier? Sorry für die blöde Frage, aber ich bin dzt. ja nicht in Wien.
Die "übergroße Tumba", als die es Conducteur bezeichnet, ist der noch nicht enthüllte Abgang zum Shopping Center, das erst 2011 eröffnet wird. Der Abgang wird aus drei Rolltreppen bestehen.

Zitat von: moszkva tér
Mich persönlich stören diese Impressionen nicht, im Gegenteil! Ich mag solche Züge. Frage, hast du zufällig auch Aufnahmen vom Inneren der alten Garnituren? Ich bin ein Fan von altem Zeug, solange es im Planbetrieb arbeitet. Museumszüge usw. interessieren mich eher weniger, die sind ja nicht authentisch.
Leider - ich habe es versucht, aber die Schlafwagenbetreuer sehen es nicht sonderlich gerne, wenn man in die Wagen reinlatscht, um zu fotografieren. Und einige Bilder sind leider auf meiner verlorenen Kamera geblieben.. Im Internet habe ich trotz ausführlicher Suche auch nichts gefunden, scheint tatsächlich noch eine Dokumentationslücke zu sein.  :o
Was ich Dir anbieten kann, ist ein Link zu Innenraumbildern des ukrainischen Schlafwagens Wien-Kiew (gebaut in der DDR-Waggonfabrik Görlitz), der seit Fahrplanwechsel viermal in der Woche fährt.

Zitat von: P.S.38
Ihr habt auch immer etwas zu kritisieren.
Klar, man hätte die Halle mit etwas mehr Rücksicht renovieren können, aber im Gegensatz zur alten Halle, ist sie immer noch schöner.
Natürlich gibts immer was zu meckern.  :D Aber natürlich bin ich froh und den ÖBB unendlich dankbar, daß sie den Westbahnhof nicht auch dem Erdboden gleichgemacht haben, sondern sich wenigstens bemüht haben, die Bahnhofshalle umzubauen und herzurichten. Teilweise paßt es ja auch und ist ja auch ganz schön, manches hätte man aber besser machen können. Aber warten wir mal auf den Endzustand.

Danke euch allen für die super Bilder und Kommentare!  :up: Da werde ich wohl auch demnächst mit dem Ultraweitwinkel ausrücken müssen :D
Bitte tu das, dann gibts auch qualitativ Anregendes zu sehen.  :)


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Re: "Erneuerte" Bahnhofshalle am Westbahnhof
« Antwort #14 am: 27. Dezember 2010, 12:19:17 »
Bitte tu das, dann gibts auch qualitativ Anregendes zu sehen.  :)
Danke, aber das ist wohl zu viel der Ehre angesichts der bisherigen schönen Fotos! Harald Jahn hat bereits kurz nach der Eröffnung ausgezeichnete Bilder in die Stadtverkehrs-Fotokiste gestellt: http://xover.htu.tuwien.ac.at/~tramway/fotokiste/show.php?group=stadtverkehr-austria-fotos&msg=17934

Um eine Fernsehwerbung zu zitieren: "Bessa kunnt i ihn a nit mochn!" :D

Der Vergleich von Conducteur des verdeckten EKZ-Abgangs mit einer Tumba fasziniert mich jedes Mal aufs Neue - am letzten Bild sehr gut zu sehen!
Mit uns kommst du sicher... zu spät.