Sorry aber die Aussagen darüber, dass dieses Haus nicht mehr zeitgemäß gewesen sei sind komplett an den Haaren herbeigezogen!
Erstens sind solche Kleinwohnungen - sofern es möglich ist ein Bad einzubauen, und das ist fast immr der Fall - heute wichtiger denn je, und zwar als Singlewohnungen.
Zweitens ist zwar nach 80-100 Jahren eine umfangreichere Sanierung notwendig, aber Balkendecken und erst recht Mauern können etliche hundert Jahre alt werden. Auch von der Verkehrslast sind solche Decken noch völig zeitgemäß und die Dippelbaumdecke (eine frühe F90-Brandschutzdecke, zwar mit viel Holz drin aber ansonsten äußerst simpel konstruiert, viel simpler als eine moderne Brandschutzdecke) hat laut Aussage der Feuerwehr einer Frau das Leben gerettet, weil sich unter den fallenden Balken Hohlräume bilden.
Drittens habe ich letztens einen Artikel in einer Zeitschrift der Immobilienwirtschaft(!) gelesen, dass die Errichtungskosten eines Gebäudes im Vergleich zu den Betriebs- und Sanierungskosten geradezu haarsträubend unterschätzt werden und es in Wirklichkeit VIEL billiger ist, einen Bestandsbau zu sanieren. Auch ein mir bekannter Architekt meint, dass eine Sanierung zwischen 500 und 1000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche kostet, ein Neubau hingegen 1000-2000.
Allerdings ist eines klar: solange man nicht weiß wie viel von der Bausubstanz hinter der Fassade (Kaminmauer, Hoffassade, Zwischenwände, Decken in nicht direkt betroffenen Wohnungen) noch da ist, kann man nicht beurteilen wie weit ein Wiederaufbau geht. Der erste Stock dürfte aber allen Medienberichten nach nicht stark in Mitleidenschaft gezogen sein, insofern wäre ein kompletter Abbruch bedauerlich.
Meine Aussage bezieht sich im Übrigen nicht darauf, das Haus 1:1 wieder so aufzubauen, das geht von der Bauordnung gar nicht, die Außenmauern muss man z.B. aus stärker dämmenden Materialien bauen, sondern es außen und innen wieder so nahe wie möglich an den alten Zustand zu bringen, mit massivem Stuck außen (nicht Styropor!), entsprechender Deckenhöhe, alter Raumaufteilung soweit sinnvoll, Holzböden, schönen Stiegenhausfliesen usw. (viele der um 1900 üblichen Fliesenmuster werden weiterhin produziert). Alles so massiv gebaut, dass dann wieder 100 Jahre bis zur nächsten Generalsanierung vergehen können.
Die doppelte Dacheindeckung ist mir schon auf den Fotos aufgefallen, das wirkt allerdings seltsam. Offenbar wollte man sich da die aufwändige Asbestenstorgung sparen aber trotzdem das zerfallende Eternitdach loswerden.
Edit: straßenbahnmäßig wird wohl heute nichts mehr fahren, vielleicht auch morgen nicht. Wie ich dort war ist gerade mit einer Arbeitskabine am Kranhaken das Dach auf der Denglergassenseite abgetragen worden. Jetzt wär es halt praktisch, ab RDH über den 57er ausweichen zu können...