Um einen Computer auf seine Funktionstüchtigkeit zu überwachen, braucht man einen zweiten Computer.
Wenn der Computer (das ZSG) ausfällt, wird ein ULF automatisch ziemlich unsanft eingebremst (die ALGs sind durchaus in der Lage autonom, also ohne ZSG, zu arbeiten - wird ja auch bei der Notfahrt so praktiziert). Liefert der Rechner nur Blödsinn (also falsch Werte und Befehle), dann erfolgt natürlich nicht unbedingt eine automatische Bremsung, dann müsste der Fahrer den Zug bremsen. Enweder, falls das Gleis vor ihm eh frei ist, nur mit dem Schienenbremspedal, sonst zusätzlich mit dem Federspeicherschalter "voll" oder durch den "NOT AUS" Knopf. Das bringt natürlich keine kontrollierte Bremsung und bedeutet bei höheren Geschwindigkeiten auch einen
längeren Bremsweg als normal. In höchster Not gibt es auch die Möglichkeit, entweder den Aktivierschlüssel oder den BAWS ("Umkehrhebel") zu betätigen, auch da laufen sofort die Federspeicher ab, eventuell, je nach Schadenslage, schaltet sich auch die hydraulische Bremse und die Schienenbremse dazu.
Dass ein ULF gar nicht mehr zum Stehen zu bringen wäre, würde Voraussetzen, dass die Bremsbeläge der Federspeicher verschlissen sind oder bei so einer "Verzweiflungsbremsung" den Rest kriegen und abbrennen. Ein denkbares Szenario, aber da müsste schon alles Pech auf einmal zusammenkommen.
Noch einfacher wäre es, die Schienenbremse vom Fahrerplatz aus computerunabhängig ansteuerbar zu machen, also den Kontakt am Schienenbremspedal direkt mit der Schienenbremssteuerleitung zu verbinden, wie das bei allen älteren Fahrzeugen selbstverständlich ist und war.
Ist ja auch so. Solange der Batteriestomkreis aufrecht ist, funktioniert das Bremspdal. Bei den A/B mit 600 V oder Batteriestrom, bei den A1/B1 mit Batteriestrom. Bei E1 und E2 funktioniert die Schienenbremse sogar bei komplett abgeschalteten Zügen, solang die Versorgung aus der Oberleitung gegeben ist, das ist beim ULF nicht der Fall. Man darf sich allerdings keinen Illusionen über die Wirkung der Schienenbremsen hingeben, soweit sie nur aus den Fahrzeugbatterien versorgt werden.
Ich weiß nicht, wie die Ansteuerung der Federspeicherbremsen im Detail funktioniert. Wenn die Bremse aber nur dadurch gelöst werden kann, dass die Hydropumpen dauernd gegen den Federdruck arbeiten, könnte man die Spannungsversorgung dieser Pumpen über den Not-aus-Knopf führen, sodass der Stromkreis mechanisch unterbrochen wird.
Wenn die Batteriespannung zu weit abfällt oder ausbleibt, laufen die Federspeicher umgehend ab (Magnetventile). Egal ob die Batterie komplett ausfällt oder der Strom nur unterbrochen wird, also durch den Federspeicherschalter oder den "NOT AUS"-Knopf oder im Normalfall durch die Fahr/Brems-Steuerung.
Ohne Software macht der ULF nicht einmal den kleinsten Mucks.
Kommt drauf an, was man unter Software verstehen will. Für den Normalbetrieb braucht man natürlich den Rechner (ZSG), im Notbetrieb lässt sich der ULF auch direkt von den ALGs (Antriebsleitgeräte) gesteuert fahren. Die arbeiten natürlich auch mit Software, aber in ihren Grundfunktionen sogar ohne funktionstüchtigem Rechner. Was natürlich nicht heißt, dass es nicht etliche Störungen gibt, wo gar nichts mehr geht (außer der Notbeleuchtung)!
Anders als der von manchen so verteufelte E1, der sich selbst bei Ausfall sämtlicher Hilfseinrichtungen (fast) ganz normal fahren lässt.
Dass der alte E1 das sicherste und zuverlässigste Fahrzeug ist, das wir in Wien haben, habe ich schon oft genug betont. Auch wenn das so mancher nicht glauben mag!
Das Hauptproblem in solch extrem selten auftretenden Notfällen ist, Fahrer will normale Bremsung durchführen, merkt da stimmt was nicht (kostet etliche Meter), will eine Notbremsung einleiten, merkt da tut sich nichts (kostet weitere etliche Meter), gerät in Panik und setzt, je nach Können, Wissen und Erfahrung weitere Schritte oder nicht. Und selbst wenn er sehr schnell das richtige macht, wird es durch die nun zu kurze Reststrecke rasch zum finalen Bumms kommen. Man darf nicht vergessen, das spielt sich alles in recht wenigen Sekunden ab und nicht jeder Fahrer ist ein cooler Hund und Routinier, der schon alle Krisen durch hat und sein Gerät im Schlaf beherrscht!