Ich bin ein Fan vom 5er - befährt er doch eine äußerst abwechslungsreiche Stadtlandschaft. Beginnend gegenüber frd zeitlosen Westbahnhofgebäuded kurvt er dann ein Stück die Mariahilfer Straße entlang, wo man sich einen Gusto auf die neue Fuzo holen kann, fährt durch die - zugegebenermaßen etwas schäbig wirkende - Vorstadtgegend Kaiserstraße (hat so gar nichts kaiserliches an sich) und taucht dann ein in die großbürgerliche Josefstadt mit ihren prächten Historismus-Hausfassaden. Historisch auch das barocke Palais in der Laudongasse, das alte AKH. Bis zur Nußdorfer Straße muss eine kleine Durststrecke überwunden werden, bevor es in der Nußdorfer Straße wieder urbaner wird - als Krönung quasi besticht die Markthalle. Klassisches Geschäftesterben kann der Fahrgast dann in der Alserbachstraße erleben, wird aber wider versöhnt durch den Blick auf den mächtigen 70er-Glaspalast über dem FJB. Grandios dann der Ausblick von der Friedensbrücke auf die Hundertwasser-Müllverbrennungsanlage, auf Kahlenberg und Leopoldsberg. Mulitikulti wird dem Fahrgast dann in der Wallensteinstraße geboten. Die einstige Bezirkseinkaufsstraße hat sich gewandelt zur Ramschladenmeile mit nur wenigen ursprünglichen Geschäften. Das hat was! Sehr gefällig jedoch ist der Wallensteinplatz gestaltet worden, hier hat sich auch eine kleine Lokalszene für eine intellektuelle Jugend entwickelt. Flott durcheilt der 5er die Trostlosigkeit der Rauscherstraße, immerhin mit Ausblick auf das Augartengrün und die mächtigen Betonbunker, die immer noch gruselig faszinieren. Letzter Rest der NWB-Anlagen ist das nun auch schon funktionslose Postgebäude. Und dass hier einmal ein Bahnhof war, kann sich auch niemand vorstellen. Am Tabor prallen die verschiedensten Stile aufeinander: Biedermeier, Gründerzeit, 50er-Jahre-Hochhaus, 70er-Jahre- Bauten und die graue evangelische Kirche in einem seltsamen undefinierbarem Stil erbaut. Ein paar Nachtlokale an der Nordbahnstraße mit einem neuen Dschungel gegenüber bilden einen seltsamen Kontrast - schließlich wird durch die Schlucht mächtiger Wohnblocks links und dem schönen ehemaligen Hotel Donau der Praterstern erreicht. Wie am Westbahnhof endet auch hier die Tram in einem großzügigen weltstädtischen Ambiente. Nicht zu verachten ist das Empfangskomitee an der Endstation - kaputte zombieähnliche Typen dem Alkohol verfallen.
Also - ich mag den 5er!