Autor Thema: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug  (Gelesen 20649 mal)

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U4

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Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« am: 02. Januar 2015, 10:46:24 »
Zitat
Ein Mann ist in einem Aufzug der Station Volkstheater nach einem Herzinfarkt zusammengebrochen. Obwohl der Lift regelmäßig benutzt wurde, betätigte fünf Stunden lang niemand den Notruf. Der Mann verstarb am Weg ins Spital.

Ein besonders schwerer Fall von fehlender Zivilcourage ereignete sich, wie jetzt bekannt wurde, am Stefanitag. Videoaufnahmen belegen, dass gegen 2.00 Uhr in der Früh ein Mann in einem Aufzug in der U-Bahnstation Volkstheater zusammenbrach. Erst um 7.00 Uhr wurde der Mann von den Wiener Linien-Mitarbeitern gefunden. Trotz sofortiger Wiederbelebungsversuche verstarb der 58-jährige Mann am Weg ins Krankenhaus, wie auch „Heute“ berichtete.

Keine Hilfe von Fahrgästen

„Obwohl der Lift regelmäßig von Fahrgästen benutzt wurde, betätigte kein Fahrgast den Notruf oder holte Hilfe“, berichten die Wiener Linien. Auch mit dem Handy rief niemand die Rettung.

„Wir rufen dazu auf, die Notrufeinrichtungen sofort zu verwenden, und nicht aufgrund falscher Annahmen (zum Beispiel ein Obdachloser der einen Schlafplatz sucht) von der Verständigung der Leitstelle abzusehen“, heißt es in einer Aussendung.

Stationswarte entlassen

Auch bei den Wiener Linien hatte der Vorfall dienstrechtliche Konsequenzen. Da zwei Mitarbeiter in der Nacht auf 26. Dezember auf den vorgeschriebenen Kontrollgang in der U-Bahn-Station Volkstheater - dieser hätte dem 59-Jährigen vielleicht das Leben retten können - verzichteten, wurden sie inzwischen entlassen.
Quelle wien.orf.at
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Linie 41

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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #1 am: 02. Januar 2015, 10:53:04 »
Wenn es Videobilder gibt, wieso hat eigentlich innerhalb 5 Stunden niemand auf den Monitor geschaut. Vermutlich waren die zwei Volldeppen zuständig, die den Kontrollgang nicht gemacht haben. Die Fahrgäste sind aber auch feste Orschlöcher.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

schaffnerlos

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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #2 am: 02. Januar 2015, 10:58:55 »
Wenn es Videobilder gibt, wieso hat eigentlich innerhalb 5 Stunden niemand auf den Monitor geschaut.

Sind die Bilder der Kameras in den Aufzügen überhaupt live auf den Monitoren zu sehen oder werden sie nur aufgezeichnet bzw. im Notfall zugeschalten?

95B

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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #3 am: 02. Januar 2015, 11:05:34 »
Ich glaube, die Aufzugsbilder sind standardmäßig nicht zu sehen. Man sollte die Videoaufnahmen samt Bildern der Fahrgäste veröffentlichen, denn unterlassene Hilfeleistung ist eine strafbare Handlung! Die Stationswarte sind zu Recht fristlos entlassen worden, da sie ihre Arbeit einfach nicht gemacht haben. Sollten sie die Kontrollgänge jedoch protokolliert haben, sind sie zusätzlich wegen Betrugs vor den Kadi zu stellen.
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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #4 am: 02. Januar 2015, 11:16:02 »
Einfach furchtbar, wie sinnlos da jemand sterben musste... :(
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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #5 am: 02. Januar 2015, 11:28:15 »
Einfach furchtbar, wie sinnlos da jemand sterben musste... :(

Bestätigt meine Vermutung, dass man sich die ganzen Defibrilatoren sparen kann - im Ernstfall werden die aus unterschiedlöichsten Gründen eh nicht verwendet. Und zur Hilfsbereitschaft - vor etlichen Jahren brach ich mal im Sommer unmittelbar vor dem Ambulatorium am Wienerberg nach einer Zahnbehandlung mit Kreislaufkollaps zusammen. Ich bin dann nach drei Stunden glücklicherweise von selbst wieder aufgewacht...
Harald A. Jahn, www.tramway.at

U4

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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #6 am: 02. Januar 2015, 11:54:32 »
Update:
Gefunden vom Reinigungsmitarbeiter der externen Firma
Stationsaufsicht hatte eigenmächtig den Rundgang unterlassen  :bh:

> Was ich ja nicht verstehe, denn sie wissen doch, dass das "Nichtmelden" am "Stechpunkt" registriert wird.

Update 12:09
Zitat
Die Polizei prüft deshalb derzeit auch eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung. Sollte die Prüfung positiv ausgehen, will die Polizei versuchen, mit Hilfe des Videomaterials jene Personen zu finden, die den Aufzug benutzt haben.
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13er

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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #7 am: 02. Januar 2015, 11:56:25 »
> Was ich ja nicht verstehe, denn sie wissen doch, dass das "Nichtmelden" am "Stechpunkt" registriert wird.
Registriert, ja. Aber schaut sich das dann auch wer an? Ich hab das Gefühl, vieles mag man wahrscheinlich gar nicht so genau wissen. Ich frage mich eh, wo die Gewerkschaft bleibt und die beiden schützt.
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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #8 am: 02. Januar 2015, 11:57:39 »
> Was ich ja nicht verstehe, denn sie wissen doch, dass das "Nichtmelden" am "Stechpunkt" registriert wird.

Vielleicht haben sie mit der Zeit bemerkt, dass sich ohnehin niemand drum kümmert, ob "gestochen" wurde oder nicht.

E: 13er hatte dieselbe Idee, aber vor mir. 8)
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schaffnerlos

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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #9 am: 02. Januar 2015, 12:09:35 »
Es gibt ja heute schon praxistaugliche Programme, welche Livebilder auf Auffälligkeiten auswerten können. Die U-Bahn mit ihren Fahrtreppen, Aufzügen und Bahnsteigen wäre ja ein ideales Einsatzgebiet. Stellt das Programm eine Auffälligkeit fest (wie eben ein am Boden oder im Gleistrog liegender Mensch), wird das entsprechende Bild sofort auf den Überwachungsmonitor geschalten. Das soll natürlich nicht die Rundgänge ersetzen, aber so könnte zeitnah reagiert werden.

Klingelfee

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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #10 am: 02. Januar 2015, 12:38:06 »
> Was ich ja nicht verstehe, denn sie wissen doch, dass das "Nichtmelden" am "Stechpunkt" registriert wird.
Registriert, ja. Aber schaut sich das dann auch wer an? Ich hab das Gefühl, vieles mag man wahrscheinlich gar nicht so genau wissen. Ich frage mich eh, wo die Gewerkschaft bleibt und die beiden schützt.

Nur das du IM Aufzug keinen Stechpunkt hast. Und wenn der Mitarbeiter den Stechpunkt beim Aufzug bedient hat, wie der Aufzug in einem anderen Niveau war, dann kann er den Fahrgast nicht gesehen haben. So kann er zwar seine Stechpunkte gemacht haben, ohne dass es im Protokoll auftaucht.

Das soll keine Entschuldigung sein, sondern eine Möglichkeit , wieso der Stationswart den Fahrgast nicht gesehen hat.

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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #11 am: 02. Januar 2015, 13:19:07 »
Ist natürlich eine Riesen-Schweinerei von allen Beteiligten und wird jetzt vielleicht zu einer Auswertung der Stechpunktdaten führen.

Aber:
1. gehört die Kontrolle des Aufzugsinnenraums zu den Aufgaben beim Rundgang?
2. interessiert es mich, ob die Entlassung vor dem Arbeitsgericht halten würde. Die einmalig (nachweisbare) Unterlassung wird das Arbeitsgericht möglicherweise nicht für eine Entlassung ausreichen und dass dabei tragischerweise ein Mensch gestorben ist, war in keinster Weise vorhersehbar - falls die Kontrolle des Aufzugsinnenraums zu den Rudngang-Aufgaben gehört.

Noch was:
Die ganze Geschichte ist symptomatisch für die Wiener Linien, die hervorragende Wertschätzung durch den Dienstgeber führt dazu, dass das Personal den Dienst uninteressiert, schlampig und/oder widerwillig verrichtet.
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Klingelfee

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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #12 am: 02. Januar 2015, 13:32:40 »
Ist natürlich eine Riesen-Schweinerei von allen Beteiligten und wird jetzt vielleicht zu einer Auswertung der Stechpunktdaten führen.

Aber:
1. gehört die Kontrolle des Aufzugsinnenraums zu den Aufgaben beim Rundgang?
2. interessiert es mich, ob die Entlassung vor dem Arbeitsgericht halten würde. Die einmalig (nachweisbare) Unterlassung wird das Arbeitsgericht möglicherweise nicht für eine Entlassung ausreichen und dass dabei tragischerweise ein Mensch gestorben ist, war in keinster Weise vorhersehbar - falls die Kontrolle des Aufzugsinnenraums zu den Rudngang-Aufgaben gehört.

Noch was:
Die ganze Geschichte ist symptomatisch für die Wiener Linien, die hervorragende Wertschätzung durch den Dienstgeber führt dazu, dass das Personal den Dienst uninteressiert, schlampig und/oder widerwillig verrichtet.

Ich kenne jetzt nicht die genauen Vorgaben. Ich würde jedoch sagen, da der Stationswart während seines Rundganges sich über den ordnungsgemäßen Zustand der Einrichtungen überzeugen sollte, um ggf. gleich eine Reinigung/Reparatur zu veranlassen zu können, sollte er nicht nur schauen, fährt der Aufzug, sondern sollte er zumindest auch einen Blick auf die Optik werfen.

Und zu zweitens, ich weiß nicht, ob die beiden Mitarbeiter wirklich schon entlassen sind, da der Vorfall ja für personalpolitischen Entscheidungen in einem zeitlich gerade günstigen Zeitpunkt passiert ist. Was jedoch sicher ist, das die beiden Mitarbeiter keinen Dienst mehr versehen und spätestens nächste Woche einen Termin mit der Personalabteilung wegen Auflösung des Dienstverhältnisses haben.
Es mag vielleicht die erste nachweisbare Verfehlung der Mitarbeiter gewesen sein, die hat jedoch mMn einen großen Imageschaden angerichtet, so dass eine Kündigung auf alle Fälle gerechtfertigt ist. Ganz abgesehen davon, dass sich diesen Vorfall die Staatsanwaltschaft Wien auch anschauen wird und ich nicht weis, ob die beiden Mitarbeiter zumindest eine Anklage wegen unterlassenen Hilfeleistung bekommen.

Aber noch Ärger, als das Verhalten der Stationswarte, finde ich das der Fahrgäste, die ihn dort gesehen haben. Denn diese haben es nicht der Mühe wert gefunden weder den Stationswart darauf aufmerksam zu machen, noch via Handy die Rettung zu rufen.
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haidi

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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #13 am: 02. Januar 2015, 13:39:40 »
Eine Kündigung ist in diesem Fall auf alle Fälle gerechtfertigt, mir ging es um die Entlassung.
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hema

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Re: Herzinfarkt: Mann lag fünf Stunden im Aufzug
« Antwort #14 am: 02. Januar 2015, 13:47:17 »

Und zur Hilfsbereitschaft - vor etlichen Jahren brach ich mal im Sommer unmittelbar vor dem Ambulatorium am Wienerberg nach einer Zahnbehandlung mit Kreislaufkollaps zusammen. Ich bin dann nach drei Stunden glücklicherweise von selbst wieder aufgewacht...
Tut mir leid, Harald, dass ich da nicht zufällig vorbeigekommen bin. Ich hätte die gerettet!  ;)


Nein, ohne Scherz. Es ist meist eh leicht zu erkennen, ob wer nur schläft. Und im Zweifelsfall versucht man halt ihn zu wecken oder ruft gleich die Rettung, wenn man sich das Wachrütteln aus irgendeinem Grund nicht traut. Aber Zivilcourage, Verantwortungsbewusstsein und, falls erforderlich, Mut zum Eingreifen hat halt längst nicht jeder. Herumgackern und sich entrüsten ist halt leichter, andererseits muss man zugestehen, dass menschliche Stärke und menschliche Schwäche fix verankerte Merkmale unserer Spezies sind. Nicht jeder ist ein Hero, so mancher ein Depp, nicht zu vergessen die Masse der bloßen Mitläufer.
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!