Autor Thema: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis  (Gelesen 26199 mal)

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Hubi

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7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« am: 11. April 2015, 16:56:46 »
Zitat
2016 endet der 15 Jahre alte Vertrag mit den Wiener Linien. Am Montag beschließt die Stadt einen neuen, rund 7,4 Milliarden schweren Pakt mit ihrer Enkelgesellschaft. Von 2017 bis 2031 fließen demnach pro Jahr mehr als 494 Millionen Euro in die Infrastruktur und das Service der Öffis. Die "Krone" hat die wichtigsten Zahlen.

2,5 Millionen Fahrgäste nutzen die Wiener Linien am Tag, seit 2001 ist ihre Anzahl um ein Viertel gestiegen. Am Montag will der Finanzausschuss den neuen Pakt für die nächsten 15 Jahre absegnen. Allerdings nicht ohne Leistungssteigerung, betont Öffi- Stadträtin Renate Brauner (SPÖ): "Wir wollen für unser Geld mehr bekommen. Der neue Vertrag zielt darauf ab, dass die Mittel der Stadt Wien gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten noch zielgerichteter und effizienter eingesetzt werden."

Die Ziele:

    Bis 2020 soll die Marke von einer Milliarde Fahrgästen fallen.
    Der Öffi- Verkehr muss einen Modal Split von 40 Prozent erreichen. Das heißt: 40 Prozent aller Wege in Wien werden öffentlich zurückgelegt.
    Zudem verpflichten sich die Wiener Linien zu 20 Milliarden "Platzkilometern" - das sind etwa zwei Milliarden mehr als noch 2010.

Als Platzkilometer versteht man die Summe der gefahrenen Kilometer multipliziert mit der Summe an Fahrgastplätzen. Der Richtwert für die Finanzierung beträgt ab 2017 knapp eine halbe Milliarde Euro. Davon entfallen 170 Millionen Euro auf den laufenden Betrieb und 324 Millionen Euro auf die Infrastruktur. Allerdings: Der Bau der U5 ist hier nicht mit eingerechnet.

"Das Budget ist bereits auf einem hohen Niveau und bleibt in etwa gleich", so die Öffi- Stadträtin. Zum Vergleich: Heuer wurden insgesamt 556 Millionen Euro für die Wiener Linien veranschlagt, weitere 172 Millionen Euro fließen in den Ausbau der U1.
Bei Vertragsbruch zahlt die Stadt weniger

Der neue Vertrag orientiert sich quasi an einem Bonus- Malus- System. Leisten die Wiener Linien mehr als vorgegeben, sieht die Stadt zusätzliche Zahlungen als Anreiz vor. Werden die Qualitätskriterien nicht erfüllt, sinken auch die Ausgleichszahlungen. "Ohne die finanzielle Leistung der Stadt müssten die Ticketpreise rund doppelt so hoch sein", erklärt Brauner.

Die Jahreskarte käme dann auf 730 Euro. Etwa so viel zahlen übrigens derzeit die Berliner und Budapester für ihre Öffis.

Quelle: http://www.krone.at/Wien/7.4_Milliarden_Euro_fliessen_in_die_Wiener_Oeffis-Krone_hat_Zahlen-Story-447940

hema

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #1 am: 11. April 2015, 17:07:00 »
Da fahren sie dann jede Menge Platzkilometer mit der U-Bahn in die Pampa und die Sache hat sich!  ::)
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

Hauptbahnhof

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #2 am: 11. April 2015, 18:38:42 »
Müssen mit diesen 324 Mio. € für die Infrastruktur die Sanierung von U4 und U6, Oberbauerhaltungsmaßnahmen bei Bim & U-Bahn sowie eventuelle Bim-Neubauten finanziert werden?  :o

nord22

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #3 am: 11. April 2015, 18:51:44 »
Das Deckeln des Zuschusses an die W.L. in den kommenden 15 Jahren ist natürlich budgetären Sparzwängen der Gemeinde Wien geschuldet (Rahmenvertrag der Länder mit dem Bund über strukturelles Nulldefizit). Dazu ist einiges anzumerken:

* für eine Steigerung der Fahrgastzahlen auf eine Milliarde bis 2020 sind nicht die nötigen Fahrbetriebsmittel und Infrastruktur vorhanden; außer mit einem Besetzungsgrad, der an die frühe Nachkriegszeit heranreicht

* In einigen Jahren ist das Sparpotential durch Ersatz von Beamten durch KV Mitarbeiter mit schlecht dotierten Neuverträgen ausgeschöpft, da die letzten Beamten wegpensioniert (lies: in die Pension weggemobbt) wurden.

* Ein Modal Split von 40 % kann nur durch statistische Tricks erreicht werden (wie die zahlreichen Verkehrsstauungen beweisen, ist schon der aktuelle Modal Split recht kreativ berechnet worden).

* Eine echte Steigerung des Modal Split könnte nur durch eine radikal verbesserte Integration von Wien Umgebung/ NÖ in das öffentliche Verkehrsnetz erreicht werden, was aus politischen Gründen leider illusorisch ist und auch erhebliche Investitionen erfordern würde.

* die betriebliche Qualität des Bereichs Straßenbahn wird aufgrund von Sparmaßnahmen weiter sinken (Schäden am Gleisnetz mit Langsamfahrstellen, zerbeulte und durchgerostete Fahrzeuge, defekte Weichen, .......).

* die budgetäre Schieflage bei den W.L. zugunsten des Betriebsbereichs U-Bahn wird sich weiter verschärfen

nord22

Werner1981

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #4 am: 11. April 2015, 20:51:46 »
Da fahren sie dann jede Menge Platzkilometer mit der U-Bahn in die Pampa und die Sache hat sich!  ::)

Wie viele dieser zusätzlichen zwei Milliarden Platzkilometer zwischen 2010 und 2020 werden allein schon durch die U1- und U2-Verlängerung erreicht? Wie viele bleiben dann wirklich für innerstädtische Verdichtungen über?

* für eine Steigerung der Fahrgastzahlen auf eine Milliarde bis 2020 sind nicht die nötigen Fahrbetriebsmittel und Infrastruktur vorhanden; außer mit einem Besetzungsgrad, der an die frühe Nachkriegszeit heranreicht

* Eine echte Steigerung des Modal Split könnte nur durch eine radikal verbesserte Integration von Wien Umgebung/ NÖ in das öffentliche Verkehrsnetz erreicht werden, was aus politischen Gründen leider illusorisch ist und auch erhebliche Investitionen erfordern würde.

Wenn man mehr Buslinien ausschreibt, kann man mehr Kilometer fahren ohne zusätzliche Fahrzeuge kaufen zu müssen.

Erste leichte Verbesserungen oder zumindest Vorschläge gibt es ja in diese Richtung (neue S-Bahn-Züge, neue Verbindungen über den Hauptbahnhof, Ausweitung der Zone 100, ...).

traveller23

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #5 am: 11. April 2015, 20:59:56 »
Der Modal Split ist doch eh ein Schmäh, oder? Fehlen da nicht die Pendler? Wird die Umfrage noch immer per Festnetzanrufe gemacht?

Werner1981

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #6 am: 11. April 2015, 21:03:20 »
Der Modal Split ist doch eh ein Schmäh, oder? Fehlen da nicht die Pendler? Wird die Umfrage noch immer per Festnetzanrufe gemacht?

Ich hoffe doch, daß man jene Zahlen nimmt und hochrechnet, die man an diversen Meßstellen sammelt.

hema

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #7 am: 11. April 2015, 21:12:36 »

Wie viele dieser zusätzlichen zwei Milliarden Platzkilometer zwischen 2010 und 2020 werden allein schon durch die U1- und U2-Verlängerung erreicht? Wie viele bleiben dann wirklich für innerstädtische Verdichtungen über?
Diese Zahl wird bis dahin locker übersprungen, auf vermutlich an die zusätzlich drei Mrd. U-Bahn-Platzkilometer/Jahr gegenüber 2010. Das heißt, bei Bus und speziell Bim wird munter weiter eingespart werden können, ohne dass man riskiert den Vertrag zu verletzen und Geld zu verlieren!  :down:


Es ist ja auch jetzt so, dass der bestehende Vertrag durch viele U-Bahn-Kilometer übererfüllt wird und wir die Folgen täglich erleben, nämlich hemmungsloses Ausfallen von Fahrten von Bus und Tramway und endlose Kilometer an Sonderzugs-/Sonderwagen fahrten!
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benkda01

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #8 am: 11. April 2015, 21:42:09 »
Zitat von: Krone
Die Jahreskarte käme dann auf 730 Euro. Etwa so viel zahlen übrigens derzeit die [...] Budapester für ihre Öffis.
Das ist eine glatte Lüge! ::)  In Budapest kostet die Jahreskarte etwa 380 €.

Rodauner

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #9 am: 11. April 2015, 21:42:16 »
Da fahren sie dann jede Menge Platzkilometer mit der U-Bahn in die Pampa und die Sache hat sich!  ::)
...oder bauen aus den ULF auch die restlichen Sitze aus (bis auf jenen für den Wagenbeweger - aber oha - wer weiß...:))).
PS: Und die Flexis kriegen schon ab Werk keine mehr...

13er

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #10 am: 12. April 2015, 08:29:44 »
Wenn man jetzt bedenkt, dass ca. 12 Mio. Euro von der großen Summe in die Gleiserhaltung der Straßenbahn gehen, dann sieht man deren Stellenwert sehr "schön"...
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

HLS

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #11 am: 12. April 2015, 11:06:09 »
Wenn man jetzt bedenkt, dass ca. 12 Mio. Euro von der großen Summe in die Gleiserhaltung der Straßenbahn gehen, dann sieht man deren Stellenwert sehr "schön"...
Wie hoch wäre der Betrag in etwa, bei normalen Wartungs- & Erhaltungsarbeiten, anzusetzen? Sprich wenn man kontinuierlich diese Arbeiten augeführt hätte.

P.S. Eine Frage hätte ich. Ich habe vor ein paar Tagen ein Gerücht(?) aufgeschnappt, wo es darum ging, dass z.B. der 15er am 49 und 52/58 nur deshalb ist, um für die Arbeiten dort zusätzliche EU-Mittel zu erhalten denn eigentlich wären die zwei Streckenstücke problemlos mit Vmax zu befahren und durch den 15er will man zusätzlichen Druck aufbauen.
Kann dem wirklich so sein?
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

13er

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #12 am: 12. April 2015, 11:18:52 »
P.S. Eine Frage hätte ich. Ich habe vor ein paar Tagen ein Gerücht(?) aufgeschnappt, wo es darum ging, dass z.B. der 15er am 49 und 52/58 nur deshalb ist, um für die Arbeiten dort zusätzliche EU-Mittel zu erhalten denn eigentlich wären die zwei Streckenstücke problemlos mit Vmax zu befahren
Sicher könnte man da auch schneller drüberfahren, ohne dass was passiert. Aber das würde es halt noch schneller noch kaputter machen. Die meisten 15er sind deswegen da, damit man die Wartung noch mehr hinauszögern kann.

Mit der EU hat das sicher nichts zu tun, die zahlt nix zur Wartung dazu, sondern zu größeren Infrastrukturprojekten. Wenn man z.B. eine ganze Linie (innovativ, nicht in Wiener Bauweise) errichten würde oder ähnlich, könnte man sich um EU-Fördermittel bewerben.

Das Budget, um alle derzeit vorhandenen Probleme zu beseitigen und das Netz sozusagen wieder auf gleich zu bekommen, liegt in etwa 10x so hoch wie das derzeitige jährlich zur Verfügung stehende Geld. Die Schere wächst natürlich jährlich. Heuer werden alles zusammengerechnet in etwa 2 km Gleise saniert.
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haidi

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #13 am: 12. April 2015, 11:59:59 »
P.S. Eine Frage hätte ich. Ich habe vor ein paar Tagen ein Gerücht(?) aufgeschnappt, wo es darum ging, dass z.B. der 15er am 49 und 52/58 nur deshalb ist, um für die Arbeiten dort zusätzliche EU-Mittel zu erhalten denn eigentlich wären die zwei Streckenstücke problemlos mit Vmax zu befahren und durch den 15er will man zusätzlichen Druck aufbauen.
Kann dem wirklich so sein?
Ich denke, dass dieses Gerücht aus der früheren Praxis der Streckenmeister(?) entstanden ist, die haben eine Geschwindigkeitsbeschränkung verhängt, wenn sie einen Abschnitt saniert haben wollten - und dann ist die Sanierung recht rasch erfolgt. Aber das ist schon lange her.
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nord22

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Re: 7,4 Milliarden Euro fließen in die Wiener Öffis
« Antwort #14 am: 12. April 2015, 20:16:08 »
Im online-Standard wurde ein Artikel http://derstandard.at/2000014189146/Stadt-schiesst-Wiener-Linien-74-Milliarden-Euro-bis-2031-zu?ref=article mit diversen Leserkommentaren publiziert.
Zitat (Auszug):
"Erstmals Bonus-Malus-System
Über ein erstmals im neuen Vertrag verankertes Bonus-Malus-System können die Wiener Linien ab 2017 noch mehr städtische Gelder lukrieren. Werden bestimmte Qualitätskriterien wie Pünktlichkeit, Sauberkeit, Kundenzufriedenheit, Sicherheit oder Barrierefreiheit übererfüllt, gibt es sechs Prozent mehr. Wenn die evaluierten Werte – diese sollen etwa über Kundenumfragen gewonnen werden – gleich bleiben, gibt es vier Prozent mehr. Verschlechtern sich die Parameter, gibt es vier Prozent weniger."

Die Kundenzufriedenheit kann wie bisher mit stark geschönten Umfragen zu (absolut unglaubwürdigen) Bestwerten gesteigert werden. Bei den Parametern Pünktlichkeit, Sauberkeit und Barrierefreiheit gibt es in der betrieblichen Realität der W.L. von einem tiefen Niveau ausgehend sehr viel Luft nach oben.
Wer legt die Qualitätskriterien fest? Es wäre originell, primär ältere und mobilitätseingeschränkte Fahrgäste zum Thema Barrierefreiheit auf den Linien D, 1, 2, 5, 18, 25, 30, 33, 60 und 67 zu befragen.

nord22