Ich denke an die Vorkriegszeit: Die Eisenbahn war teuer und für die normalen Arbeiter/Angestellten nicht gerade erschwinglich. Da war die Straßenbahn schon billiger. Pendler über größere Strecken hat es kaum/nicht gegeben. Die meisten sind zu Fuß gegangen. Damals gabs hat noch die 15-Minuten Stadt (ein neues Schlagwort), alles - Arbeitsplatz, Geschäfte, Arzt etc. war innerhalb von 15 Minuten erreichbar.
Den Eisenbahnverkehr Mödling - Wien Südbahnhof vor Schnellbahnzeiten oder Vorkriegszeiten könnte jemand schildern, der entsprechende Kursbücher hat, ich denke nicht, dass dieser überragend war. Wenn ich an die Pendlerzeiten auf der Westbahnstrecke denke, wird das Intervall bestenfalls 30 Minuten gewesen sein.
Nicht die täglichen Pendler, aber der Ausflugsverlehr Wien-Mödling an Wochenenden war ganz bestimmt beachtlich. Der Bahnhof Mödling dürfte sogar einer der ersten "Nahverkehrsknoten" im Umland von Wien - wenn nicht überhaupt in der Monarchie gewesen sein.
1883 wurde nicht nur die erste elektrische Straßenbahn der Monarchie (Mödling-Hinterbrühl) als Zubringer zur Südbahn eröffnet, sondern auch eine Fussgänger-Unterführung im Bahnhof gebaut. Auch dei Kaltenleutgebner-Bahn ab Liesing war ein Zubringer zur Südbahn.
Die Dampftramway und spätere Straßenbahn 360 waren also Konkurrenzunternehmen zur Eisenbahn und den Umsteigverbindungen. Wenn ich nicht irre, musste man für 60+360 bis Mödling zwei Fahrscheine der städtischen Straßenbahn lösen. Was die Bahnfahrt kostete, weiss ich nicht. Da man jedoch zwei verschiedene Fahrscheine für Bahn und Straßenbahn brauchte (es wohnte ja nicht jeder entlang der Südbahn), war der 360 für viele bestimmt die bessere und vermutlich günstigere Verbindung.
BildquelleAuf der gleichen Seite findet sich auch folgende Notiz zum Jahr 1938:
Auch für die Linie 360 haben die neuen Herren große Pläne. Sie soll durchgehend zweigleisig ausgebaut und in Mödling bis zum Bahnhof verlängert werden.