Ich glaube, dir ist nicht bewusst, wie viele Menschen den Fernverkehr zum täglichen Pendeln benutzen, auch aus Wien raus. Heutzutage sogar auch schon Linz - Wien. Oder auch zum Wochenpendeln. Oder für Dienstreisen, meistens am selben Tag hin und zurück. Es geht genau nicht um die Menschen, die zwei Mal im Jahr fahren. Ich persönlich bin übrigens auch jemand, der den Fernverkehr an jedem Arbeitstag benützt - aber in diesem Fall nicht befangen, weil ich zum Hbf genauso gut komme, wie zum Westbf, mir die Umstellung also "wurscht" ist.
Natürlich ist mir bewusst, dass Pendler (auch für kürzere Strecken, z.B. ab St. Pölten) gerne den Fernverkehr benützen. Dass der Fernverkehr ab St. Pölten mit Pendlern vollgestopft ist und Fernreisende dadurch in den Zügen keinen Platz mehr finden, ist allerdings höchst ineffizient und ein großes Problem. Daher halte ich es für sehr sinnvoll, Pendlern (die 100 km oder noch weniger weit fahren) eigene Zuggattungen zur Verfügung zu stellen und die Fahrgastströme zumindest teilweise (ganz scharf trennen kann man sie eh nicht) zu trennen.
Das ist jetzt ein ganz eigenes Thema - ich verweise auf Deutschland, wo genau dieser Versuch, die Fahrgastströme zu trennen, dazu geführt hat, dass der FV in der Fläche, vor allem die Interregios, verschwunden ist und durch bestellten NV ersetzt wurde, der typischerweise auf länderübergreifende Verkehrsströme keine Rücksicht nimmt.
ZB sind die IC Wien - Salzburg auf ihrem gesamten Laufweg zu einem erheblichen Teil, nicht nur in der HVZ, Nahverkehrszüge: Wien - St. Pölten/Amstetten, Amstetten - Linz, Linz-Wels/Attnang/Vöcklabruck etc. Führt man dort, und sei es nur in der HVZ, eigene Pendlerzüge, ist es sehr fraglich, ob die ICs überhaupt noch wirtschaftlich betrieben werden können. Und dann gibt's zwar bestellten Pendlerverkehr, aber sicherlich nicht ganztägig und vermutlich nicht bundesländerübergreifend. Mit anderen Worten: Der IC war und ist ein "Zwitterzug", NV und FV in einem, und genau das macht ihn so nützlich und vergleichsweise wirtschaftlich effizient. Dort, wo er für die Pendler nicht ausreicht, gibt es eh immer mehr Zusatzangebote, zB jetzt die REX200, die den IC doch sehr entlasten.
Ganz abgesehen davon, dass es für die Frage der Erreichbarkeit der Wiener Bahnhöfe keinen Unterschied macht, ob die Pendler jetzt im IC oder im REX ankommen oder abfahren.
Daher: Wünsch Dir ruhig diese Trennung, aber: "be careful what you wish for".
[Ich sehe nur keine erheblichen Verschlechterung zu vorher. Unter erheblich verstehe ich eine enorme Fahrzeitverlängerung oder ein deutlich häufigeres Umsteigen. Dies ist aber nicht der Fall. Praktisch alle Wiener kommen zu einem der neuen Bahnhöfe zumindest ähnlich schnell, wie zum Westbahnhof, sehr viele sogar deutlich schneller. Die zahlreichen anderen Verbesserungen, etwa dass man jetzt bequem zwischen West- und Südbahn umsteigen kann und es endlich schnelle IC- und RJ-Verbindungen zum Flughafen und Richtung Tschechien und Ungarn gibt, gehen in der Diskussion sowieso komplett unter.
Wie schon x-mal geschrieben: Ich bin ein großer Verfechter des neuen Fahrplans und bin auch der Meinung, dass in Summe die Vorteile die Nachteile weit überwiegen. Und vor allem bietet der Hauptbahnhof Entwicklungschancen in Richtung des Erreichens neuer Verkehrsströme - wir leben nun einmal nicht mehr im 19. Jahrhundert, als nur Wien wichtig war und keiner darüber hinaus wollte. Und 1989 ist jetzt auch schon länger vorbei.
Ich halte nur nicht viel von Politikerspeech - "es gibt nur Gewinner". Das ist einfach unrichtig, und man sollte das auch sagen dürfen.
Wenn man jetzt sogar schon alte Mutterln bringen muss, die es auf Durchgangsbahnhöfen schwerer haben, als am Kopfbahnhof, weil Züge nicht bereits eine Stunde vor der Abfahrtszeit bereitgestellt werden können, dann sind das für mich keine Argumente, sondern mehr ein Gejammere.
Eh. Deswegen kommt dieses "Argument" ja auch nicht von mir.

Das Angebot der entfallenen IC nach Salzburg besteht in äquivalenter Form (Westbahn) weiterhin
Nein, sie sind nicht äquivalent, da weder in die Taktstruktur noch tariflich integriert. Sie sind aber in der Tat für Reisende, die keine Anschlüsse brauchen und - aber erst seit 13.12. dank der neuen WB-Zeitkarten - sonst nicht mit der Bahn fahren (Fernpendler, häufig beruflich Reisende, Wochenpendler etc kaufen sich gerne eine Österreichcard, weil die Mehrkosten zur Verbundjahreskarte durch die Möglichkeit, ganzjährig und in ganz Österreich Bahn fahren zu können, aufgewogen werden) ein Ersatz. Finde ich eh gut.
Oder anders gesagt: aus welcher Gegend Wiens ist HBF/Meidling signifikant schlechter erreichbar als WBF/Hütteldorf, vom (nord)westlichen Wien mal abgesehen?
Eh nur der Nordwesten Wiens, was anderes hab ich nie behauptet. Das sind aber nicht ganz bevölkerungsarme Stadtteile, und tendenziell waren die Bewohner dieser Gegend in der Vergangenheit sicher im Vergleich zB zu den Bewohnern Favoritens oder der Donaustadt, als Fahrgäste des FV überrepräsentiert.
Abgesehen davon zitier ich mich jetzt selbst:
"Wie schon x-mal geschrieben: Ich bin ein großer Verfechter des neuen Fahrplans und bin auch der Meinung, dass in Summe die Vorteile die Nachteile weit überwiegen. Und vor allem bietet der Hauptbahnhof Entwicklungschancen in Richtung des Erreichens neuer Verkehrsströme - wir leben nun einmal nicht mehr im 19. Jahrhundert, als nur Wien wichtig war und keiner darüber hinaus wollte. Und 1989 ist jetzt auch schon länger vorbei.
Ich halte nur nicht viel von Politikerspeech - "es gibt nur Gewinner". Das ist einfach unrichtig, und man sollte das auch sagen dürfen."