Auch in diesem Forum möchte ich meine heutigen Erlebnisse loswerden:
Um 12 Uhr wollte ich mit der U4 vom Karlsplatz in Richtung Hütteldorf fahren, doch an der Glasscheibe zwischen Passage und U4-Bahnsteig pickte eine glotzende Menschenmenge, in und vor der Passage standen Notarzt-, Feuerwehr- und Rettungswagen. In der Station stand am Gleis FR Hütteldorf ein V ca. bei der Hälfte der Station, der Bahnsteig war evakuiert, Hilfskräfte leuchteten gerade mit Taschenlampen unter dem Zug herum – da würde einige Zeit lang nichts weitergehen.
Ich hätte natürlich zu Fuß nachhause gehen können, aber das war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich eine WL-Störung praktisch von Anfang an mitverfolgen konnte, und diese Gelegenheit wollte ich mir nicht entgehen lassen, da ich mir von euch schon diverse Gruselgeschichten über das Störungsmanagement der WL anhören durfte – diplomatisch ausgedrückt wollte ich mich vom Gegenteil überzeugen.
Nach ca. 15 Minuten kamen ein paar Gelbjacken, eine Dame scheuchte die Menschenmenge (Gaffer...) lauthals von der Glasscheibe weg ("Määne Heaschaften, hier findet äne Beagung statt, bitte weg von der Glasschääbe! Wääg vom Glaaas!") – Informationen zur weiteren Vorgehensweise, wenn man weiterreisen wollte, gab es keine. Auf meine höfliche Frage, wann es denn ca. einen SEV gäbe bzw. wie man jetzt weiterkomme, erwiderte sie unfreundlich und entrüstet: "Jo bitte des is JETZT passiert, des geht ned in aana Minutn!", und schon war sie weg. Bereits mit der ersten schlechten Erfahrung ausgerüstet ging ich die Stiegen zur Tramway- und SEV-Haltestelle rauf, wohin es sogar einige andere Fahrgäste geschafft hatten, die meisten waren aber mittlerweile im ganzen Stationsbereich und am Karlsplatz verteilt und irrten ratlos durch die Gegend.
Am SEV-Gleis stand ein Rüstwagen, Informationspersonal war keines zugegen. Nach 5-10 Minuten kam ein erster SEV-Bus (nachdem sich ein anderer, von der Wiedner Hauptstraße kommend, scheinbar am Ring verirrt hatte), ein NG 273, als "10A Schienenersatzverkehr" beschildert. An Bord der Fahrer, ein Einweiser, und zwei LinienService-Mitarbeiter. Der Bus stand erst einmal eine halbe Minute ratlos vor der Verzweigung äußerster Bahnsteig / nächstinnenliegender Bahnsteig und ließ die natürlich sofort hinströmenden Leute nicht einsteigen. Dann zog er in die Haltestelle aufs nächste Gleis vor und öffnete die Türen. Fast jeder Fahrgast stieg bei Tür 1 ein und stellte Fragen ans Personal. Auch hier muss angemerkt werden – Alle drei Bediensteten die nicht im Führerstand saßen, drängten sich im Türbereich der Tür 1, anstatt auszusteigen und die Menschenmenge zu informieren. Dann fingen die beiden Gelbjacken an, die Leute missmutig und obendrein falsch (!!) zu informieren.
A (ältere Dame): "Entschuldigen Sie Fräulein, ich möchte nach Heiligenstadt!"
B (LinienService-Mitarbeiterin), nachdrücklich: "Wir fahren bis
Margaretengürtel."
A: "Jo, wie komme ich jetzt nach Heiligenstadt?"
B, unwirsch: "I sog jo, wir foarn zum Margaretengürtel, und von dort kennans wieder auf de U4 umstägn."
A: Setzt sich mehr oder minder beruhigt, aber verwirrt und mit Restzweifeln in den Bus.
Ich: "Entschuldigen Sie, aber Heiligenstadt ist in die andere Richtung, da müssen Sie in einen Bus in die Gegenrichtung einsteigen."
A: "

"
Ich (zu B): "Die Dame will nach Heiligenstadt! Wir fahren aber zum Margaretengürtel, und das ist Richtung Hütteldorf!"
B, herablassend: "Nein, das ist
nicht Richtung Hütteldorf. Die U4 fährt nicht. Wir fahren direkt [sic] zum Margaretengürtel."
Ich: "Danke, das habe ich mittlerweile mitbekommen, aber die Dame will
in die andere Richtung!"
B: verschwindet plötzlich.
Diese und ähnliche Konversationen haben sich zugetragen. Eine andere Frau wollte dann A überreden, mit dem Bus bis Margaretengürtel zu fahren, dort auf die U4 umzusteigen, bei der Längenfeldgasse auf die U6 umzusteigen und damit bis Heiligenstadt zu fahren. Auf meinen Hinweis, dass die U6 seit 1996 nicht mehr nach Heiligenstadt fährt und das außerdem sowieso ein extremer Umweg ist, kam ein verwundertes "aso?".
Währenddessen funkte der Buslenker mit der Leitstelle hin und her, es ging um die meiner Meinung nach im Vergleich zur Fahrgastinformation eher unwichtigen Causa, dass er die Anweisung erhalten hatte, aufs äußerste Gleis zu fahren, dort aber der Rüstwagen den Weg verstellte.
Irgendwann fuhren wir dann endlich ab, der Busfahrer und seine Wegweiserperson waren sichtlich ein bisschen überfordert mit der Situation, es wurde dauernd in irgendwelchen Zetteln nachgeschlagen wohin denn die Fahrt gehe, während der Gelenksbus vom Fahrer unbemerkt zwischen zwei Fahrstreifen zum Stehen gekommen war und zwei Drittel des Verkehrs auf der Zweierlinie aufhielt. Immerhin beschäftigten sich die beiden aber bei einer Rotphase damit, den Bus richtig zu beschildern.
Bei der Station Kettenbrückengasse befanden sich bei unserer Ankunft verdächtig wenige wartende Leute in der SEV-Haltestelle. Ich stieg aus und musste nach kurzem Fußmarsch zum U4-Stationsgebäude feststellen, dass dieses voll von ratlosen, verwirrten Fahrgästen war, jedoch keine einzige Informationsperson zur Stelle war. Es gab auch keinerlei andere Informationen, nicht einmal Durchsagen. Die Fahrer der beiden in der Station stehenden Züge hatten keinerlei Informationen (was natürlich nicht deren Schuld ist) und wiesen die Leute deshalb auch nicht auf den bereits in Betrieb befindlichen SEV hin. Ich hörte Gesprächsschnipsel von telefonierenden und sich beschwerenden Fahrgästen ("ich steck schon eine halbe Stunde da fest und es gibt keine Durchsagen"), und laufend gingen weitere ahnungslose Fahrgäste von der Straße in die U4, scheinbar unbehelligt von der Menschenmenge im Foyer. Also postierte ich mich beim Eingang und informierte über eine Viertelstunde lang zig Leute (darunter sowieso schon verwirrte Japaner, Mann mit Skiern und Gepäck, unzählige ältere Menschen und eine Kindergartengruppe) über die Störung und weiste sie zu den SEV-Stationen, bis endlich
über eine Stunde nach dem Unfall zwei tratschende, am Geschehen sichtlich komplett desinteressierte Gelbjacken zu Fuß heranspazierten.
Zuhause tätigte ich dann einen Beschwerdeanruf, worauf (wundern tut's mich eh nicht) im Originalwortlaut nur kam: "Jo, werd ich gerne weitergeben, des konn i mochn, jo? Wiederhörn! *klick*"
Fazit:
- SEV wurde zwar in angemessener Zeit mit angemessenen Bussen eingerichtet, aber:
- Die 6 Gelbjacken, mit denen ich zu tun hatte, waren ausnahmslos sehr unfreundlich, unfähig, teilnahmslos, und hatten keine Ahnung von nichts
- Fahrgastinformation gehört bei den WL scheinbar nicht zum Störungsmanagement
- Die linke Hand weiß nicht einmal annähernd, was die rechte tut
- Es dauert mehr als eine Stunde, bis auch nur irgendein Informationspersonal zur dem Unfall nächstgelegenen Station geschafft wird
- Ob ein Beschwerdeanruf etwas bringt, ist sehr zweifelhaft
Das kann doch nicht sein?!
Ich bin gespannt auf eure Meinungen...