Autor Thema: Meterspur in Wien  (Gelesen 37902 mal)

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

158er

  • RBL-Disponent
  • ***
  • Beiträge: 1555
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #15 am: 22. Oktober 2011, 10:29:59 »
Man hätte diese ganzen Haus- und Werksbahnen in Wien rechtzeitg dokumentieren müssen, es gab davon hunderte.
Kannst Du einige Orte oder Eindrücke von solchen Bahnen schildern? Weißt Du, ob irgendwo noch Reste erhalten sind?  :)

Über diese Anlage im 14ten Bezirk gibt es einige Bilder, ich werde bei Gelegenheit einige hier einbringen, auch vom Betrieb.
Bitte, ja, würde mich sehr interessieren! Wenn möglich, steuere bitte auch Hintergrundinformationen bei.
Gibt es dazu Literatur?

W_E_St

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7348
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #16 am: 22. Oktober 2011, 11:36:57 »
In der Mariannengasse im 9. habe ich vor ein paar Jahren noch Reste einer Hausbahn gesehen, keine Ahnung ob die Gleise aktuell noch liegen. Sie waren aber vom Gehsteig aus gut zu sehen, sie führten vom inneren Gehsteigrand durch die Nische vor dem Haustor und unter dem Haustor durch, Spurweite ungefähr ein halber Meter. Die Hausnummer weiß ich leider nicht, aber von der Spitalgasse aus gesehen war es auf der rechten Seite, wenn mich nicht alles täuscht im ersten Häuserblock, noch vor der alten E-Werks-Direktion (das müsste dann das Eckhaus Spitalgasse sein).
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

13er

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 27704
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #17 am: 22. Oktober 2011, 15:39:22 »
In der Mariannengasse im 9. habe ich vor ein paar Jahren noch Reste einer Hausbahn gesehen, keine Ahnung ob die Gleise aktuell noch liegen. Sie waren aber vom Gehsteig aus gut zu sehen, sie führten vom inneren Gehsteigrand durch die Nische vor dem Haustor und unter dem Haustor durch, Spurweite ungefähr ein halber Meter. Die Hausnummer weiß ich leider nicht, aber von der Spitalgasse aus gesehen war es auf der rechten Seite, wenn mich nicht alles täuscht im ersten Häuserblock, noch vor der alten E-Werks-Direktion (das müsste dann das Eckhaus Spitalgasse sein).
Mariannengasse 2:

[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]

[ Für Gäste keine Dateianhänge sichtbar]

Vielleicht komm ich ja mal bei Gelegenheit auch ins Haus rein, dann sieht man vielleicht, wie es im Hof weitergeht... auf Google Earth sieht es so aus, als würde das Gleis relativ bald im Hof verenden. Das muss aufgrund der schlechten Auflösung aber nix heißen.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

Revisor

  • Obermeister
  • *
  • Beiträge: 4954
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #18 am: 22. Oktober 2011, 15:49:57 »
Eine Einschienenbahn?  ;)

13er

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 27704
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #19 am: 22. Oktober 2011, 15:53:20 »
Eine Einschienenbahn?  ;)
Ja, in der Tat erstaunlich, die Monorail :D Nur West wird uns sagen können, ob damals noch beide Schienen gelegen sind? Wäre seltsam, dass man eine vielleicht im Zuge von Sanierungsarbeiten rausnimmt, aber die andere liegen lässt? Na, wer weiß, manches darf man nicht einmal versuchen zu verstehen ;)
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

hema

  • Geschäftsführer
  • *
  • Beiträge: 16453
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #20 am: 22. Oktober 2011, 16:08:58 »
Das war vermutlich keine Schienenbahn, sondern eine Art Spurführung für Wagen. Man wollte offensichtlich verhindern, dass der Verputz in der Hauseinfahrt ständig beschädigt wird.


Vor 30 oder 40 Jahren gab es z.B. im Siebenten nahezu in jedem zweiten Haus (bissl übertrieben) Reste einer Hausbahn. In Mariahilf habe ich auch etliche entdeckt, die weitläufigste dürfte in der Sandwirtgasse 11 (Fa. Polehnia) gewesen sein. Vielleicht gibt es dort sogar heute noch was. Keine Ahnung.



Vorne in der Mitte sieht man ein Stückerl vom Gleis.
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

W_E_St

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 7348
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #21 am: 22. Oktober 2011, 17:47:12 »
Ob es damals noch zwei Schienen waren kann ich auch nicht beschwören. Insgesamt wirkt das Foto vom Hauseingang aber sehr symmetrisch, das würde gegen eine zweite Schiene sprechen (sie könnte zwar dort gewesen sein, wo zwischen Pflasterklinkern und Sockel ein Betonstreifen ist, aber andererseits gibt es den auf der anderen Seite ebenfalls).
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

coolharry

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 6717
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #22 am: 24. Oktober 2011, 12:35:46 »
Am 2ten Bild ganz rechts, erkennt man Behälterwägelchen, für welchen Zweck auch immer.

Förderbänder waren damals noch relativ kurz und unzuverlässig.

Aber hier ein kleiner Exkurs über Stadtgas.

http://www.dvgw.de/dvgw/geschichte/geschichte-des-dvgw/gaserzeugung-von-stadtgas-um-1890/
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

coolharry

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 6717
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #23 am: 24. Oktober 2011, 13:44:35 »
Kleiner Nachtrag zum Gaswerk Leopoldau.

Ganz interessant ist der Übersichtsplan des Werkes.

http://schlotforum.wordpress.com/2009/03/04/1210-wien-gaswerk-leopoldau-1911/
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

Wattman

  • Gast
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #24 am: 02. November 2011, 10:11:04 »
Interessant - so eine Querung wäre heute undenkbar.

WIENTAL DONAUKANAL

  • Verkehrsführer
  • *
  • Beiträge: 2003
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #25 am: 16. November 2014, 22:00:05 »
Da habe ich auch noch ein Foto vom Feldbahnbetrieb am Wienerberg gefunden gefunden. Hier wird gerade am letzten Abbauhorizont vor der Bebauungsgrenze der Gelbton abgetragen und auf einer recht langen Strecke bis zu einer Halde nahe der Neilreichgasse abgelagert. Der gelbe Ton wäre zwar auch zur Ziegelherstellung tauglich gewesen, aber hier in Wien hat man sich auf den fetten Grünton konzentriert. Ein Stück weiter vorne hinter der Russenkirche hatten meine Eltern einen Schrebergarten, den sie gerade wegen diesem letzten Abbau räumen mussten. Die Abraumhalde erkennt man noch immer als bewaldeten Hügel. In der besten Zeit gab es sogar eine Materialseilbahn  von der Grube zum Ziegelwerk, die eine Werkstraße unterquerte. Würde mich über mehr Fotos aus deinem Fundus freuen.

Zu der Rollbahn im 14. Bezirk, auch hier habe ich mich als Knabe herungetrieben.
Der Bogen führte einerseits zu einer senkrechten Stützmauer am Westbahndamm und andererseits in den Rohrlagerplatz. Vor dem Bahndam  gab es eine Ausweiche mit den einzigen beiden Weichen der Rollbahn. Vom Vollbahngleis wurden die angelieferten Rohre vom Waggon mittels eines Portalkranes aus beachtlicher Höhe auf die untergeschobenen Loren verladen. Da die Rollbahngleise 90° zur Vollbahn anstanden, mussten die Rohre per Hand am Krankhaken hängend, gedreht werden.
Am Lagerplatz verteilten sich die Rollbahngleise über Drehscheiben im wesentlichen auf zwei Längsgleise, die dann im Abstand von ca 50m auch über eine öffentlich Straße auf den zweiten Lagerplatz weiterführten. Auch hier gab es zahlreiche Drehscheiben zu den im 90° liegenden Quergleisen  zwischen den Lagerflächen.

Es war eine große Anzahl schwerer ungefederter Stahl-Flachloren mit vier schwenkbaren Bügelrungen und Rollenlagern vorhanden, die an den Gleisenden und in der Ausweiche abgestellt waren. Die Bauart kennt man auch von Stahlwerksbahnen. Bereits 1964 wurde die Rollbahn eigentlich nicht mehr benutzt.

Laiseka

  • Gast
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #26 am: 16. November 2014, 22:12:27 »
Im Bildarchiv der Nationalbibliothek findest du dazu einige Aufnahmen (wenn auch älter als das von dir gepostete).

Z.B. folgende: http://www.bildarchivaustria.at/Pages/ImageDetail.aspx?p_iBildID=9991219

(http://www.bildarchivaustria.at)

An der Stelle des heutigen Golfclubs, war dort auch eine Abbaustelle? Seit wann gibt es denn den Golfplatz? Ist das ein Mietvertrag zwischen Golfplatz und Stadt Wien, der irgendwann einmal ausläuft?

WIENTAL DONAUKANAL

  • Verkehrsführer
  • *
  • Beiträge: 2003
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #27 am: 16. November 2014, 22:30:48 »
Tolles Foto, im untersten Horizont sieht man die Joche der Hängeförderbahn.

95B

  • Verkehrsstadtrat
  • **
  • Beiträge: 36805
  • Anti-Klumpert-Beauftragter
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #28 am: 16. November 2014, 22:46:52 »
An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bedanken, dass ihr hier euer immenses historisches Wissen niederschreibt und dadurch allen Jüngeren, aber auch der Nachwelt lebendig vermittelt!  :up:
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

WIENTAL DONAUKANAL

  • Verkehrsführer
  • *
  • Beiträge: 2003
Re: Meterspur in Wien
« Antwort #29 am: 17. November 2014, 00:27:04 »


An der Stelle des heutigen Golfclubs, war dort auch eine Abbaustelle? Seit wann gibt es denn den Golfplatz? Ist das ein Mietvertrag zwischen Golfplatz und Stadt Wien, der irgendwann einmal ausläuft?

Die Frage habe ich fast übersehen, ja da gab es auch einen Abbau. Dort wo sich jetzt der Golfplatz befindet war ein tiefes Loch und am Grund ein Teich. Anfang der 60er Jahre führte noch eine Feldbahnstrecke in U-Form  fast um das Gewässer herum zum letzten Kettebagger. Das war auch der Ast, der die Triesterstraße querte. Bis ca 1966 wurde etwas unter dem heutigen Viktor Adler Weg der letzte Grünton abgebaut und auf einer Feldbahn-Feststrecke zu einem Spezialtonwerk unterhalb der Wienerbergstraße gefahren. Hier wurden Kanal-Tonrohre und Wandfliesen erzeugt. Die Ausschusswahre dieses Werkes, meist Wandfliesen mit kleinen Bläschen in der Glasur, wurden ebenfalls mittels Feldbahn zum oberen Rand der großen Abbaugrube gebracht und dort abgekippt. so wurde langsam die Gleisanlage am Grund, der Bagger und der Teich zugeschüttet. Nicht aller Ausschuss fand hier sein Grab, weil zahlreiche Häuslbauer sich hier ihren Wandbelag mit kleinen Fehlern aus der Halde herausklaubten. Zudem wurde noch Bauschutt von Abbruchhäusern und diverser Industrieabfall unkontrolliert zur Verfüllung bis zur jetzigen Geländehöhe in die Grube gekippt.
Seitens des zuständigen Magistrates weiß man wohl, dass man hier begraben hat, was nicht sein soll, aber es ist nicht mehr zu ändern.
Zur Sicherheit sind im unteren Bereich Brunnen zur Grundwasserkontrolle angelegt worden.

Seit wann es den Golfplatz gibt, kann ich nicht genau sagen. Ebenso sind mir die Besitzverhältnisse nicht geläufig.

@95B: Wir alten Säcke haben oft Bedenken, dass wir mit unseren Erinnerungen den Jungen den letzten Nerv rauben, ich bin daher lieber zurückhaltend als lästig.