Ich weiß nicht wie groß der Anteil derer ist, die nur einmalig aus dem Umland nach Wien fahren ( Arztbesuch, Kultur...) aber ich höre ziemlich oft, dass die Einzeltickets als zu teuer empfunden werden. Insbesondere als kleine Gruppe läppert sich das schnell und man nimmt gleich das Auto.
Gerade Kleingruppen werden leider sowohl auf lokaler als auch auf regionaler und nationaler Ebene als Zielgruppe fast komplett ignoriert. Es gibt ja ÖV-seitig nicht allzuviel, was sich Österreich von Deutschland abschauen sollte, aber die Berücksichtigung dieser Zielgruppe gehört eindeutig dazu. Das einzige Angebot an diese Zielgruppe ist im Raum Wien m.E. das Einfach-Raus-Ticket der ÖBB, und dieses lohnt sich erst ab einer gewissen Streckenlänge - ansonsten gilt wie im Stadt- wie Regionalverkehr, dass jede weitere Person den Preis deutlich erhöht, während die Kosten beim Pkw nicht steigen.
Ich vermisse (auch bei Ausflügen) die deutschen Ländertickets schon sehr, da sie sehr günstiges Reisen ermöglichen und im Bereich des Regionalverkehrs relativ unkompliziert sind (komplizierter ist dann die Frage, in welchem Stadtverkehr sie gelten und in welchem nicht), auch wenn das System sich von Bundesland zu Bundesland unterscheidet. Bei einigen (z.B. dem Sachsen-Ticket) gibt es einen relativ hohen Grundpreis und dann geringe Aufpreise pro weiterer Person (bis zu fünf Personen), andere (z.B. das Brandenburg-Berlin-Ticket) haben einen Einheitspreis für bis zu fünf Personen.
Zum Beispiel das Brandenburg-Berlin-Ticket: es kostet 29 EUR/ 5 Personen, also bestenfalls 5,80 EUR pro Person - und erlaubt die ganztägige Nutzung (an Werktagen ab 9 Uhr) des gesamten Nahverkehrs in Berlin und Brandenburg, mit Ausnahme der Straßenbahnlinie 88 am Berliner Stadtrand. Dafür kann man meist noch bis zur nächstgrößeren Stadt bzw. bis zum nächsten Halt in Nachbarbundesländern und Polen fahren, z.B. in die Lutherstadt Wittenberg, nach Kostrzyn und Stettin. In Stettin gilt es sogar im Stadtverkehr bei Bussen und Straßenbahnen. Die Nachtversion (gültig von 18-7 Uhr) kostet sogar nur 22 EUR für fünf Personen.
In Berlin selbst gibt es eine Kleingruppen-Tageskarte um 19,90 EUR, also zu knapp 4 EUR pro Person - auch das kann sich sehen lassen.
Spontan- oder Seltenfahrer aus dem Umland (oder ins Umland) hat man es auch mit der Abschaffung der Zonen im VOR verdorben –-> Man hat keine Streifenkarte auf Vorrat mehr, ergo ist der Fahrtantritt komplizierter, weil man erst extra einen Fahrschein kaufen muss (das kann den Unterschied machen zwischen S-Bahn erwischen oder versäumen).
Vor allem bei der jetzigen Automatensoftware, da gibts kein schnelles Kaufen mehr. Der Programmierer bzw. der Auftraggeber dieser Software gehört einen Tag lang mit nassen Fetzen geschlagen.
Sie mag nicht perfekt sein, ist aber ein gewaltiger Fortschritt gegenüber der früheren Software. Da hatte ich zuweilen das Gefühl, dass sie eigentlich für Fahrkartenverkäufer programmiert und dann auch für die normalen Automaten genutzt wurde. Allein, dass Ortskenntnisse entlang der Strecke vorausgesetzt wurde, war ziemlich weltfremd. Wer z.B. zum Flughafen wollte und schon ein Ticket für die Kernzone hatte, musste wissen, dass der Grenzhalt Schwechat ist und das aus einer Liste aussuchen (oder eben direkt Schwechat - Flughafen eingeben). Absolut kundenunfreundlich.
Oder als ich relativ neu in Wien war und nach Sopron fahren wollte. Das dämliche Ding fragte mich, ob ich über A - B - C, über B - A - C oder lieber C - B - D fahren wollte. Keine Ahnung, woher soll ich das wissen, wie der Zug in 5 min fährt? Das ist ungefähr so, als würde man einen Wiener fragen, ob er über Pasewalk oder Löwenberg von Berlin nach Stralsund fahren möchte.
Dumm und nicht mitgedacht ist natürlich die Zugbindung. Was spricht eigentlich dagegen, die Tickets auch zur späteren Entwertung zu verkaufen? Die könnte man dann auch als Fahrgast wieder auf Vorrat kaufen.