Autor Thema: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung  (Gelesen 19134 mal)

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nord22

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Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« am: 04. Februar 2017, 11:51:55 »
Anbei rare und interessante Aufnahmen vom Bau der Wiener Stadtbahn und der Wienflussregulierung (Fotos: gettyimages/ Imagno, Karl Demel). Ungefähre Örtlichkeiten habe ich erheben können, ergänzende Bemerkungen dazu von Seiten der p.t. Forenteilnehmer sind natürlich willkommen. Die Aufnahmen dokumentieren, dass bei den Bauarbeiten eine provisorische Güterbahn zum Materialtransport verwendet wurde. Diese Materialbahn dürfte die "Bosnaspur" 760 mm gehabt haben.

* Bild 01: Wienfluss etwa Höhe Rüdigergasse; Blick Richtung Kettenbrückengasse
* Bild 02: Wienfluss beim Stadtpark
* Bild 03: Wienfluss Blick Richtung Pilgramgasse
* Bild 04: Karlsplatz/ Kärntner Straße
* Bild 05: Heiligenstädter Straße/ Vorortelinie
* Bild 06: Donaukanal, im Hintergrund ist das DDSG Verwaltungsgebäude zu erkennen
* Bild 07: Donaukanal
* Bild 08: Lothringerstraße zwischen Karlsplatz und Schwarzenbergplatz

LG nord22


Grosser Wagen

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #1 am: 04. Februar 2017, 12:17:06 »
Danke für die Bilder, zur Spurweite der Materialbahn würde ich allerdings meinen, dass diese breiter ist als Bosnaspur, ich würd's auf ca. Meterspur schätzen.

lG Grosser Wagen

diogenes

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #2 am: 04. Februar 2017, 16:16:47 »
Interessante Bilder. Eine Renaturierung der Wien würde ich, obwohl sie mir gefallen würde, nicht vollständig machen. Der potthässliche Megakanal wurde ja als Hochwasserschutz gebaut (was, wie man vor gar nicht so langer Zeit gesehen hat, durchaus sinnig war), und der Aspekt müsste natürlich bleiben. Eine Begrünung mit Rad- und Wanderwegen plus Fluchtmöglichkeiten in kurzen Abständen wär' aber 'was.
Ceterum censeo in Vindobona ferrivias stratarias ampliores esse.
Oh 8er, mein 8er!

Linie 360

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #3 am: 04. Februar 2017, 16:33:03 »
Die Materialbahn hatte Bosnaspur, (was nicht zuletzt auch insofern logisch ist, als daß bei uns metrische Maße zum damaligen Zeitpunkt völlig unüblich waren).
Es wurde zu 99,9% die Materialbahn vom Bau der Donauregulierung dafür verwendet.

öffi-dude

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #4 am: 04. Februar 2017, 17:03:07 »
Was sprach eigentlich damals gegen eine durchgehende Einhausung zumindest zwischen Gürtel und Naschmarkt?

Soundy

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #5 am: 04. Februar 2017, 18:50:18 »
Die Materialbahn hatte Bosnaspur, (was nicht zuletzt auch insofern logisch ist, als daß bei uns metrische Maße zum damaligen Zeitpunkt völlig unüblich waren). ...

Ich vermute, dass die Spurweite 900 mm war. Erklärung: Es gab zur Zeit der Regulierung eine schmalspurige Anschlussbahn vom Bahnhof Penzing zum Wienfluss. Das Baumaterial wurde am Verschiebebahnhof Penzing umgeladen und zur Wienflussbaustelle gebracht. Eine nochmalige Umladung im Bereich der Baustelle wäre zwar denkbar, hätte aber eine Menge zusätzliche Arbeit verursacht.

Als Anlage eine Beschreibung und ein Plan der Strecke, fotografiert im Bezirksmuseum Penzing.

Soundy

W_E_St

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #6 am: 05. Februar 2017, 00:52:01 »
Die Materialbahn hatte Bosnaspur, (was nicht zuletzt auch insofern logisch ist, als daß bei uns metrische Maße zum damaligen Zeitpunkt völlig unüblich waren).
Es wurde zu 99,9% die Materialbahn vom Bau der Donauregulierung dafür verwendet.

Du weißt, dass das metrische System in Österreich ca. 1873 eingeführt wurde, also fast 20 Jahre vor der Wienflussregulierung?
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

18er

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #7 am: 05. Februar 2017, 01:19:05 »
Interessante Bilder. Eine Renaturierung der Wien würde ich, obwohl sie mir gefallen würde, nicht vollständig machen. Der potthässliche Megakanal wurde ja als Hochwasserschutz gebaut (was, wie man vor gar nicht so langer Zeit gesehen hat, durchaus sinnig war), und der Aspekt müsste natürlich bleiben. Eine Begrünung mit Rad- und Wanderwegen plus Fluchtmöglichkeiten in kurzen Abständen wär' aber 'was.

In einigen Nord- und Südamerikanischen Staaten sowie in Asien sind solche "Stadtflüsse" renaturiert worden. Ich frage mich immer wieder, wie eine Renaturierung im Abschnitt Kennedybrücke - Karlsplatz aussehen könnte. Gäbe es bspw. am Karlsplatz genug Platz, den Platz so umzugestalten dass der Wienfluss wieder ein fußläufig erreichbares Flussbett bekommt?

4463

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #8 am: 05. Februar 2017, 01:49:22 »
Gäbe es bspw. am Karlsplatz genug Platz, den Platz so umzugestalten dass der Wienfluss wieder ein fußläufig erreichbares Flussbett bekommt?
Sicher, Du musst nur die Autolobby davon überzeugen, dass man zwischen Operngasse und Schwarzenbergplatz keine Straße braucht - und schon kannst Du den Wienfluss wieder öffnen. :))
Oder meintest Du das eher so, dass das Gewölbe zugänglich gemacht wird? :o
"das korrupteste Nest auf dem weiten Erdenrund"
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18er

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #9 am: 05. Februar 2017, 02:26:27 »
Gäbe es bspw. am Karlsplatz genug Platz, den Platz so umzugestalten dass der Wienfluss wieder ein fußläufig erreichbares Flussbett bekommt?
Sicher, Du musst nur die Autolobby davon überzeugen, dass man zwischen Operngasse und Schwarzenbergplatz keine Straße braucht - und schon kannst Du den Wienfluss wieder öffnen. :))
Oder meintest Du das eher so, dass das Gewölbe zugänglich gemacht wird? :o
Ersteres. Hat z.B. hier funktioniert: https://landscapeperformance.org/case-study-briefs/cheonggyecheon-stream-restoration

4463

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #10 am: 05. Februar 2017, 03:04:04 »
Gäbe es bspw. am Karlsplatz genug Platz, den Platz so umzugestalten dass der Wienfluss wieder ein fußläufig erreichbares Flussbett bekommt?
Sicher, Du musst nur die Autolobby davon überzeugen, dass man zwischen Operngasse und Schwarzenbergplatz keine Straße braucht - und schon kannst Du den Wienfluss wieder öffnen. :))
Oder meintest Du das eher so, dass das Gewölbe zugänglich gemacht wird? :o
Ersteres. Hat z.B. hier funktioniert: https://landscapeperformance.org/case-study-briefs/cheonggyecheon-stream-restoration
Dir ist aber schon bewusst, dass das in Südkorea passiert ist. Wien wird hier drin ja bekanntlich eher mit dem unmittelbar nördlich davon gelegenen Land verglichen. 8)
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hema

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #11 am: 05. Februar 2017, 04:02:34 »
Bei der Kreuzung Wiental#Gürtel hätte man ja nach Ende der U4/U6-Bauarbeiten die Gelegenheit gehabt, ein kleines Stück Natur am Fluss zurückzugewinnen. Aber man hat halt unbedingt diese tolle "Trendsportanlage" machen müssen!  ::)
Niemand ist gezwungen meine Meinung zu teilen!

martin8721

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #12 am: 05. Februar 2017, 14:37:21 »
Wirklich großartige Bilder!
Das sind wahre historische Zeitdokumente!  :o
Das 4. Bild am Karlsplatz zeigt auch den Abriss der alten Elisabethbrücke.  :lamp:

Michael Weininger

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #13 am: 16. März 2022, 15:18:31 »
@ AW 3/Linie 360: Die Materialbahnen bei der Donauregulierung stammten (zumindest in Teilen) von der Baustelle des Suezkanals und waren normalspurig. Im Heizhaus des Belgrader Hauptbahnhofs war eine dieser Lokomotiven in verändertem Zustand museal aufbewahrt. Nach der Auflassung des Hauptbahnhofs wurde sie mit anderen historischen Fahrzeugen von Buntmetalldieben devastiert und zerstört.

Das Bild zeigt sie noch intakt am 01.06.2016 in genanntem Lokschuppen.

michael-h

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Re: Bau der Wiener Stadtbahn und Wienflussregulierung
« Antwort #14 am: 24. März 2024, 23:54:42 »
Ein Foto vom Bau der Gürtellinie der Stadtbahn aus dem Archiv des Technischen Museums Wien:

Auf beiden Gleisen unzählige offene Güterwagen für die umfangreichen Materialtransporte.
Die Aufnahme ist 1896 entstanden. Der Standort des Fotografen liegt ungefähr beim südlichen Ausgang der heutigen U6-Station Thaliastraße mit Blickrichtung nach Süden. Links die Häuser Lerchenfelder Gürtel 22 und 20 sowie das Eckhaus Neustiftgasse/Lerchenfelder Gürtel.

LG Michi
Ich liebe Tramway-Archäologie!