Ich frage mich, aus welchen Überlegungen jemand 1995 Tramway in SW fotografiert hat - künstlerische oder ewiggestrige.
Das Risiko in Kauf nehmend, dass das schnell off topic wird, meine ich dazu: Wenn man auch nur einen Schritt in der Verarbeitungskette selbst betreiben wollte, so war für den Normalsterblichen das Bearbeiten von SW-Material sehr viel einfacher als Farbmaterial. Das betrifft alles um die Filmentwicklung genauso wie um die -ausarbeitung. Auch in den 1990ern hatte ich so manchen Kollegen, der seine Entwicklungsdose daheim hatte, und/oder seinen Vergrößerer samt D'rumherum – und alle auf SW fokussiert. Bis Anfang der 1990er-Jahre waren Ilford FP4, HP5 und PanF mein hauptsächlich gewähltes Filmmaterial; Farbe hingegen nur auf Dias… Davon abgesehen, wüsste ich nicht, was an SW per se «gestriger» als an Farbe sein sollte; von der Tatsache abgesehen, dass Farbfotografie halt erst wesentlich später möglich war als SW-Fotografie – und noch später so günstig.
Stimmt, für Heimarbeit ist SW konkurrenzlos, Farb-Ausarbeitung ist ein riesiger Aufwand mit viel Ausschuss.
Ewiggestrig war vielleicht etwas bösartig formuliert, aber in der Dokumentar- und Alltagsfotografie sehe ich doch eine sehr starke Entwicklung von SW zu Farbe, wo dann SW als altmodisch wahrgenommen wurde. Einerseits kann ich es akzeptieren wenn sich jemand bewusst als Stilmittel für SW entscheidet, andererseits wenn es gerade um Tramwayfotos oder Alltags-Straßenszenen geht, fehlt mir persönlich einfach bei SW etwas.