Kannst Du das Besondere der 77/54 genauer erklären, woher kam der Spitzname?
Der Spitzname wird dem lokal berühmten Radiomacher
Rege Cordic zugeschrieben, der nach dem 2. Weltkrieg lange Zeit die bekannteste Radiomorgensendung (“Cordic & Company”) in Pittsburgh in Quasimonopolstellung moderierte. Ob der Spitzname originär von ihm kommt oder einen noch weiter zurück verbürgten Hintergrund hat, entzieht sich meiner Kenntnis – und auch der Kenntnis der Kontakte, die ich bei der Erarbeitung der Geschichte der für mich interessantesten Straßenbahnsysteme Nordamerikas knüpfen konnte und durfte. Ich finde es spannend, dass die «Flying Fraction» wirklich im Bewusstsein aller dieser Kontakte verankert ist (oder besser «war» – die Zeitzeugen, mit denen ich in den 90er-Jahren in Kontakt war, leben inzwischen nicht mehr). Und ja, die «Flying Fraction» war populär:
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© Don Henserson 2006
Ich vermute, dass der 77/54er gemeinsam mit dem 34/31er eine Sonderstellung in Pittsburgh als «traditionelle» Bruchstrichlinie aus der Blütezeit der Straßenbahn Pittsburgh hatte; der 77/54er (eingerichtet 1942) lebte dabei aber weit in die 1960er-Jahre, der 34/31er fiel schon der «vorübergehenden» Stillegung der West End Lines im Jahr 1959 zum Opfer («Oh verdammt, jetzt haben wir doch glatt vergessen, bei einer neuen Brücke wieder Gleise einzubauen»). Andere Bruchstrichlinien hingegen waren typischerweise Produkte aus der Zeit der Zusammenstreichung des Netzes in der Mitte der 1960er-Jahre – hierbei ist der (in diesem Thread schon öfters erwähnte) 42/38er allerdings bis etwa 1986 in Betrieb gestanden.
Wagen Rostschüssel 1432 ist ein Sinnbild dessen, wie es damals um die Straßenbahn stand.
Man beachte auch den Zustand des Gleisbetts.
Au ja, wie recht zu hast – die Mär geht um (und so manche der vorher erwähnten Kontaktpersonen stand da voll dahinter), dass der Übergang vom «guten» Betreiber Pittsburgh Railways auf den «bösen» Betreiber Port Authority of Allegheny County im Jahr 1964 nur dazu diente, der Straßenbahn schlagartig den Garaus zu machen; doch was dem neuen, «bösen» Betreiber an infrastrukturieller Basis zur Verfügung gestellt worden zu sein scheint, dürfte nicht berauschend im Unterhalt gewesen sein. Das ist umso (im negativen Sinne) beeindruckender, als Pittsburgh ja mit seinen 666 PCC-Wägen, seinerzeit hochmodern, die besten Aussichten gehabt hätte, ein ähnlich wie in Toronto zwar reduziertes, aber dennoch durchaus ausgedehntes Straßenbahnnetz weiter zu betreiben. Noch schlimmer: Die wenigen in dieser Serie zu sehenden neueren PCCs (Standee Windows!) schauen auch nicht signifikant besser aus als die älteren Modelle.