Die Erinnerungen in den Standard-Kommentaren decken sich im wesentlichen mit den meinigen. Bin während des Gymnasiums regelmäßig mit der Stadtbahn in die Schule gefahren - hauptsächlich Wientallinie Hietzing/Karlsplatz - gelegentlich auch als Rundfahrt über Friedensbrücke-Gürtel.
Die lauten Kompressoren, das Erinnerungssignal der Totmann-Einrichtung, der tanzende Topferlsitz des Fahrers, der zischende Bremshebel, der Zugbegleiter* im zweiten Triebwagen, der seine Türe oft erst nach Abfahrt schloss, die spärliche Beleuchtung mit den milchglasfarbenen Glühbirnen, das alles waren Eindrücke, die man nur versteht, wenn man die Zeit erlebt hat.
Als Kinder waren unsere Lieblingsplätze die Plattformen, die so herrlich "hüpften" wenn der Zug schneller fuhr. Und da war natürlich das braune Handrad mit den komischen Innengriffen, das sich irgendwie nicht drehen ließ. So sehr man uns erklärte, dass es eine Wagenbremse war, für uns war es freilich das Lenkrad!
*den Begriff Säulenflüsterer habe ich erst später, lang nachdem die Stadtbahn verschwunden war, kennengelernt. War der damals verbreitet?
Die Ansagen aus den krächzenden Lautsprechern verstand man freilich nur als Bestätigung dafür, dass man ohnehin wusste, in welcher Haltestelle der Zug sich befand. Die Stadtbahn war aber ohnehin ein Insider-Verkehrsmittel, in das sich nur selten Fremde oder Ausländer verirrten.
In den letzten Schuljahren begann die schrittweise Umstellung auf U-Bahn, erst Schottenring, dann Karlsplatz, Meidlinger Hauptstraße, Hietzing... dann war "meine" Stadtbahn verschwunden.
Vor ein paar Tagen habe ich dieses Bild beim Schwedenplatz aufgenommen. Es erinnerte mich an die Zeit der Umstellung, die ich mit Neugier mit verfolgte. Erst die Halterungen für die Stromschienen, die lose ausgelegten Kabel für die Zugbeeinflussung, dann die rostigen Balken, noch nicht miteinander verbunden, dann das Verschweißen und schließlich die gelben Plastikabdeckungen - ganz neu und sauber. Das alles war neu und gehörte nicht mehr zur Stadtbahn, aber irgendwie konnte man es nicht erwarten dass endlich die U-Bahn kommt.