Autor Thema: Schneller Tonbandvorlauf  (Gelesen 21167 mal)

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95B

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Schneller Tonbandvorlauf
« am: 02. März 2011, 13:16:49 »
Viele werden sich noch an die alten Tonbandgeräte erinnern können (und an deren abenteuerliches Geleier an heißen Tagen). Damals musste der Fahrer noch jede Ansage selbst auslösen. Zur Verfügung standen ihm die Optionen "Ansage" (Abspielen im Fahrgastraum), "Ansage Fahrerplatz" (Abspielen nur über den Lautsprecher am Fahrerplatz) und "schneller Tonbandvorlauf". Genau zu diesem schnellen Tonbandvorlauf, der über gleichzeitiges Drücken der Tasten "Ansage" und "Ansage Fahrerplatz" ausgelöst wurde, habe ich zwei Fragen:

(1) Bis wohin lief das Tonband? Bis zur Endstation, bis zur nächsten Wendemöglichkeit, ...?
(2) Wie endete der Tonbandvorlauf? Gingen die beiden Tasten einfach aus und das Tonband stoppte? Oder ging zuerst nur die Taste "Ansage" aus und die letzte Ansage vor dem Stopp wurde als "Ansage Fahrerplatz" abgespielt, damit erstens der Fahrer wusste, an welcher Position das Tonband stoppen würde, und zweitens die Tonfolge für die Entwerter- und Brosebandsteuerung gesendet werden konnte?

Leider war ich noch sehr jung, als ich solche Tonbandvorläufe beobachten konnte, daher ist meine Erinnerung diesbezüglich recht diffus, zumal das ja auch keine häufigen Ereignisse waren.
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benkda01

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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #1 am: 02. März 2011, 15:16:49 »
Viele werden sich noch an die alten Tonbandgeräte erinnern können (und an deren abenteuerliches Geleier an heißen Tagen).
Hat jemand davon Tonaufzeichnungen bzw. Videos, in denen so etwas vorkommt?

95B

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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #2 am: 02. März 2011, 15:27:31 »
Viele werden sich noch an die alten Tonbandgeräte erinnern können (und an deren abenteuerliches Geleier an heißen Tagen).
Hat jemand davon Tonaufzeichnungen bzw. Videos, in denen so etwas vorkommt?
Nimm einfach Ansagen auf Kassette auf und spiel sie in einem batteriebetriebenen Kassettenspieler ab - sorg aber dafür, dass du schwache Batterien einlegst oder statt der Batterien einen Trafo mit (zu klein) einstellbarer Ausgangsspannung anschließt. So erzielst du leicht den gewünschten Effekt.
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hema

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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #3 am: 02. März 2011, 16:35:24 »

(1) Bis wohin lief das Tonband? Bis zur Endstation, bis zur nächsten Wendemöglichkeit, ...?
Es gab einige (wenige) vorgegebene Bandstopps. Meist nur an jener Stelle, wo ein Wagen beim Einschub die erste Haltestelle auf seiner Linie hatte. Später kam die eine oder andere Position dazu - oder auch nicht.



Zitat
(2) Wie endete der Tonbandvorlauf? Gingen die beiden Tasten einfach aus und das Tonband stoppte?
Es kam eine Fahrerplatzansage.



Zitat
Oder ging zuerst nur die Taste "Ansage" aus und die letzte Ansage vor dem Stopp wurde als "Ansage Fahrerplatz" abgespielt, damit erstens der Fahrer wusste, an welcher Position das Tonband stoppen würde, und zweitens die Tonfolge für die Entwerter- und Brosebandsteuerung gesendet werden konnte?
Es wurde am Fahrerplatz jene Ansage abgespielt, wo das Band vorgegebenerweise stoppte. Mit dem nächsten Druck kam die nächste Haltestelle auf dem Band. Brosebänder und Entwertereinstellung musstest du in dem Fall an den Bediengeräten eingeben oder bis zur nächsten Stelle warten, wo das das Band steuerte, also Kurzstreckengrenze bzw. Endstation.



Zitat
. . . .  zumal das ja auch keine häufigen Ereignisse waren.
In gewisser Weise war es schon häufig, da ja auch häufig auf das Drücken der Ansage vergessen wurde. Da half dann nur die Ansagen so lange per Außenlautsprecher zu unterdrücken, bis man bei der richtigen war. Auch beim Versuch der Wiederinbetriebnahme des Recorders an heißen Tagen, wenn also z.B. die Kasette wieder etwas abgekühlt war, muste ja die richtige Position angesteuert werden. Also -> schneller Vorlauf -> nötigenfalls die restlichen überzähligen Ansagen in rascher Folge "durchdrücken". Ein Trick war, horchen wo das Band steht, dann den schnellen Vorlauf zu drücken und, nach Gefühl und Erfahrung, den Rekorder ein Stückerl aus seiner Halterung herauszuziehen. Dann hat der Vorlauf sofort gestoppt und mit Glück war man der gesuchten Haltestelle schon sehr nahe!

Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang, dass der "offizielle" Vorlaufstopp oft nicht funktioniert hat (das Band wäre also "ewig" weitergelaufen), dass so mancher Stopp nicht erkannt wurde und dass, obwohl gleicher Linie, die Kasetten der verschiedenen Bahnhöfe oder mit unterschiedlichem Aufnahmezeitpunkt nicht ident waren. Da waren die beschriebenen Improvisationsmaßnahmen natürlich hilfreich.  :D


Zitat

Nimm einfach Ansagen auf Kassette auf und spiel sie in einem batteriebetriebenen Kassettenspieler ab - sorg aber dafür, dass du schwache Batterien einlegst oder statt der Batterien einen Trafo mit (zu klein) einstellbarer Ausgangsspannung anschließt. So erzielst du leicht den gewünschten Effekt.
Mit Audacity sollte man es auch hinkriegen, weil wer hat schon das von dir genannte Equipement!  ;D





Damit es spannender wird: Wo befand sich intelligenterweise der genannte Rekorder, der eigentlich nur ein Abspielgerät für spezielle Endloskasetten war? Und warum sage ich "intelligenterweise"?  ;)


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Ferry

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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #4 am: 02. März 2011, 17:08:48 »
Nimm einfach Ansagen auf Kassette auf und spiel sie in einem batteriebetriebenen Kassettenspieler ab - sorg aber dafür, dass du schwache Batterien einlegst oder statt der Batterien einen Trafo mit (zu klein) einstellbarer Ausgangsspannung anschließt. So erzielst du leicht den gewünschten Effekt.
Du wirst lachen - ich habe das seinerzeit wirklich einmal ausprobiert. Ich konnte es aber nicht reproduzieren, eben weil das Geleier ungleichmäßig war, d.h., mal schneller, mal langsamer. Das Ganze klang zeitweise irgendwie nach einem langsamen Gejaule - unmöglich, das hier wiederzugeben. Aber jedensfalls: mit einem langsam laufenden Kassettenrecorder war es nicht hinzubekommen - dessen Ansagen waren zwar langsamer und mit tieferer Stimme, aber gleichmäßig langsamer, nicht so auf- und abschwellend wie in der Wirklichkeit.
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

95B

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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #5 am: 02. März 2011, 17:18:58 »
Ein Trick war, horchen wo das Band steht, dann den schnellen Vorlauf zu drücken und, nach Gefühl und Erfahrung, den Rekorder ein Stückerl aus seiner Halterung herauszuziehen. Dann hat der Vorlauf sofort gestoppt und mit Glück war man der gesuchten Haltestelle schon sehr nahe!
Meinst du: ... den Codierstecker ein Stückerl aus seiner Halterung herauszuziehen ... ? Das habe ich bisweilen beobachten können; nicht jedoch, dass ein Fahrer den Rekorder herausgezogen hat (wär auch ein bisserl umständlich gewesen).

Damit es spannender wird: Wo befand sich intelligenterweise der genannte Rekorder, der eigentlich nur ein Abspielgerät für spezielle Endloskasetten war? Und warum sage ich "intelligenterweise"?  ;)
Wo: Im Rekorderschrank. ;) Intelligenterweise: Weil er da schön warm wird. :)
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benkda01

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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #6 am: 02. März 2011, 17:25:32 »
Mit Audacity sollte man es auch hinkriegen, weil wer hat schon das von dir genannte Equipement!  ;D
Ich jedenfalls schon! :D

Zitat
Damit es spannender wird: Wo befand sich intelligenterweise der genannte Rekorder, der eigentlich nur ein Abspielgerät für spezielle Endloskasetten war? Und warum sage ich "intelligenterweise"?  ;)
Wenn mich nicht alles täuscht, links über dem Fahrerplatz in der Verkleidung über den Fenstern...?

W_E_St

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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #7 am: 02. März 2011, 17:33:00 »
Ich kann einen uralten Sanyo-Walkman mit beleidigtem Riemen anbieten, DER kriegt den gewünschten ungleichmäßigen Effekt ausgezeichnet hin :D :D :D
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hema

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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #8 am: 02. März 2011, 21:02:59 »

Meinst du: ... den Codierstecker ein Stückerl aus seiner Halterung herauszuziehen ... ? Das habe ich bisweilen beobachten können; nicht jedoch, dass ein Fahrer den Rekorder herausgezogen hat (wär auch ein bisserl umständlich gewesen).
Ah ja, hast recht. Habe die verschiedenen Tricks etwas durcheinandergebracht, obwohl das mit dem Rekorder auch funtioniert hat/hätte.  ;)


Also nach der Reihe:

Codierstecker kurz herausziehen. Bei den Tonbändern wurde so der schnelle Vorlauf spontan abgebrochen, bei den ersten Sprachspeichern eine eben ausgelöste Ansage, sodass sofort mit dem nächsten Tastendruck fortgefahren werden konnte. Später konnte man mit den Tasten Lautsprecher und Löschen eine ausgelöste Ansage spontan abbrechen (und nicht nur unterdrücken). Auch die alten Sprachspeichergeräte hatten übrigens einen "Vorlauf" per Tastendruck, theoretisch hätte sogar jede gespeichderte Linie gewählt werden können und jede Haltestelle direkt "angefahren", aber es gab eben kein Bedienteil, das dies ermöglicht hätte.

Rekorder ein Stück herausziehen. Das bewirkte ein Art Reset des Rekorders, also wenn gar nichts mehr ging, konnte man ihn bzw. die Ansagen so wieder in Gang setzen. Ähnliches konnte man auch erreichen, wenn bloß das Band nicht starten wollte, indem man den Auswurfknopf für die Kasette drückte und sie gleich wieder (mit Schwung?) reinschob.



Zitat
Wo: Im Rekorderschrank. ;) Intelligenterweise: Weil er da schön warm wird. :)
Ja. Im E1 im Zwischendach wo es im Sommer 100 Grad hatte und im E2 unter einem Doppelsitz, wo er schön dreckig wurde. Im E1 hat man dann einen thermostatgesteuerten Lüfter eingebaut, allerdings mit einem dicken Filter, der kaum Luft durchließ, dafür aber urlaut und wirkungslos war. Erst nach Entfernung der Filter haben die Lüfter dann einigermaßen Abhilfe geschaffen. Auf die Idee die Förderrichtung auf Rausblasen zu ändern ist niemand gekommen.



Ich kann einen uralten Sanyo-Walkman mit beleidigtem Riemen anbieten, DER kriegt den gewünschten ungleichmäßigen Effekt ausgezeichnet hin :D :D :D
Es müsste mit jedem Bandgerät hinzukriegen sein, indem man einfach mit den Fingern das Band unregelmäßig bremst und kurzzeitig (fast) ganz aufhält! Es müsste natürlich ein altes, zerknittertes und tausendmal überspieltes Band sein.  ;)
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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #9 am: 02. März 2011, 21:56:50 »
Es müsste mit jedem Bandgerät hinzukriegen sein, indem man einfach mit den Fingern das Band unregelmäßig bremst und kurzzeitig (fast) ganz aufhält! Es müsste natürlich ein altes, zerknittertes und tausendmal überspieltes Band sein.  ;)
Ich habe einen kleinen Sony-Kassettenrecorder (Walkman?), der an der Seite einen Drehknopf hat, mit dem man die Abspielgeschwindigkeit stufenlos ändern kann. Das wär doch was für unser Experiment ;D

W_E_St

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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #10 am: 02. März 2011, 22:23:02 »
Band bremsen geht aber nur auf einem Spulengerät. Und bei der Kraft der dort beteiligten Motoren würde ich das Band und Gerät nicht unbedingt zumuten wollen. Grenzgenial ist ein Spulengerät mit gerissenem Hauptriemen (ein simples, das nur einen Riemen für rechten Bandwickel und Capstanwelle verwendet), da kann man das Band mit der Hand in mehr oder weniger beliebiger Geschwindigkeit bewegen :D

Auf den alten Studer-Maschinen vom ORF geht das ganz offiziell, da kann man zum Schneiden den Antrieb auskuppeln. Nur schnell vor/zurück wechseln geht nicht, Scratchen kann man also nicht.

Der Sony mit rregelbarer Geschwindigkeit ist aber ein ganz guter Anfang, fragt sich wie gern der häufiges schnelles Schalten mag. Mein großes Sony-Deck kann das übrigens auch.
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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #11 am: 02. September 2013, 22:31:27 »
Dank Benkda01 konnte ich heute ein Original-WL-Mutterband mit Haltestellenansagen abspielen und kann daher geringfügig mehr über die Technik sagen.

Diese Mutterbänder waren gewöhnliche Studio-Spulentonbänder (6,35 mm), bespielt in Halbspur-Stereo mit 19 cm/Sekunde. Ein Stereokanal diente der Sprachaufzeichnung, der andere für Steuersignale. Nach jeder Ansage folgen einige Sekunden Steuersignale, ähnlich wie Modemkommunikation.

Zusätzlich gibt es noch auf der Sprachspur ab und zu zwischen zwei Ansagen kurze niederfrequente Steuersignale, grob geschätzt etwa 50 Hz, 2 Sekunden lang. Beim uns vorliegenden Band vom 31/5er kommen diese Steuersignale in Fahrtrichtung Josefstädter Straße jeweils vor den Haltestellen Bahnsteggasse, Friedrich-Engels-Platz (KG) und Josefstädter Straße. Ich vermute einmal,d as sind die Signale für den automatischen Stopp.

Die Ansagen sind - wie kaum anders zu erwarten - bunt zusammengestoppelt, die Aussteuerung und der Tonfall unterscheiden sich ganz erheblich. Vor allem Julius-Tandler-Platz klingt komplett anders. Großjedlersdorf hört sich auch bei dieser an sich hochwertigen Aufnahme an wie "Großedlersdorf".

Eine weitere Kuriosität: offenbar war das Mikrofon schon vor dem Gong eingeschaltet, jedenfalls hört man mit guten Lautsprechern immer wieder, wie Kaida schon vor dem Gong tief Luft holt :D

Zur Datierung des Bandes kann ich nur angeben, dass die U6 zur Friedensbrücke offensichtlich schon eingestellt war und die Sitzplätze-Überlassen-Ansage anscheinend noch nicht die spätere Version war.
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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #12 am: 02. September 2013, 22:50:57 »
Nach jeder Ansage folgen einige Sekunden Steuersignale, ähnlich wie Modemkommunikation.
Die waren verantwortlich für die Einstellung der Sollwerte des Entwerterbediengeräts (Fahrtrichtung, Kurzstrecke, Haltestelle), bei Broselinien gab es auch Signale für den Sollwert des Brosesteuergeräts, die ebenfalls nach jeder Ansage vorhanden waren. Bei mangelhafter Erkennung hat das Broseband zu spinnen angefangen und ist plötzlich zu irgendeiner anderen Position gelaufen. Erklärung am Beispiel der Linie 5: Richtung Praterstern war die richtige Brosebandposition "02", die beiden Ziffern wurden nacheinander übertragen. Erkannte nun das Gerät beispielsweise den 2er nicht und nahm nur den Nuller an, hüpfte der Sollwert von "02" auf "20" (die neuen Ziffern wurden stets hinten angehängt und die alte Zehnerziffer verworfen) und schon begann das Band seine Reise in die Weiten der Rudolfsheimer Linien.

Kam das öfter vor (weil das Band ausgeleiert war), musste der Fahrer das Bediengerät in den Handbetrieb schalten und den Positionswechsel durch manuelle Eingabe des Sollwerts auf der Zifferntastatur vornehmen, was – wir erinnern uns alle – oft vergessen wurde.
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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #13 am: 02. September 2013, 23:09:51 »
Zur Datierung des Bandes kann ich nur angeben, dass die U6 zur Friedensbrücke offensichtlich schon eingestellt war und die Sitzplätze-Überlassen-Ansage anscheinend noch nicht die spätere Version war.
Als die Sitzplätze-Überlassen-Ansage geändert wurde, gab es schon jahrelang keine Tonbänder mehr in den Fahrzeugen.

Die U6 zur Friedensbrücke existierte bis 1991, der 31/5 bis 1996. Die Umstellung auf digitale Sprachspeicher fand erst ab der zweiten Hälfte der 90er-Jahre statt, an die leiernden Tonbänder in der Straßenbahn (und noch häufiger in den LU 200) erinnere ich mich sehr gut um 1993-1995. Meist haben bei solchen leiernden Bändern die Steuersignale für die Entwerter nicht mehr richtig funktioniert, weshalb der Fahrer das Kurzstreckenbediengerät auf Handbetrieb umstellen und die entsprechende Kurzstrecke manuell mittels Bedienrad wählen musste. In seltenen Extremfällen - wenn gar nichts mehr wollte - haben manche Fahrer die Stationen selber über das grüne Nuschelmikrophon durchgesagt.

W_E_St

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Re: Schneller Tonbandvorlauf
« Antwort #14 am: 02. September 2013, 23:22:14 »
Klarstellung zur Sitzplätze-Ansage: dass die Version mit "notwendicher brauchen" erst lange nach der Digitalisierung gekommen ist, ist mir klar. Auf diesem Band ist aber meiner Meinung nach eine noch frühere Version drauf. Die letzte "alte" lautete meiner Erinnerung nach "Wir bitten, älteren oder behinderten Fahrgästen sowie Personen mit Kleinkindern die Sitzplätze zu überlassen."
Auf dem Band ist aber "Es wird ersucht, älteren oder behinderten Personen sowie Personen mit Kleinkindern die Sitzplätze zu überlassen."

Wenn jemand Interesse hat, kann ich die Ansagen bei Gelegenheit in eine MP3-Datei verwandeln. Die derzeitige WAV-Datei hat ca. 100 MB. Ältere Aufnahmen wären zwar noch deutlich spannender, aber auch bei diesen ist enorm viel historisch - die Linie, Kaida, einige Haltestellennamen und Umsteigemöglichkeiten (Gerasdorfer Straße, Schlingermarkt, 32er, N, J,...).

Faszinierend wäre es ja, noch mehr solche Bänder in die Finger zu kriegen!
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