Autor Thema: 100er Stromabnehmer  (Gelesen 8165 mal)

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HLS

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Re: 100er Stromabnehmer
« Antwort #15 am: 09. März 2019, 23:45:19 »
Es ist auch relativ einfach möglich mit beiden Stromabnehmern zu fahren.
Hab ich selbst schon einmal erlebt als auf der Überlandstrecke die Oberleitung stark vereist war.
Gibt es da nicht einen gewaltigen Kurzschluss, wenn die beiden Stromabnehmer zwischen sich gerade einen Oberleitungstrenner haben, der 2 verschiedene Speiseabschnitte trennt?
Einen Kurzschluss (Plus und Minus verbunden) kann es nicht geben, aber andere Effekte. dazu kann ich nichts sagen.
Ich weiß es jetzt nur bei der großen Eisenbahn.
Bei einer Doppel- oder gar Dreifachtraktion, dürfen pro Fahrzeug ein Stromabnehmer gehoben sein, ohne das es zum Kurzschluß kommt und es genügt einfach stromlos(Hauptschalter aus) drüber zu rollen. Muß aber an einem Fahrzeug, z.B. wegen Eisbildung an der Oberleitung, beide Stromabnehmer gehoben werden, muß bei einer Trennstelle ein Stromabnehmer gesenkt werden, bevor der Hauptschalter ausgeschaltet wird um eben überbrücken des Streckentrenners zu verhindern. Die Folgen wäre eine Lastabschaltung in dem/den Unterwerk(en). Der Lokführer, dem das passiert, wird mittlerweile zur Kasse gebeten, so mit 100-500€(je nach Lastschalter, da diese nur eine begrenzte Anzahl an Zwangsabschaltungen schaffen und sowas um die 10000-15000€ kosten). Das EVU, dem das passiert, wird zur Kasse gebeten und das wiederum leitet zumindestens einen Teil der Kosten an den Lokführer weiter.
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

Katana

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Re: 100er Stromabnehmer
« Antwort #16 am: 13. März 2019, 23:48:35 »
Es ist auch relativ einfach möglich mit beiden Stromabnehmern zu fahren.
Hab ich selbst schon einmal erlebt als auf der Überlandstrecke die Oberleitung stark vereist war.
Gibt es da nicht einen gewaltigen Kurzschluss, wenn die beiden Stromabnehmer zwischen sich gerade einen Oberleitungstrenner haben, der 2 verschiedene Speiseabschnitte trennt?
Einen Kurzschluss (Plus und Minus verbunden) kann es nicht geben, aber andere Effekte. dazu kann ich nichts sagen.

Wenn die vordere und die hintere Fahrleitung unterschiedliche Spannungen haben, weil sie z. B. unterschiedliche Lasten zu versorgen haben, fließt ein Ausgleichsstrom über die beiden Stromabnehmer. Das kann ziemlich viel sein, aber weit weniger als bei einem Kurzschluss. Bei der Eisenbahn ist die Situation wegen des Wechselstroms vermutlich komplizierter.

WIENTAL DONAUKANAL

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Re: 100er Stromabnehmer
« Antwort #17 am: 14. März 2019, 03:05:01 »
Es ist auch relativ einfach möglich mit beiden Stromabnehmern zu fahren.
Hab ich selbst schon einmal erlebt als auf der Überlandstrecke die Oberleitung stark vereist war.
Gibt es da nicht einen gewaltigen Kurzschluss, wenn die beiden Stromabnehmer zwischen sich gerade einen Oberleitungstrenner haben, der 2 verschiedene Speiseabschnitte trennt?
Einen Kurzschluss (Plus und Minus verbunden) kann es nicht geben, aber andere Effekte. dazu kann ich nichts sagen.

Wenn die vordere und die hintere Fahrleitung unterschiedliche Spannungen haben, weil sie z. B. unterschiedliche Lasten zu versorgen haben, fließt ein Ausgleichsstrom über die beiden Stromabnehmer. Das kann ziemlich viel sein, aber weit weniger als bei einem Kurzschluss. Bei der Eisenbahn ist die Situation wegen des Wechselstroms vermutlich komplizierter.

Ja um einiges komplizierter, beide Netze müssen synchron sein in Frequenz, Phasenlage und mit Toleranzen der Spannung. Treffen von Netz 1 in Oberwelle - also + und Netz 2 in Unterwelle - also - aufeinander, kommt es zum >elektrischen Kurzschluss<.
Die einfachste Methode  der Synchronisation zweier Speisebereiche erfolgt mit der Hell/Dunkelschaltung, die ich selbst anlässlich meiner Ausbildung bei Brown Boveri im Prüffeld mit zwei Generatoren durchführen durfte. Dabei werden zwei Lampen über die Netze geschalten die bei gleicher Phasenlage aufleuchten oder ausgehen. Im hellsten Moment muss man den Verbindungs-Leistungsschalter einlegen und somit die Netze verbinden, die Angleichung regelt man über die Drehzahl eines Generators.
Unser vortragender Dipl. Ing. hat mit Absicht beide Generatoren asynchron Zusammengeschaltet unter der Mitteilung, dass er das zur Schonung der Generatoren pro Jahrgang nur einmal macht.
Die Folge war ein böses Aufjaulen der Maschinensätze während sie mit der Drehzahl rasant >in den Keller< gingen und die Ampermeter verrückt spielten.
Ausführlicheres im Link und den Schaltbildern.
https://de.wikipedia.org/wiki/Synchronoskop

haidi

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Re: 100er Stromabnehmer
« Antwort #18 am: 14. März 2019, 08:34:21 »
Der Bruder meiner Lebensgefährtin hat ein Wasserkraftwerk in Niederösterreich und hat mir einmal vom Anlaufen des Kraftwerkes und der Phasenlage erzählt.
Aber der in das Straßenbahnnetz eingespeiste Strom sollte doch in ganz Wien in der gleichen Phasenlage laufen, weil sie ja aus einem zusammengeschalteten Netz gespeist werden. Eigentlich sollte doch das gesamte europäische Netz in der gleichen Phasenlage laufen. Da gab es vor wenigen Jahren das Problem, dass wegen sehr hoher Auslastung des Stromnetzes die Frequenz über eine längere Zeit auf  unter 50 Hz fiel und das dann durch eine höhere Frequenz ausgeglichen wurde, damit - einfach gesagt - die elektrischen Uhren wieder nachgestellt wurden.
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

coolharry

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Re: 100er Stromabnehmer
« Antwort #19 am: 14. März 2019, 09:02:45 »
Der Bruder meiner Lebensgefährtin hat ein Wasserkraftwerk in Niederösterreich und hat mir einmal vom Anlaufen des Kraftwerkes und der Phasenlage erzählt.
Aber der in das Straßenbahnnetz eingespeiste Strom sollte doch in ganz Wien in der gleichen Phasenlage laufen, weil sie ja aus einem zusammengeschalteten Netz gespeist werden. Eigentlich sollte doch das gesamte europäische Netz in der gleichen Phasenlage laufen. Da gab es vor wenigen Jahren das Problem, dass wegen sehr hoher Auslastung des Stromnetzes die Frequenz über eine längere Zeit auf  unter 50 Hz fiel und das dann durch eine höhere Frequenz ausgeglichen wurde, damit - einfach gesagt - die elektrischen Uhren wieder nachgestellt wurden.

Mein Bruder ist bei den Wiener Netze und erzählt mir gern über die Probleme der Phasenlage bei Fotovoltaikanlagen. Da diese über Wechelrichter laufen und hier ziemlich "mieser" Strom raus kommt. Mies heißt relativ hohe Verluste durch die Wechelrichtung und dann ist das nur ein künstlicher Wecheltakt. Dies soll auch der Grund für dieses Taktproblem vor ein paar Jahren gewesen sein, weil sehr viel Solarstrom kam der aber nicht gut eingestellt war. Zumindest nach dem was ich verstanden hab. Aber ich kenn mich persönlich da nicht so gut aus.
Weil ein menschlicher Hühnerstall nicht der Weisheit letzter Schluß sein kann.

Linie 360

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Re: 100er Stromabnehmer
« Antwort #20 am: 14. März 2019, 09:08:23 »
Der Bruder meiner Lebensgefährtin hat ein Wasserkraftwerk in Niederösterreich und hat mir einmal vom Anlaufen des Kraftwerkes und der Phasenlage erzählt.
Aber der in das Straßenbahnnetz eingespeiste Strom sollte doch in ganz Wien in der gleichen Phasenlage laufen, weil sie ja aus einem zusammengeschalteten Netz gespeist werden. Eigentlich sollte doch das gesamte europäische Netz in der gleichen Phasenlage laufen. Da gab es vor wenigen Jahren das Problem, dass wegen sehr hoher Auslastung des Stromnetzes die Frequenz über eine längere Zeit auf  unter 50 Hz fiel und das dann durch eine höhere Frequenz ausgeglichen wurde, damit - einfach gesagt - die elektrischen Uhren wieder nachgestellt wurden.
In Europa gibt es mehrere Netze. Österreich ist beim sehr stabilen UCTE Verbundnetz dabei. Der von dir erwähnte Vorfall war von Jänner bis März 2018, weil in Serbien und im Kosovo zu wenig Energie eingespeist wurde

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Re: 100er Stromabnehmer
« Antwort #21 am: 14. März 2019, 16:00:18 »
Aber der in das Straßenbahnnetz eingespeiste Strom sollte doch in ganz Wien in der gleichen Phasenlage laufen, weil sie ja aus einem zusammengeschalteten Netz gespeist werden.
Da der Strom für das Straßenbahnnetz Gleichstrom ist, gibt es keine Phasenlage (eventuell aber irgendwelche Oberwellen durch die Gleichrichtung, die dann natürlich theoretisch auch unterschiedliche Phasenlagen haben können, wenn die Netze aus denen sie gespeist werden, nicht synchronisiert sind). ;)
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WIENTAL DONAUKANAL

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Re: 100er Stromabnehmer
« Antwort #22 am: 14. März 2019, 19:42:44 »
Aber der in das Straßenbahnnetz eingespeiste Strom sollte doch in ganz Wien in der gleichen Phasenlage laufen, weil sie ja aus einem zusammengeschalteten Netz gespeist werden.
Da der Strom für das Straßenbahnnetz Gleichstrom ist, gibt es keine Phasenlage (eventuell aber irgendwelche Oberwellen durch die Gleichrichtung, die dann natürlich theoretisch auch unterschiedliche Phasenlagen haben können, wenn die Netze aus denen sie gespeist werden, nicht synchronisiert sind). ;)

Ja da bist du auf der richtigen Spur. Linearen Gleichstrom gewinnt man auf galvanischen Weg aus Batterien oder Akkus. Mit Halbleitern gerichteter oder aus Generatoren gewonnener Gleichstrom pulst.
Halbleiter leiten nur in einer Richtung und sperren in der Gegenrichtung, es entsteht oberwelliger Gleichstrom. Halbleiter in Grätzschaltung klappen die gesperrte Unterwelle nach oben in die freien 0-Strecken, es Entsteht oberwelliger Gleichstrom den man mittels Kondensatoren oder Drosselspulen noch weiter glätten kann. Ist dieser z.B. für empfindliche Elektronik nicht brauchbar, besteht die Möglichkeit der Pufferung über einen Akkusatz. Welliger Gleichstrom ladet in die Akkus und wird daraus linear entnommen. Diese Aufbereitung befindet sich meist am Fahrzeug.



https://www.elektronik-kompendium.de/sites/slt/0201071.htm

Katana

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Re: 100er Stromabnehmer
« Antwort #23 am: 15. März 2019, 20:15:17 »
Die Ausführungen von WD möchte ich dahingehend ergänzen, dass die wellige Spannung im Fall der Drehstromwechselrichter auf den Straßenbahnen durch Kondensatoren geglättet wird. Und dass die Unterwerke keine einphasigen Gleichrichter haben, sondern dreiphasige. D. h., wie Welligkeit der Ausgangsspannung hat 300 Hz.

Was bei der Eisenbahn schlagend werden dürfte ist der Umstand, dass selbst dann, wenn zwei Unterwerke mit exakt der gleichen Spannung gespeist werden, unter Last die Phasenlage der Spannungen am Stromabnehmer sich verschiebt. Schuld daran sind die Ströme in Verbindung mit den Trafo- und Leitungsinduktivitäten. D.h. dass sich unterschiedliche Trafobelastungen nicht nur in der Höhe der Ausgangsspannung auswirken sondern auch darin, dass sich der Zeitpunkt der Amplitude, also des Spannungsmaximums, verschiebt.

Aber jetzt sind wir schon etwas weg vom Thema.