Dass genug Fahrgäste ihre Fahrt in Wien beenden glaube ich sofort, jedoch richten sich die Wege eben auch am Angebot. Wenn ich von Gänserndorf eine knappe Stunde nach Meidling brauche, werde ich diesen Weg nicht sehr häufig zurücklegen wollen. Bei 40 Minuten Fahrzeit entscheidet sich der eine oder andere potentielle Fahrgast eventuell anders.
REX1 aktuell: 49 min. Selbst wenn die 40 min stimmen, sind das 9 min Einsparung und wofür? Was gibt es in Meidling für einen Gänserndorfer, das es nicht in Floridsdorf oder am Handelskai gibt? Beides in <30 min mit dem REX1 oder in ~30 min mit der S1 erreichbar.
Familie, Freunde, Bildungsstätte, Arbeitsplatz, Freizeiteinrichtung, Lokalbahn.
Und hier ist nicht nur von Meidling die Rede, sondern von allen Bezirken im Süden und Osten Wiens, die dadurch schneller erreicht würden, und wenn es nur 10 Minuten sind. Simmering und die zügig wachsende Donaustadt sind Vorzeigebeispiele, bei denen sogar deutlich mehr als das herausgeholt werden könnte.
Und bevor der Einwand kommt: Ich verkenne nicht die Bedeutung von Tangentialverbindungen. Die sind extrem wichtig, müssen aber mE separat angeboten werden (umsteigefrei von den nördlichen Zulaufstrecken ins Zentrum, wo das Gros der Nachfrage liegt; gute Umsteigeverbindungen "außen rum"). Mit ist bewusst, dass die Anbindung von Norden kommend zu den östlichen Teilen der Donaustadt und nach Simmering suboptimal ist. Ob eine Wiedereinführung einer S-Bahn Floridsdorf - Leopoldau - Stadlau - Simmering da der richtige Weg ist, lasse ich einmal offen (knappe Trassenkapazität und hohe Gefäßgröße), es wäre aber sicher der richtigere Weg, als "außen rum"-S-Bahnen oder REX. Aus dem selben Grund ist man zu recht davon abgekommen, die "Purkersdorfer Verstärker" zur S80 durchzubinden - wenngleich die Anschlüsse in Hütteldorf leider bescheiden sind.
Es geht mir bitte nicht darum, mit Gewalt Tangentialverbindungen herstellen zu wollen nur um sie zu haben, sondern um die Entflechtung von Verkehrsströmen, Schaffung neuer Direktverbindungen oder Freimachung von Trassen für die Stammstrecke. Nur weil es heute keinen "Außen rum"-REX gibt, heißt es nicht, dass er morgen nichts als heiße Luft transportieren würde.
Gibt es erst einmal die 24 Stammstreckentrassen, sind 15-Minuten-Intervalle auf S1, S2, S3/4, S7, S80 kein Problem mehr. Und dann stellt sich eben die berechtigte Frage, ob es von Gänserndorf oder Wolkersdorf wirklich 6-8 Zugverbindungen pro Stunde braucht, die alle stur nach Floridsdorf fahren, oder nicht doch der eine oder andere Zug die Abkürzung über Stadlau nehmen darf. Nämlich für genau jene Fahrgäste, die sich dadurch doch nennenswerte Reisezeit einsparen.
Edit: Noch ein Nachsatz. Ich selbst benütze gelegentlich die Nordbahn, wenn ich Bekannte im Raum Gänserndorf besuche. Dabei nehme ich stets die U1 bis Leopoldau und steige erst dort in die ÖBB um (Rückfahrt vice versa). Gesamtfahrzeit ca. 55 Minuten; schneller geht es nicht, weil der Umsteigeweg am Hbf und Praterstern empfindlich länger ist und der am Hbf knapp versäumte Zug bis LPD ohnehin eingeholt wird. Ein schneller Ostbahn-REX würde mir pro Richtung knapp 15 Minuten Zeitersparnis bringen, wenn der Weg 11-REX über Simmering S U zur Verfügung stünde.