Autor Thema: Translohr in Graz  (Gelesen 4155 mal)

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Translohr in Graz
« am: 07. November 2019, 09:23:39 »
Was ich bisher nicht wusste: Es gab ernsthafte Überlegungen, in Graz eine Translohr-Busbahn zu bauen! Es gab Exkursionen der Verantwortlichen nach Frankreich und einen Schlussbericht. Die Idee scheiterte schlussendlich unter Anderem daran, dass Lohr keine Kreuzungen mit Straßenbahnschienen zustande brachte.
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Klingelfee

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Re: Translohr in Graz
« Antwort #1 am: 07. November 2019, 09:50:43 »
Was ich bisher nicht wusste: Es gab ernsthafte Überlegungen, in Graz eine Translohr-Busbahn zu bauen! Es gab Exkursionen der Verantwortlichen nach Frankreich und einen Schlussbericht. Die Idee scheiterte schlussendlich unter Anderem daran, dass Lohr keine Kreuzungen mit Straßenbahnschienen zustande brachte.

Unabhängig wie man zu diesem Projekt steht. Aber das ist überhaupt in der heutigen Zeit etwas, was ich nicht glauben kann. Schließlich gibt es auch Weichen beim Translohr.
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schaffnerlos

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Re: Translohr in Graz
« Antwort #2 am: 07. November 2019, 09:57:14 »
Aber das ist überhaupt in der heutigen Zeit etwas, was ich nicht glauben kann. Schließlich gibt es auch Weichen beim Translohr.

Das sind aber Schleppweichen. Ich selbst kann mir auch nicht vorstellen, wie ein Translohr ein Gleis kreuzen soll. Außer er ist zusätzlich lenkbar und die Spurführung ist im Kreuzungsbereich aufgehoben. Das würde das Ding aber noch fehleranfälliger machen als es eh schon ist.

tramway.at

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Re: Translohr in Graz
« Antwort #3 am: 07. November 2019, 10:07:30 »
Unabhängig wie man zu diesem Projekt steht. Aber das ist überhaupt in der heutigen Zeit etwas, was ich nicht glauben kann. Schließlich gibt es auch Weichen beim Translohr.

Weichen und Kreuzungen beim Translohr müssen aktiv für den Fahrweg gestellt werden. Eine Kreuzung der verschiedenen Schienenprofile (die Translohr-Schine hat ganz andere Dimensionen) hat Lohr nicht zusammengebracht - trotz viel Mühe. Es wäre die Eintrittskarte in Städte gewesen, die schon klassische Tram haben. Dieser Misserfolg trug wohl auch zum Scheitern des Systems bei.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Translohr in Graz
« Antwort #4 am: 07. November 2019, 10:21:02 »
Unabhängig wie man zu diesem Projekt steht. Aber das ist überhaupt in der heutigen Zeit etwas, was ich nicht glauben kann. Schließlich gibt es auch Weichen beim Translohr.

Weichen und Kreuzungen beim Translohr müssen aktiv für den Fahrweg gestellt werden. Eine Kreuzung der verschiedenen Schienenprofile (die Translohr-Schine hat ganz andere Dimensionen) hat Lohr nicht zusammengebracht - trotz viel Mühe. Es wäre die Eintrittskarte in Städte gewesen, die schon klassische Tram haben. Dieser Misserfolg trug wohl auch zum Scheitern des Systems bei.

Das der Fahrweg aktiv geschalten werden muss ist mir klar. Aber im Prinzip müssten doch genau so wie auf Bild 1 Kreuzungen mit Straßenbahnschienen gebaut werden. Ist halt nur die Frage, ob sie bei komplexen Gleiskreuzungen wie zum Beispiel Quellenplatz den Platz finden.

Oder aber der Achsdruck ist für diese Konstruktion zu stark. Denn zum Gegensatz von Straßenbahnschienen brauchen die Lohr-Schienen nur die Führung übernehmen, jedoch nicht das Gewicht des Fahrzeuges.  Ich bin kein Techniker. Aber das sind für mich die beiden Herausforderungen, aber sicherlich keine unlösbare Probleme.
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KSW

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Re: Translohr in Graz
« Antwort #5 am: 07. November 2019, 10:26:26 »
Es wurde (und wird nach wie vor) in Graz sehr viel unternommen, um nur ja nicht endlich den dringenden Ausbau im Straßenbahnnetz angehen zu müssen. Immer wieder, wenn ein Ausbau-Projekt ernsthaft angedacht war, mussten schnell noch andere "innovativere" Ideen zuvor getestet werden, Machbarkeitsstudien dazu erstellt werden etc. - alleine so hat man in den letzten 15 Jahren wohl mehr Geld verbraten, als die Verlängerung, Klimatisierung und Modernisierung der gesamten Cityrunner-Flotte gekostet hätte (dieses sinnvolle Projekt wurde ja aufgrund der Kosten abgesagt).
Ich nenne da neben Translohr nur Seilbahn, Schiffahrt, Mini-Metro, Voll-U-Bahn, O-Bus, Elektro-Bus, Buszüge & Doppelgelenkbus, div. People-Mover etc.

Von all den Projekten ist aber der Translohr definitv das unverständlichste Projekt, da eben im Bau der Infrastruktur ebenso aufwändig, im Betrieb wartungsintensiver als die Straßenbahn (Weichen, Fahrbahnen), nicht kompatibel mit bestehendem System, miserabler Fahrkomfort und wenig Flexibilität.

Der einzige echte Vorteil des Translohr, nämlich die größere Haftreibung, wäre hier ja nicht zum Tragen gekommen. Das wäre aber mMn schon durchaus ein System für Städte wie Genua oder Triest, wo es mitunter stärkere Steigungen zu bewältigen gibt.

Alles andere ließe sich ja auch mit einer konventionellen Straßenbahn realisieren, also z.B. der geringe Platzbedarf durch die geringere Breite und Spurführung, die Zweirichtungs-Fähigkeit, die engen Kurvenradien von 12m - letzteres wird halt kaum nachgefragt und darum auch nicht angeboten, aber möglich wäre es....

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Re: Translohr in Graz
« Antwort #6 am: 07. November 2019, 10:51:15 »
Das erinnert mich an Alwegbahn-Euphorie von Felix Slavik.
Ceterum censeo autocineta omnibus delenda esse!

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Re: Translohr in Graz
« Antwort #7 am: 07. November 2019, 11:04:11 »
Das der Fahrweg aktiv geschalten werden muss ist mir klar. Aber im Prinzip müssten doch genau so wie auf Bild 1 Kreuzungen mit Straßenbahnschienen gebaut werden. Ist halt nur die Frage, ob sie bei komplexen Gleiskreuzungen wie zum Beispiel Quellenplatz den Platz finden.
Oder aber der Achsdruck ist für diese Konstruktion zu stark. Denn zum Gegensatz von Straßenbahnschienen brauchen die Lohr-Schienen nur die Führung übernehmen, jedoch nicht das Gewicht des Fahrzeuges.  Ich bin kein Techniker. Aber das sind für mich die beiden Herausforderungen, aber sicherlich keine unlösbare Probleme.

Es ging um die komplexe Einbindung am Jakominiplatz, und um spitzwinkelige Kreuzungen (ich denke auch, dass 90°-Kreuzungen machbar sein müssten). Aber Lohr ist daran gescheitert. Die Untersuchung erfolgte 2001, damals gabs erst eine Teststrecke im Großraum Paris, noch keinen Echtbetrieb. damals sprach Lohr auch noch von der Möglichkeit der Tramwaykreuzungen, das mussten sie dann aber zurücknehmen.

So sah eine Translohr-Weiche während des Umstellvorganges aus (inzwischen ist es etwas diskreter) - so was, verbunden mit zwei Tramwaygleisen, ist mE im allgemein benützten Straßenraum nicht zumutbar. Da hast dauernd Fußgänger, die es aufhaut oder einspurige FZ, die dort zerschellen. Die Radler in Padua haben sich aufgeregt, dass die Mittelschiene eine Gefahr ist (man kann sogar einFahrrad so reinstecken, dass es mit 45° Neigung stehenbleibt, leider find ich das Foto grad nicht)
Harald A. Jahn, www.tramway.at

Ferry

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Re: Translohr in Graz
« Antwort #8 am: 07. November 2019, 11:07:28 »
Oder aber der Achsdruck ist für diese Konstruktion zu stark. Denn zum Gegensatz von Straßenbahnschienen brauchen die Lohr-Schienen nur die Führung übernehmen, jedoch nicht das Gewicht des Fahrzeuges.  Ich bin kein Techniker. Aber das sind für mich die beiden Herausforderungen, aber sicherlich keine unlösbare Probleme.

Glaube ich auch nicht. Aber es gibt ja auch Menschen, die eine Kreuzung von O-Bus und Straßenbahn für technisch unmöglich halten...  :)
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KSW

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Re: Translohr in Graz
« Antwort #9 am: 07. November 2019, 13:28:50 »
Die Radler in Padua haben sich aufgeregt, dass die Mittelschiene eine Gefahr ist (man kann sogar einFahrrad so reinstecken, dass es mit 45° Neigung stehenbleibt, leider find ich das Foto grad nicht)
https://www.youtube.com/watch?v=uIvKkrBfl_0

Klingelfee

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Re: Translohr in Graz
« Antwort #10 am: 07. November 2019, 14:05:09 »

So sah eine Translohr-Weiche während des Umstellvorganges aus (inzwischen ist es etwas diskreter) - so was, verbunden mit zwei Tramwaygleisen, ist mE im allgemein benützten Straßenraum nicht zumutbar. Da hast dauernd Fußgänger, die es aufhaut oder einspurige FZ, die dort zerschellen. Die Radler in Padua haben sich aufgeregt, dass die Mittelschiene eine Gefahr ist (man kann sogar einFahrrad so reinstecken, dass es mit 45° Neigung stehenbleibt, leider find ich das Foto grad nicht)

Und wenn ich mir die Weiche in Video anschaue, dann sollte es diesbezüglich kein Problem geben.
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Re: Translohr in Graz
« Antwort #11 am: 07. November 2019, 14:11:02 »
Und wenn ich mir die Weiche in Video anschaue, dann sollte es diesbezüglich kein Problem geben.

Ja, inzwischen ist es besser, aber in Triest Mestre gibts zB eine Situation, da verwendet man die ursprünglich vorgesehen Endstation (rot gezeichnet, sie hätte gute Umsteigrelationen) nicht, weil man 7 (!) Klapperatismen umschalten muss, um sie zu erreichen - jetzt dreht man ungünstiger ein Stück vorher am grauen Bstg um. Im Mai 2019 hab ich zum ersten Mal einen Zug in dieser besseren Endstelle gesehen. Und sowas in den Jakominiplatz zu integrieren - viel Spaß.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

T1

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Re: Translohr in Graz
« Antwort #12 am: 07. November 2019, 15:21:11 »
Venedig, nicht Triest.

An dem Platz in Mestre hat man auch massig Weichen ausgebaut. Technisch irgendwie lösbar wäre eine Straßenbahn-Kreuzung wohl schon irgendwie, aber von praktikabel, wie Harald richtig sagt, ganz weit entfernt.