Es gibt für die meisten Dinge 2 Lösungsansätze:
Der Punkt 1 sollte wohl die Frage sein, ob ein Ding überhaupt Sinn hat und ob es mit den vorhandenen (finanziellen) Mitteln zu realisieren ist!
Richtig. Und die wichtigsten Fragen zum Sinn sind m.E. auch nicht Aufwand und Nutzen, sondern das Verhältnis zwischen beiden.
Und hinsichtlich des Sinns stellen sich so viele Fragen:
- Sollte man überhaupt ein Einkaufszentrum auf der grünen Wiese auch noch fördern, indem man eine U-Bahn dahinbaut? Wäre die nachhaltigste und beste Lösung nicht eigentlich Rückbau und Renaturierung - und endlich mal eine funktionierende Raumordnung auch in Niederösterreich, bei der nicht jeder Lokalfürst nach Gutdünken die Landschaft verschandeln darf? (Dazu hat der Falter übrigens neulich einen interessanten Artikel zu einer Gemeinde im Wienerwald veröffentlicht, in der der Bürgermeister an der Autobahnauffahrt einen Gewerbepark genehmigt hat - auf Flächen, die ihm selbst [privat] gehören und die dadurch erheblich an Wert gewonnen haben. Nun sterben nicht nur im eigenen Ort, sondern auch in den Nachbargemeinden die zentral gelegenen Geschäfte und Dienstleistungen weg und die Abhängigkeit vom Auto steigt.)
- Wer soll diese U-Bahn nutzen, um auch nur ansatzweise die Bau- und Betriebskosten zu rechtfertigen? Ja, ein paar Einkaufende - deren Kaufkraft dann in Wien und anderswo (in zentraleren, besser durch den Umweltverbund bereits heute gut erschlossenen Lagen) fehlt. Aber ansonsten? Wolkersdorfer? Die S-Bahn braucht heute 22 min von Floridsdorf nach Wolkersdorf, Regionalzüge 17 min. Das wird die U-Bahn kaum übertreffen - in einer Viertelstunde ist sie allenfalls am G3. Die zahlreichen Arbeitskräfte an der B7? Wieviele von denen kommen aus Wien oder dem potentiellen Einzugsgebiet der U-Bahn? Und die, die dann noch übrig bleiben, füllen die U-Bahn zwischen 7 und 8 und am Nachmittag nochmal einigermaßen.
- Wenn offensichtlich der MIV-Anteil zwischen Wien und dem Weinviertel zu hoch ist (einer Diagnose, der ich zustimmen würde) - wie wäre es mal mit naheliegenderen Maßnahmen? Zweigleisiger Ausbau der Laaer Ostbahn (ggf. im Nordabschnitt zunächst durch weitere Kreuzungsbahnhöfe), tägliche Erreichbarkeit aller Gemeinden mindestens im Stundentakt, eine Abfederung des Preissprungs an der Kernzonengrenze (ganz ehrlich: wenn eine einzige Station, die man über die Kernzonengrenze hinausfährt, den Jahreskartenpreis verdoppelt, hilft auch eine tolle U-Bahn nichts).
Gerade zu meinem letzten Punkt: offensichtlich geht es darum, mit den regelmäßig vor Wahlen auftauchenden U-Bahn-nach-NÖ-Luftschlössern darum, die wahren Probleme nicht angehen zu müssen, aber dennoch Interesse an verkehrspolitischen Fragen (und deren nachhaltiger Lösung) zu simulieren. Und einige fallen immer wieder drauf herein.
Dir ist schon klar, dass es Zugpersonal gibt, das entlang der Linienäste Dienstbeginn hat? Wie soll Personal aus Gänserndorf nach Hause kommen, wenn sich der Dienstschluss quasizufällig in Gmund ergibt? Ich sehe bei deinem Systemvorschlag keinen Vorteil, dafür aber erhebliche Planungsunsicherheit.
Der nächste Problemfinder. Wer redet von Gmünd? Welches Personal der Wiener Linien hat Dienstantritt in Gänserndorf? Und überhaupt: Das Personal hat, wenn so wie vorgeschlagen (Umstieg in der HVZ, in der Nebenverkehrszeit kann man ja auch ruhig "normal" fahren), ihre Einsätze weiterhin dort, nur die Fahrzeugdurchbindungen selbst ändern sich.
Übrigens gibt es U-Bahn-Netze, bei welchen unterschiedliche, verästelte Durchbindungen über drei Verkehrsgesellschaften hinweg und Personalwechsel an den Übergabestellen ohne Probleme funktionieren. Aber klar, bei uns würde man vor unlösbaren Problemen stehen
Es ging doch wohl nicht um den Normalbetrieb, sondern um Betriebsstörungen, bei denen die Disponierung der Fahrzeuge sehr viel komplexer würde, wenn es verschiedene Außenäste gibt, und man darauf achten müsste, dass zum Dienstende jeder Fahrer dort ist, wo sein Dienstende vorgesehen ist. (Gerade, wenn er sein Auto dann schon entsprechend am Ort des geplanten Dienstendes abgestellt hat - was bei Endstation am A**** der Welt noch viel häufiger vorkommen dürfte als in Floridsdorf.)
Gmünd und Gänserndorf waren offensichtliche Übertreibungen, ändern aber nichts am Gesamtproblem.