Ja, der langjährige Geschäftsführer (seit 1992) hat Ende 2016 aufgehört. Seitdem werden langjährige Strukturen und auch Dogmen auf den Kopf gestellt.
Die Münchner Tram präsentierte sich Anfang der 1990er Jahre nach Jahrzehnte lang fehlenden Investitionen und der geplanten Gesamtaufgabe des Systems völlig veraltet. Besonders innerhalb der Verkehrsbetriebe musste sich der neue Geschäftsführer erstmal durchsetzen und viele alte Zöpfe (und Köpfe) abschneiden. Er war dabei keinesfalls Wunschkandidat der Politik und den Verkehrsbetrieben, sondern in den Augen der Tramgegner fast schon als „dogmatischer Straßenbahnfan“ verschrien.
Der Wandel zum beschleunigten Verkehrsmittel und den besonders bei Neubaustrecken durchgesetzten stadtgestalterischen Maßnahmen ist ihm zu verdanken. Die jahrelang als Auslaufbetrieb verstandene Trambahn musste natürlich auch zu neuer Wirtschaftlichkeit gebracht werden, das war einerseits der einzig richtige Weg, andererseits wurden dabei auch schwere Fehler gemacht. Aus heutiger Perspektive wurde einfach zu sehr am Bestand (mit einigen wenigen Neubaustrecken) geplant und gedacht und nicht an der Weiterentwicklung zurück zum gesamtstädtischen Verkehrsmittel. Die Aufgabe des Betriebshofs 3 an der Westendstraße, die zu kleinen Fahrzeuge des Typs R2 und der Rückbau von Betriebsschleifen sind in den 90ern die größten Fehler gewesen.
In den 00er Jahren versuchte man dann zu stark (auf Seiten der Stadt, aber auch der MVG), einen zuschussfreien Betrieb aus Angst vor privaten Anbietern zu erreichen. Die Wartung wurde stark zurückgefahren, das Angebot nur im Rahmen des Nötigen erweitert und die Infrastruktur nicht auf längerfristige Ziele hin erweitert. Das führte zu dem langjährigen Wagenmangel, den zahllosen Kleinserien, der Fehlinvestition in die Doppeltraktionen, den monatelangen Netzsperrungen bei Bauarbeiten, dem Personalmangel besonders in der Werkstatt und auch den maroden Werkstattanlagen. Neue Ideen wurden geradezu dogmatisch abgelehnt, sofern sie nicht aus der Geschäftsführung stammten.
Erst seit 2016 wird nun wieder größer gedacht und größer geplant. Dabei gibt es natürlich auch bedenkliche Entwicklungen (z.B die von der derzeitigen Rathauskoalition gewünschte Fokussierung auf U-Bahn und Bus), aber dennoch denkt man auch wieder eine langfristige Ausbauperspektive. Neben Netzerweiterungen stehen da die Fahrzeuge, die Betriebshöfe und endlich auch mal ein barrierefreier Ausbau der Haltestellen im Vordergrund. Derzeit beschränkt es sich eben meistens noch aufs Planen und wirkt sich noch nicht im tatsächlichen Betrieb aus.
Und nächstes Jahr sind Wahlen, die sechs Jahre des völligen Stillstands in der Stadtpolitik dank schwarz-rot sind spätestens dann vorbei und die tramfreundlichen Grünen wieder im Boot.