Das gelbe hat sogar ein neues Dach... Hier die Rückseite, letzten Sommer.
Sehr schlau, ins Stiegenhaus des Gemeindebaus zu gehen! Werd ich morgen auch noch machen, ab Montag wird nach Aussage von Bauhacklern abgerissen. Das gelbe, Badgasse 29, dürfte vor ca. 20 Jahren saniert worden sein, es verfügte auch über neue Fenster. Das Dach ist schon halb entfernt, die Fenster ebenso.
Zu diesem Haus gibt es übrigens noch eine lustige Anekdote: Im Erdgeschoß war 200 Jahre lang ein Wirtshaus untergebracht. Erster Wirt war Johann Lochner, der das damals noch nach dem Hausnamen "Zur heiligen Anna" benannte Gasthaus am 25. 6. 1800 eröffnete. Der Wirt zeichnete sich vor allem durch seinen groben Schmäh aus, so wurde jeder Gast mit Sprüchen wie „Na, is denn nirgends a Bradl z ́haben als da bei mir?“ empfangen. Dies brachte ihm den Spitznamen "Narrendattel" ein, nach dem das Gasthaus in Folge auch benannt wurde und sich zu einer lokalen Berühmtheit entwickelte. Sogar von Ferdinand Raimund wurde das Lokal literarisch verarbeitet. Erst 2000 wurde das klitzekleine Lokal, das nur aus einem Raum bestand, schließlich aus feuerpolizeilichen Gründen geschlossen.
Zur Geschichte der "Narrendattel" existiert sogar ein Forschungsprojekt des Bezirksmuseum, die Publikation aus 1999 kann
hier abgerufen werden.
Daraus noch zwei Bilder: Badgasse 29 und 27 in den 1950er-Jahren sowie das Aussehen des Gasthauses 1990:
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Solche Geschichten gibt es im Lichtental übrigens zuhauf. Jedes Haus aus dem 18. Jahrhundert verfügte über einen Hausnamen und ein Hauszeichen (teilweise sehr humorvolle Hausnamen, wie "Zum goldenen Bierkrug"). Die Anzahl der Gaststätten war überdurchschnittlich hoch, im 19. Jahrhundert gab es in fast jedem zweiten Haus ein Gasthaus. Noch in den 1990er-Jahren gab es zehn Gastgewerbebetriebe im Lichtental, heute sind es nur mehr fünf.
Noch eine Korrektur zu Deinen veröffentlichten Sätzen:
Ein netter Kontrast dazu ist der Spaziergang durch das Thury-Viertel. Hier, zwischen Reznicekgasse, Badgasse und Marktgasse, haben sich Reste der vorgründerzeitlichen Bebauung erhalten, manche Hinterhöfe verbergen romantische Überraschungen. Am Block Badgasse/Fechtergasse/Wiesengasse steht ein 1952 fertiggestelltes Wohnhaus: Es ist das letzte Werk des Architekten Karl Ehn, einer der aktivsten Gemeindebauarchitekten in der Zwischenkriegszeit – der Karl Marx-Hof hat ihn berühmt gemacht.
Das Viertel zwischen Reznicek-, Bad- und Marktgasse ist nicht Thurygrund, sondern Lichtental. Der südliche Teil von Thurygrund (es handelt sich dabei ja um einen zweigeteilten Bezirksteil, dessen Teile nicht miteinander verbunden sind) beginnt ab der Fechtergasse südwärts, die Grenze durchschneidet den Thuryhof. Der Karl-Schönherr-Hof, den Du beschreibst, steht komplett auf Lichtentaler "Bezirksteilgebiet".
Falls von Interesse, kann ich gerne einmal eine Lichtental-Reportage mit so manchen G'schichtln und Bildern zusammenstellen, ich habe mich damit in den letzten Monaten recht intensiv beschäftigt.