Autor Thema: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien  (Gelesen 144538 mal)

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W_E_St

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #75 am: 06. Dezember 2013, 10:12:33 »
Vergangene Woche ist die Alt-Eigentümerin im 99. Lebensjahr gestorben. Ihre  Tochter steht kurz vor der Pension, was mit der Betriebsstätte danach passiert ist ungewiss.
Im schlimmsten Fall wird die Liegenschaft wohl veräußert und alles, was sich darauf befindet, ohne Rücksicht auf Verluste weggerissen. Zierleisten sind eben nicht mehr gefragt (und wenn doch, dann aus Kunststoff). :( Ein weiteres Problem: Selbst wenn alles voll funktionsfähig ist,* braucht man Leute, die sich noch damit auskennen und gegebenenfalls Instandhaltungsarbeiten übernehmen könnten.

*) Ich frage mich bei solchen, wahrscheinlich seit Jahrzehnten nicht mehr eingeschaltet gewesenen Dingen immer: Was passiert, wenn man den Schalter einschaltet:

  • Nichts. Durch Umbauten vergangener Jahrzehnte ist die Stromzufuhr längst an irgendeiner unbekannten Stelle unterbrochen worden.
  • Nichts. Strom ist da, aber der Motor will nach der langen Stillstandszeit einfach nicht mehr.
  • Motor hörbar, aber keine Bewegung. Im Inneren haben sich die Teile längst festgefressen und können sich nicht mehr bewegen.
  • Sicherung fliegt. Die Isolierung vergangener Jahrzehnte ist eben schon zerbröselt.
  • Motor dreht sich, aber sonst tut sich nichts. Die Riemen, Wellen etc. sind hinüber
  • Werkstücke werden ausgespuckt, als wäre die Maschine gestern zum letzten Mal in Betrieb gewesen.
Ziemlich gute Zusammenfassung.
Manche Schmierstoffe nähern sich bei längerem Stillstand der Konsistenz von Beton an. Zum Beispiel Plattenspieler die 10 Jahre oder mehr herumgestanden sind sind oft völlig festgefressen und funktionieren erst wieder, wenn man das ganze Fett mit Benzin entfernt.
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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #76 am: 06. Dezember 2013, 10:21:54 »
Oh, das ist aber eine gute Nachricht!
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Ferry

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #77 am: 10. Dezember 2013, 12:55:09 »
Viele Maschinen sind noch mit Transmissionsriemen ausgestattet und werden so angetrieben
Ist das nicht seit den Siebzigern verboten? In unserem Nachbarhaus gab es eine kleine Druckerei, wo die Maschinen teilweise über Transmissionsriemen angetrieben wurden. Ende der Siebziger musste die Druckerei dann zusperren, weil die Behörde diese Antriebsart untersagt hat und ein komplettes Einrichten mit Maschinen mit eigenen Motoren viel zu teuer für die kleine Druckerei gewesen wäre. Zumindest hat man mir das damals so erklärt.
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Ferry

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #78 am: 11. Dezember 2013, 12:02:40 »
...möglich das es verboten ist. Wobei diese Maschinen auch nur dann eingesetzt werden, wenn man diese braucht. Und da zahlt sich meines Wissen's nach eine komplette Umrüstung nicht aus. Der Betrieb ist seit mehr als 100 Jahren in familären Besitz.
Das mag ja sein, aber trotzdem finde ich es bemerkenswert, dass sich das bis heute gehalten hat. Und dass Maschinen nur eingesetzt werden, wenn sie gebraucht werden, davon gehe ich eigentlich aus.  ;)
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60er

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #79 am: 11. Dezember 2013, 12:20:50 »
Glaubt man Wikipedia, dürfte es nicht generell verboten sein. Wenn die Riemen entsprechend eingehaust sind, sodass ein Verfangen von Kleidungsstücken und Körperteilen der Mitarbeiter ausgeschlossen ist, ist der Betrieb heute noch zulässig.

W_E_St

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #80 am: 11. Dezember 2013, 13:11:34 »
Glaubt man Wikipedia, dürfte es nicht generell verboten sein. Wenn die Riemen entsprechend eingehaust sind, sodass ein Verfangen von Kleidungsstücken und Körperteilen der Mitarbeiter ausgeschlossen ist, ist der Betrieb heute noch zulässig.
Wenn das ein reiner Familienbetrieb bzw. Einmannbetrieb ohne Angestellte ist, ist das Arbeitsinspektorat vielleicht auch etwas weniger aktiv.
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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #81 am: 11. Dezember 2013, 16:10:13 »
Also ich hab sowas erst neulich in einer Kernölmühle in der Steiermark live und in Betrieb gesehen.
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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #82 am: 11. Dezember 2013, 17:22:15 »
Also ich hab sowas erst neulich in einer Kernölmühle in der Steiermark live und in Betrieb gesehen.
Steirerbluat ist ja bekanntlich auch kein Himbeersaft ;)
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #83 am: 03. Juli 2014, 09:22:30 »
Eine neue interessante Studie gibts zum download:

Dekorative Fassadenelemente in der Gründerzeit zwischen 1840 und 1918

http://www.wien.gv.at/stadtentwicklung/studien/pdf/b008347.pdf
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #84 am: 03. Juli 2014, 09:39:54 »
Sehr interessant! Leider sind die Grundrisse in der PDF-Version durch die Grafikkomprimierung unlesbar. :-\
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W_E_St

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #85 am: 03. Juli 2014, 13:24:01 »
Das Wiener Stadtbauamt besitzt ein wirklich gut sortiertes und umfangreiches Archiv. Nach unserem (BZM Ottakring) Wissensstand, gibt es von nahezu allen Zinshäusern, der zweiten Ausbauphase, (in den Vorstädten ab 1870, innerstädtisch früher), Gebäudepläne und Fassadenzeichnungen.
Das ist spannend! Für die Innenbezirke sind nämlich viele solcher Unterlagen im Grundbuch (Urkundensammlung) beim Justizpalastbrand verlorengegangen. Wenn das Stadtbauamt Kopien hat, wäre das ein großes Glück!
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diogenes

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #86 am: 03. Juli 2014, 18:00:10 »
Ich würde gern einmal wissen, warum Häuser heutzutage hässlich sein müssen, von so wohltuenden Ausnahmen wie dem Bundesamtsgebäude in der Hinteren Zollamtsstraße (kenn ich nur von außen) einmal abgesehen. Früher leisteten sich sogar Vermieter etwas Dekoration auf ihren Zinskasernen, und heute? Quaderförmige Steine mit Löchern drin, die man sich "Fenster" zu nennen traut ...
So teuer kann ein wenig Dekoration nicht sein, sie muss ja nicht von Hundertwasser oder Brauer kommen.
Ceterum censeo in Vindobona ferrivias stratarias ampliores esse.
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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #87 am: 03. Juli 2014, 18:09:27 »
Eigentlich sollte die Stadt Wien analog zur Fassadenglättungsprämie in den 50ern heut Prämien ausschreiben, wenn man bei dermaßen geglätteten Häusern im Zuge einer Renovierung wieder den Originalzustand herstellt. Die paar zehntausend Euro pro Bau gingen wohl nicht sonderlich ins Geld, würden aber das Stadtbild gerade in Bezirken wie Favoriten enorm positiv beeinflussen.

95B

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #88 am: 03. Juli 2014, 18:12:09 »
So teuer kann ein wenig Dekoration nicht sein, sie muss ja nicht von Hundertwasser oder Brauer kommen.

Im CAD ist ein dekorationsloses Haus mit möglichst vielen rechten Winkeln viel leichter zu zeichnen, that's it. 8)
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Elin Lohner

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Re: Alte Häuser und unbekannte Plätze in Wien
« Antwort #89 am: 03. Juli 2014, 18:18:35 »
Ich würde gern einmal wissen, warum Häuser heutzutage hässlich sein müssen, von so wohltuenden Ausnahmen wie dem Bundesamtsgebäude in deh Hinteren Zollamtsstraße(kenn ich nur von außen) einmal abgesehen. Früher leisteten sich sogar Vermieter etwas Dekoration auf ihren Zinskasernen, und heute? Quaderförmige Steine mit Löchern drin, die man sich "Fenster" zu nennen traut ...
So teuer kann ein wenig Dekoration nicht sein, sie muss ja nicht von Hundertwasser oder Brauer kommen.
Das Geld, das liebe Geld...

In einer Zeit wie Heute muss ja (leider) alles schnell gehen, da bleibt keine Zeit die Plattenhäuser zu Verzieren. :-\
Ich bin der Meinung, dass man eine neue Remise am Gelände des ehemaligen Nordwestbahnhofes bauen, und dann die bestehende Remise Brigittenau dem VEF/WTM übergeben sollte.