Von Christian Mayr
Passagier stoppte Gebrauch während der Fahrt - im Alltag immer mehr Strafen.
Wien. Mit dem Handy im Auto zu telefonieren gilt für viele Österreicher immer noch als Kavaliersdelikt - obwohl dadurch andere Verkehrsteilnehmer gefährdet werden. Am Steuer eines Linienbusses mit Fahrgästen an Bord zu telefonieren, hat aber eine ganz besondere Note. Passiert ist dies am Montagabend an Bord des Busses 10A der Wiener Linien. Gleich vorweg: Verletzt wurde niemand, nach Intervention eines Fahrgastes wurde der Lenker aber noch während der Fahrt von Mitarbeitern der Wiener Linien vom Fahrersitz geholt.
Der "Wiener Zeitung" liegt die ausführliche Mitteilung des Fahrgastes sowie eine Videodokumentation zu dem Fall vor: Laut diesen Angaben soll der Busfahrer, nachdem er seinen Kollegen abgelöst hatte, ein für die vorne sitzenden Fahrgäste deutlich hörbares Telefongespräch begonnen haben. Und obwohl er dann den Bus in Bewegung setzte, soll er dieses nicht beendet haben. "Für mich war das sehr bedenklich und gefährlich, auch wenn die Fahrt nur sehr langsam war. Allerdings hatte der Bus schon mehrere Minuten Verspätung", berichtet der Fahrgast. Schließlich ging er nach vorne, versuchte die Szene mittels Fotokamera zu dokumentieren und forderte den Fahrer auf, das Telefonieren einzustellen.
Zwar beendete der Fahrer daraufhin das Gespräch, zeigte sich dabei aber wenig einsichtig: "Sind Sie jetzt befriedigt?", konterte er Richtung des Fahrgastes. Dieser informierte schließlich die Wiener Linien über den Vorfall - die noch während der Fahrt einschritten: Bei der Haltestelle Schönbrunn wurde der Fahrer durch einen Kollegen ersetzt.
"Bus noch nicht in Betrieb"
Wiener-Linien-Sprecher Answer Lang bestätigt den Vorfall, eine Gefährdung habe es dabei aber nicht gegeben. "Der Fahrer hat gemeint, er habe in einer dringenden familiären Situation telefonieren müssen. Der Bus sei dabei aber noch nicht in Betrieb gewesen." Dennoch bekomme er eine Belehrung samt Diensteintrag, denn so oder so sei es verboten, am Fahrerplatz zu telefonieren.
Der Fahrgast habe im Prinzip richtig reagiert, denn wenn man solche Dinge beobachte, solle man den Fahrer ansprechen und melden - ob man Beweismittel anfertige, sei jedem selber überlassen. Prinzipiell gebe es solche Beschwerden über Handys aber "sehr, sehr selten", erklärt Lang.
Höhere Strafe wirkte nicht
Im täglichen Straßenverkehr ist Telefonieren am Steuer freilich kein seltenes Delikt: Seit 1999, als es verboten wurde, habe es jedes Jahr mehr Strafen gegeben, berichtet Otmar Bruckner, Unfallstatistik-Referent im Innenministerium. Gegenüber 2006, als 81.089 Delikte registriert wurden, hat es sogar einen Anstieg um fast 60 Prozent gegeben (2010 wurden 128.221 Personen mit dem Handy am Steuer erwischt). "Und 2011 sind die Zahlen sicher noch einmal gestiegen", meint Bruckner. Trotz mehr Freisprecheinrichtungen würde häufiger hinter dem Lenkrad auch im Internet gesurft oder SMS geschrieben (beides ist ebenso verboten).
Die 2008 vollzogene Strafverschärfung von 35 auf 50 Euro für ein Organmandat habe dabei "nicht die Wirkung gehabt, die erwartet wurde", resümiert Bruckner. Er fordert statt noch höherer Strafen eine Aufklärungskampagne über die Gefahren: "Denn jeder achte tödliche Unfall passiert durch Ablenkung."
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