Vor allem ist "korrektes Burgtheaterdeutsch" mit übertriebener, gezwungener Aussprache nicht unbedingt das, was am besten verstanden wird.
Au contraire: Es ist dasjenige Deutsch, das am allerbesten verstanden wird.
Ich halte das, was sie spricht, keineswegs für Burgtheaterdeutsch. Abgesehen davon, dass es bundesdeutscher ist als Burgtheaterdeutsch (was in Sachen Verständlichkeit eher egal wäre, aber gut finde ich diese Einheitsbrei-Forcierung trotzdem nicht), spricht sie Manches einfach ungewöhnlich und falsch aus. Und was ungewöhnlich ist, ist sicher nicht verständlicher.
Beispiel: Das Wort "Gasse" hat nicht umsonst ein Doppel-s, das sollte man hören, und das hat man beim Kaida auch sehr schön gehört. Was sagt die Schneider? "Ga
sää"!
Überhaupt fällt mir bei vielen Ansagen auf, dass sie die Worte gekünstelt zu früh beendet, hinten die Hälfte des stummen Konsonanten abschneidet bzw. allgemein Wörter extrem kurz ausspricht (z.B. bei "Wien Mitte", "-stadt", usw.). Dabei sollte eine Ansage keineswegs ein verführendes Dahinsäuseln, sondern eben gut verständlich sein, das ist nämlich der Sinn einer Ansage.
Und wenn wir schon bei der Aussprache sind: Ich habe schon sehr oft Wiener und Touristen in der U-Bahn gehört, die sich über den "City Airport Twain" und den "Twain Service" belustigt haben. Und das mit Recht. Ich verlange keineswegs, dass akzentfreies Englisch gesprochen wird, im Gegenteil – ein grotesk gekünstelter englischer Akzent ist meiner Meinung nach schlimmer als Englisch mit österreichischem Akzent.
Verständlichkeit ist für einen Schauspieler die wichtigste Eigenschaft und genau darauf arbeitet er hin. Es geht vielmehr um die Stimmlage. Die Menschen auf der Straße sind halt nur selten so ruhig wie die Zuhörer einer Theatervorstellung.
Außerdem handelt es sich um eine komplett andere Situation als bei einer Theatervorstellung!
Im Theater geht es darum, dass ein ohne technische Hilfsmittel sprechender Mensch in einem großen Saal mit entsprechendem Raumklang (Hall) bei absoluter Ruhe des Publikums bis in die letzte Reihe verstanden wird.
Im Zug/Bus hingegen geht es darum, dass eine durch einen sehr nah am Publikum positionierten Lautsprecher gesandte Menschenstimme in einem Raum ohne nennenswert speziellen Raumklang durch allgemeines Menschenmassengeräusch trotzdem verstanden wird.
Das kann man nicht einfach gleichsetzen und behaupten, da ist "Theaterdeutsch" die Lösung.

Die Lösung wäre viel mehr ein Sprecher, der eine durchdringendere Stimme hat (am besten eignen sich hierfür eher hohe, trockene Männerstimmen, wie eben z.B. der Kaida) und
deutlich spricht. Ob er nun in leichtem österreichischen oder leichtem bundesdeutschen Akzent spricht, wäre aus dieser Hinsicht ziemlich egal. Übertreiben darf man es halt nicht.
Kulturell gesehen finde ich diesen Einheitsbrei, unbedingt überall bundesdeutsch klingende Ansagen haben zu müssen, aber nicht wünschenswert. Es sollte meiner Meinung nach wie in der Zeit im Bild oder im Radio (ich meine also keinen Wiener Dialekt

) auch in den Ansagen eine österreichische Form der Aussprache eingesetzt werden. Das gehört zu unserer Kultur einfach dazu.