Autor Thema: Mehrere Verletzte bei Zugunglück S45  (Gelesen 33252 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Linie 41

  • Geschäftsführer
  • *
  • Beiträge: 11680
    • In vollen Zügen
Re: Mehrere Verletzte bei Zugunglück S45
« Antwort #45 am: 22. Januar 2013, 11:47:24 »
Er hätte manuell zurücknehmen müssen. Er hat also (im Streß?) in der falschen Reihenfolge gehandelt, falls es nicht sowieso eine Schutzbehauptung war (Unschuldsvermutung)

Richtig: 1) Hf bietet an, 2) Pz schaltet Automatik ab, 3) nimmt Ausfahrt Pz zurück, 4) nimmt an.

Abgespielt hat es sich so: 1) Hf biete an, 2) Pz nimmt an, 3) Automatik aus.

Dann war der Zug -> Hf schon übers Grüne drüber und keiner hats mehr aufhalten können. Ob sich Pz noch vor dem Crash darüber klar war, dass was schief läuft, ist nicht bekannt.
Wobei ich bei dem knappen Zeitablauf fast vermute, daß die Richtig-Schritte 3 und 4 gar nicht mehr hätten durchgeführt werden können/dürfen. Bis Pz bei Richtig-Schritt 3) angelangt ist, wäre 20592 wohl ohnehin schon über das AS Pz drüber gewesen, sprich Hf hätte dann 20595 über Strecke 101 01 Gl. 1 schicken müssen.

Wie ist eigentlich der Ablauf bei der Rücknahme eines frei zeigenden Signals? Ich nehme einmal an, daß der Fdl nicht einfach auf Halt zurücknehmen kann, wenn die Fahrstraße durchgestellt ist, sondern vorher den Tfz kontaktieren muß, wenn dieser schon in entsprechenden Signalblock eingefahren ist (hat ja eventuell das VS schon mit "frei erwarten" passiert).
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

Linie 58

  • Expeditor
  • **
  • Beiträge: 1487
Re: Mehrere Verletzte bei Zugunglück S45
« Antwort #46 am: 22. Januar 2013, 12:54:39 »
Wie ist eigentlich der Ablauf bei der Rücknahme eines frei zeigenden Signals? Ich nehme einmal an, daß der Fdl nicht einfach auf Halt zurücknehmen kann, wenn die Fahrstraße durchgestellt ist, sondern vorher den Tfz kontaktieren muß, wenn dieser schon in entsprechenden Signalblock eingefahren ist (hat ja eventuell das VS schon mit "frei erwarten" passiert).

Ja, im Normalfall schon.

Es kommt aber lt. Aussagen von Tfzf trotzdem recht häufig vor, dass Signale einfach "zurückgeschmissen" werden. Und unter Umständen ist es auch die bessere Lösung. Für den Tfzf sicher nicht angenehm, unangekündigt mit voller Geschwindigkeit über ein haltzeigendes Signal zu fahren, aber nachher steht er dafür garantiert (sofern er mit tauglicher PZB unterwegs ist).

Jedenfalls ist die Rücknahme eines freizeigenden Signals eine zählwerkspflichtige Handlung, die von der Sicherungsanlage aufgezeichnet wird und vom Fdl schriftlich dokumentiert werden muss.

IbisMaster

  • Fahrer
  • ***
  • Beiträge: 343
Re: Mehrere Verletzte bei Zugunglück S45
« Antwort #47 am: 22. Januar 2013, 13:31:07 »
Ich habe einmal bei einem Stellwerk (Siemens SpDrS60) zugeschaut und bei einem Lokzug (eine Lok ohne Wagen) festgestellt (darauf hat mich der Fdl vorher aufmerksam gemacht), dass die Rotausleuchtung bevor die Lok das Signal erreicht hat ausging, dann 3-4 Sekunden später fiel das Signal auf Halt und erst weitere 3-4 Sekunden später wurde der folgende Streckenabschnitt rot ausgeleuchtet. Grund dafür ist, dass der Isolierabschnitt, mit dem die Gleisbelegung gemessen wird, nicht bis zum Signal reicht, normaler weise ist der Zug so lange, dass der folgende Isolierabschnitt erreicht wird, bevor der vordere verlassen wird.

In diesem Fall könnte es auch so gewesen sein, dass der Zug in dem Moment, wo der Fdl Pz den Selbststeller abgeschaltet hat, der Zug das Signal zurücksetzte, den folgenden Isolierabschitt aber noch nicht erreicht hat.

Der Thread im EBFÖ ist umgezogen: http://www.bahnforum.info/smf/index.php?topic=151683.0

Edit: Stellwerkstyp korrigiert

HLS

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 9627
Re: Mehrere Verletzte bei Zugunglück S45
« Antwort #48 am: 22. Januar 2013, 22:34:52 »
Der war schon weg mit der Rettung. Und sooo schwer is der Gottseidank nicht verletzt. Gehirnerschütterung.
Ich denke, so wird es zumindestens überall geschrieben, sei der eine Tfzf und ein Jugendlicher schwerst verletzt?! Eine Gehirnerschütterung, finde ich jetzt nicht unbedingt lebensbedrohlich bzw darunter verstehe ich nicht schwerst verletzt. Wenn es allerdings wirklich nur das ist, kann man nur von Glück sprechen.
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

B. S. Agrippa

  • Gebannt
  • Zugführer
  • *
  • Beiträge: 601
Re: Mehrere Verletzte bei Zugunglück S45
« Antwort #49 am: 22. Januar 2013, 22:50:13 »
Der war schon weg mit der Rettung. Und sooo schwer is der Gottseidank nicht verletzt. Gehirnerschütterung.
Ich denke, so wird es zumindestens überall geschrieben, sei der eine Tfzf und ein Jugendlicher schwerst verletzt?! Eine Gehirnerschütterung, finde ich jetzt nicht unbedingt lebensbedrohlich bzw darunter verstehe ich nicht schwerst verletzt. Wenn es allerdings wirklich nur das ist, kann man nur von Glück sprechen.
Richtig ekelhaft hätte es ausgehen können, wenn jemand unmittelbar hinter der Tfzf-Kabine gesessen wäre und dann durch den Zusammenstoß das Amaturenbrett in den Rücken bekommen hätte, was nach Betrachten der reingestellten Bilder gar nicht mal so unrealistisch erscheint. Die beiden Tfzf sind also, wenn ich das richtig verstanden habe, beide noch rechtzeitig in den Fahrgastraum geflüchtet und der Verletzte ist "nur" mit einer Gehirnerschütterung davongekommen?

HLS

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 9627
Re: Mehrere Verletzte bei Zugunglück S45
« Antwort #50 am: 22. Januar 2013, 22:54:17 »
Also ein Tfzf hat recht schnell die Kabine verlassen, der andere erst recht "spät", dass war auch der eine schwerst Verletzte und der andere war ein Teenager der direkt hinter der Kabine saß, dass alles stand so in Heute, Krone & Österreich.
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

Linie 58

  • Expeditor
  • **
  • Beiträge: 1487
Re: Mehrere Verletzte bei Zugunglück S45
« Antwort #51 am: 22. Januar 2013, 23:05:07 »
Alles würde ich aus den "Zeitungen" aber auch nicht für bare Münze nehmen. Einerseits steht irgendwo etwas von Notoperation, dann wieder "nur" Gehirnerschütterung. Das passt alles nicht zusammen, ähnlich wie der "ungebremst"-Titel aus der Krone.

Zu wünschen ist allen Unfallbeteiligten jedenfalls das Beste!

HLS

  • Referatsleiter
  • *
  • Beiträge: 9627
Re: Mehrere Verletzte bei Zugunglück S45
« Antwort #52 am: 22. Januar 2013, 23:09:10 »
Alles würde ich aus den "Zeitungen" aber auch nicht für bare Münze nehmen. Einerseits steht irgendwo etwas von Notoperation, dann wieder "nur" Gehirnerschütterung. Das passt alles nicht zusammen, ähnlich wie der "ungebremst"-Titel aus der Krone.
Natürlich hast du recht. Warten wir auf die Presseaussendung der ÖBB bzw der "modernen Wegelagerer".
Zu wünschen ist allen Unfallbeteiligten jedenfalls das Beste!
Dem kann man sich nur vollinhaltlich anschließen.  :up:
"Grüß Gott"

Ich fühle mich nicht zu dem Glauben verpflichtet, dass derselbe Gott, der uns mit Sinnen, Vernunft und Verstand ausgestattet hat, von uns verlangt, dieselben nicht zu benutzen. Dieter Nuhr

schaffnerlos

  • Obermeister
  • *
  • Beiträge: 3171
Re: Mehrere Verletzte bei Zugunglück S45
« Antwort #53 am: 31. Januar 2013, 10:59:01 »
Zugscrash: „Ärgste“ was sein kann

Nach der Frontalkollision zweier Züge der S-Bahnlinie S45 in Penzing vor über einer Woche hat sich nun einer der beiden Lokführer erstmals zu Wort gemeldet. Ein derartiger Unfall sei „das Ärgste was einem als Lokführer passieren“, sagte er.


Lokführer schildert Unfallhergang, ÖBB/Peter Haider

„Man sieht den Zug und denkt sich das kann nicht sein. Vom Sehen bis zur Schnellbremsung waren es vielleicht drei Sekunden. Schnellbremsung und weg vom Führerstand sind die einzigen Gedanken. Mir wäre lieber gewesen, mir wäre das erspart geblieben“, sagte der 43-Jährige in einem von den ÖBB angefertigten Video. „Das ist ziemlich das Ärgste was einem als Lokführer passieren kann. Ich habe den Zug gesehen. Man denkt eigentlich, jetzt war es das.“

„Nach dem Zusammenstoß habe mich umgesehen. Ich bin durch den Zug gegangen und habe nach den Verletzten geschaut. Ich habe die Türen entriegelt, damit die Einsatzkräfte in den Zug können und mich um die Verletzten gekümmert“, sagte der ÖBB-Bedienstete, dem es laut eigener Aussage momentan „sehr gut“ geht. Bis auf weiteres ist der 43-Jährige, der bei dem Zusammenstoß unverletzt geblieben ist, vom Dienst freigestellt.

Er hat mich mit „Ersatzsignal rausgelassen“
Der Frontalzusammenstoß ereignete sich am 21. Jänner auf dem eingleisigen Abschnitt der Vorortelinie zwischen den beiden Stationen Penzing und Hütteldorf (Endstation) auf Höhe Zehetnergasse. Einer Aussendung der ÖBB zufolge war voraussichtlich „eine menschliche Fehlleistung des zuständigen Fahrdienstleiters“ für den Zusammenstoß verantwortlich [...]

Wie es zu dem Unfall kommen konnte erklärte der Zugsführer mit der Weichenstörung und einem Ersatzsignal: "In Hütteldorf hat es eine Weichenstörung gegeben. Ich habe ein Ersatzsignal bekommen. Somit ist die Sicherungsanlage in Hütteldorf nicht voll funktionsfähig. Er hat mich mit „Ersatzsignal rausgelassen.“

Zweiter Lokführer aus Spital entlassen
Insgesamt hat das Unglück 41 Verletzte gefordert, fünf Personen wurden schwer verletzt. Laut Wiener Berufsrettung haben sich nach dem Unfall noch weitere Personen gemeldet, die etwa leichte Prellungen behandeln ließen.

Der 34 Jahre alte Lokführer des Zuges, der von Penzing nach Hütteldorf fuhr, war einer von fünf Schwerverletzten. Er wurde notoperiert. Mittlerweile wurde er aus dem Spital entlassen [...]


Quelle: wien.orf.at

sheldor

  • Zugführer
  • *
  • Beiträge: 604
Re: Mehrere Verletzte bei Zugunglück S45
« Antwort #54 am: 20. April 2015, 23:19:56 »
Bericht der "versa": "Kollision Z 20592 mit Z 20595 zwischen Bf Wien Hütteldorf und Bf Wien Penzing am 21. Jänner 2013"

Edit durch twf: VERSA-Berichte sollten nicht als PDF eingefügt werden. Hier der Link: http://versa.bmvit.gv.at/uploads/media/20130121_ZK_Huetteldorf_Penzing_EUB_795.334_3.0_final_01.pdf

invisible

  • RBL-Disponent
  • ***
  • Beiträge: 1577
Re: Mehrere Verletzte bei Zugunglück S45
« Antwort #55 am: 21. April 2015, 01:02:22 »
Bericht der "versa": "Kollision Z 20592 mit Z 20595 zwischen Bf Wien Hütteldorf und Bf Wien Penzing am 21. Jänner 2013"

Autsch... dass das manuelle Deaktivieren des Selbstellbetriebs durch einen Zuganstoß von der Automatik zurückgesetzt wird ist dann doch ein arger Konstruktionsfehler finde ich. Noch dazu wenn das dem Fdl nicht entsprechend nachdrücklich (akustisches Signal) mitgeteilt wird.
Nachdem der Fdl ja z.B. zur Zugbeobachtung verpflichtet war hätte es auch ohne die Ablenkung durch den Fahrgast sein können, dass er den Dienstraum gleich nach der Bedienhandlung verlassen hätte müssen (z.B. zwecks Zugbeobachtung des aus Richtung Hütteldorf kommenden Schnellbahnzugs oder eines anderen durchfahrenden Zuges) und so die nur optisch angezeigte automatische Wiederaufnahme des Selbststellbetriebs gar nicht hätte sehen können.
Eigentlich sehr erstaunlich, dass ein derartiger Unfall nicht schon viel früher passiert ist, wenn das Stellwerk explizite Bedienhandlungen, die auch schon (teilweise) anlaufen und wohl auch entsprechend angezeigt werden wieder selbsttätig rückgängig macht.
Liebe Fahrgäste: Der Zug ist abgefahren.