Autor Thema: Gemeindebauten im Wandel der Zeit  (Gelesen 117979 mal)

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Schienenbremse

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #15 am: 01. August 2013, 12:07:22 »
Ja, bitte um mAbtrennung und dann um Verschiebung der Beiträge!

Dein Wunsch sei uns Befehl. Die Beiträge zum Stadtplan als Vektorgrafik sind nun im Small Talk, der Rest über die Gemeindebauten bleibt unter verändertem Threadtitel hier.

timberwolf

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #16 am: 05. August 2013, 10:44:03 »
Derzeit arbeite ich an einem Buch über Gemeindebauten.
Euch erwartet fotografisch sowas in der Richtung:

http://www.viennaslide.com/gemeindebau/

Wunderbare Fotos...bist du in die Bauten einfach reingegangen und hast fotografiert oder hast du vorher bei den Hausverwaltungen um eine Lizenz angefragt?

moszkva tér

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #17 am: 05. August 2013, 10:59:22 »
Wunderbare Fotos...bist du in die Bauten einfach reingegangen und hast fotografiert oder hast du vorher bei den Hausverwaltungen um eine Lizenz angefragt?
Es gibt nur eine Hausverwaltung: Wiener Wohnen  ;)

Ansonsten schließe ich mich dem Kompliment vorbehaltlos an!

Edit: Man sollte das Rote Wien bis ca. 1960 als Weltkulturerbe ausweisen! Die Voraussetzungen wären durchaus erfüllt:
Kriteriun 2 ("Die Güter zeigen, für einen Zeitraum oder in einem Kulturgebiet der Erde, einen bedeutenden Schnittpunkt menschlicher Werte in Bezug auf die Entwicklung von Architektur oder Technologie, der Großplastik, des Städtebaus oder der Landschaftsgestaltung auf."),
Kriterium 3 ("Die Güter stellen ein einzigartiges oder zumindest außergewöhnliches Zeugnis von einer kulturellen Tradition oder einer bestehenden oder untergegangenen Kultur dar.") und
Kriterium 6 ("Die Güter sind in unmittelbarer oder erkennbarer Weise mit Ereignissen oder überlieferten Lebensformen, mit Ideen oder Glaubensbekenntnissen oder mit künstlerischen oder literarischen Werken von außergewöhnlicher universeller Bedeutung verknüpft.")  :)

Neben den Gemeindebauten sollten natürlich auch andere Einrichtungen des Roten Wien, speziell die Städtischen Bäder (Gänsehäufel, Amalienbad, Kongressbad usw.), in das Welterbe aufgenommen werden!

Wie wärs mit einer online-Petition?
Die Stadt Wien wird wohl keine Freude damit haben, denn in einem Welterbe lässt sich einfach viel weniger entwickeln  8)

95B

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #18 am: 05. August 2013, 11:37:50 »
(Ernstgemeinte) Gegenfrage: Wos hamma dauvo?
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moszkva tér

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #19 am: 05. August 2013, 13:10:57 »
(Ernstgemeinte) Gegenfrage: Wos hamma dauvo?
Tourismuswerbung
Finanzielle Förderung für fachgerechte Renovierungen
Schutz vor Verschandelung

natürlich haben "wir" fast nix davon, es wäre aber eine Wertschätzung einer städtebaulichen Epoche, die international mMn noch viel zu wenig gewürdigt wird. Die Gemeindebauten der Periode 1920-1960 wären jedenfalls 1000 Mal Welterbewürdiger als das komische "Ortszentrum" von Grinzing, dass ohnehin nur ein kommerzielles Disneyland ist (diese Initiative gibts übrigens wirklich).

95B

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #20 am: 05. August 2013, 13:31:26 »
Tourismuswerbung
Niemand kommt nach Wien wegen des "Welterbes Gemeindebau".

Finanzielle Förderung für fachgerechte Renovierungen
Und absurde Auflagen, die den Eigenmittelanteil trotz geförderter Renovierung dann höher steigen lassen, als es bei herkömmlicher, welterbeloser Renovierung der Fall gewesen wäre.

Schutz vor Verschandelung
Ich habe nicht den Eindruck, dass die Gemeindebauten von Verschandelung bedroht sind. Gewisse Auflagen werden ohnehin seitens der Stadt fixiert, etwa, dass neue Fenster optisch den Fensterteilungen der alten Fenster entsprechen müssen (drei Flügel nebeneinander mit je drei Stegen pro Flügel).
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Linie 41

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #21 am: 05. August 2013, 13:44:47 »
Ich habe nicht den Eindruck, dass die Gemeindebauten von Verschandelung bedroht sind. Gewisse Auflagen werden ohnehin seitens der Stadt fixiert, etwa, dass neue Fenster optisch den Fensterteilungen der alten Fenster entsprechen müssen (drei Flügel nebeneinander mit je drei Stegen pro Flügel).
Und im Prinzip ist hier die Wohnqualität der Mieter am Ende prioritär. Niemand hat etwas von den Einschränkungen irgendwelchen Welterbes und Denkmalschutzes, wenn es für die Mieter dann bedeutet, daß bestimmte State-of-the-art-Veränderungen nicht durchgeführt werden können. Im allgemeinen habe ich aber das Gefühl, daß die Gemeinde mit den architektonisch interessanten Gemeindebauten durchaus sehr behutsam umgeht.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

95B

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #22 am: 05. August 2013, 13:58:50 »
Im allgemeinen habe ich aber das Gefühl, daß die Gemeinde mit den architektonisch interessanten Gemeindebauten durchaus sehr behutsam umgeht.
Jetzt schon. Das war nicht immer so – beispielsweise, als man hässliche Aufzugskobel außen angebaut hat, die letzten Endes ohnehin kaum Nutzen gebracht haben, weil man mit den Aufzügen lediglich in die Halbstöcke fahren konnte und dann erst wieder aufs Stiegensteigen angewiesen war.
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W_E_St

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #23 am: 05. August 2013, 14:24:46 »
Es gibt auch einen komplett verschandelten Früh-20er-Gemeindebau, und zwar unittelbar neben der Schmelzsiedlung (auf der Seite zum 16. Bezirk). Der schaut mir aus als ob vor schon relativ langer Zeit einmal die Fassade mit Heraklitplatten o.ä. gedämmt worden wäre (vielleicht auch eine frühe Styropororgie), jedenfalls zeichnen sich die Platten sehr schön unter dem Verputz ab. Ohne die Aufschrift würde man nicht im Traum glauben, dass dieser Bau nicht aus den 50ern stammt!

Die Wohnungen innen werden übrigens systematisch ganz heftig versaut, da werden zum Teil Fischgrätparketten herausgerissen und durch billigen Fertigparkett ersetzt!
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

95B

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #24 am: 05. August 2013, 14:29:45 »
Die Wohnungen innen werden übrigens systematisch ganz heftig versaut, da werden zum Teil Fischgrätparketten herausgerissen und durch billigen Fertigparkett ersetzt!
Du musst aber zugeben, dass für Leute, die nicht explizit den Wunsch nach einer Altbauwohnung äußern, ein alter, knarrender, schiefer Parkettboden einfach nicht dem entspricht, was man sich von einer zeitgemäßen Wohnung erwartet.
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haidi

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #25 am: 05. August 2013, 16:05:20 »
Jetzt schon. Das war nicht immer so – beispielsweise, als man hässliche Aufzugskobel außen angebaut hat, die letzten Endes ohnehin kaum Nutzen gebracht haben, weil man mit den Aufzügen lediglich in die Halbstöcke fahren konnte und dann erst wieder aufs Stiegensteigen angewiesen war.
Im allgemeinen habe ich aber das Gefühl, daß die Gemeinde mit den architektonisch interessanten Gemeindebauten durchaus sehr behutsam umgeht.

Im 4. Stock bringt das durchaus 80 - 90 % Nutzen, vor allem wenn man den Halbstock hinunter gehen kann. Meine Schwiegermutter war im 4. STock wohnend froh, einen Aufzug zu bekommen, war allerdings ein 50er-Jahre-Gemeindebau.

Hannes

Edit: Schreibfehler ausgebessert
Microsoft is not the answer. It's the question and the answer is NO.

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #26 am: 05. August 2013, 16:32:41 »
Es gibt auch einen komplett verschandelten Früh-20er-Gemeindebau, und zwar unittelbar neben der Schmelzsiedlung (auf der Seite zum 16. Bezirk). Der schaut mir aus als ob vor schon relativ langer Zeit einmal die Fassade mit Heraklitplatten o.ä. gedämmt worden wäre (vielleicht auch eine frühe Styropororgie), jedenfalls zeichnen sich die Platten sehr schön unter dem Verputz ab. Ohne die Aufschrift würde man nicht im Traum glauben, dass dieser Bau nicht aus den 50ern stammt!
Du meinst offenbar das im Jahr 1936 errichtete ehemalige Familienasyl St. Engelbert. Das wurde in der Tat arg entstellt:


Quelle: Wien im Aufbau, Familienasyle, 22.


Quelle: Wikimedia Commons
"Der Raum, wo das stattfand, ist ziemlich groß."
Hans Rauscher

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #27 am: 05. August 2013, 18:08:07 »
Wunderbare Fotos...bist du in die Bauten einfach reingegangen und hast fotografiert oder hast du vorher bei den Hausverwaltungen um eine Lizenz angefragt?

neben meinem Hauptprinzip, quasi Regel Nummer 0 ("Vordergrund macht Bild gesund"  :) )...

...wende ich stets folgendes an:

I. Bitte & Danke öffnet jede Schranke
II. Wer viel fragt geht viel fehl

Dann klappts auch mit der Nachbarin!  ;)
Harald A. Jahn, www.tramway.at

W_E_St

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #28 am: 05. August 2013, 18:13:02 »
Es gibt auch einen komplett verschandelten Früh-20er-Gemeindebau, und zwar unittelbar neben der Schmelzsiedlung (auf der Seite zum 16. Bezirk). Der schaut mir aus als ob vor schon relativ langer Zeit einmal die Fassade mit Heraklitplatten o.ä. gedämmt worden wäre (vielleicht auch eine frühe Styropororgie), jedenfalls zeichnen sich die Platten sehr schön unter dem Verputz ab. Ohne die Aufschrift würde man nicht im Traum glauben, dass dieser Bau nicht aus den 50ern stammt!
Du meinst offenbar das im Jahr 1936 errichtete ehemalige Familienasyl St. Engelbert. Das wurde in der Tat arg entstellt:

(Image removed from quote.)
Quelle: Wien im Aufbau, Familienasyle, 22.

(Image removed from quote.)
Quelle: Wikimedia Commons
Äh, nein, ich meinte den Bau Possingergasse 25-37, Ecke Gablenzgasse. Laut Aufschrift an der Fassade Baujahr 1922-23.

Am Familienasyl sehe ich ehrlich gesagt nicht viele Unterschiede, außer einer minimalen Fassadenglättung, wobei auch vorher nicht viel Struktur zu sehen war, und unpassenden Fenstern.

Die Wohnungen innen werden übrigens systematisch ganz heftig versaut, da werden zum Teil Fischgrätparketten herausgerissen und durch billigen Fertigparkett ersetzt!
Du musst aber zugeben, dass für Leute, die nicht explizit den Wunsch nach einer Altbauwohnung äußern, ein alter, knarrender, schiefer Parkettboden einfach nicht dem entspricht, was man sich von einer zeitgemäßen Wohnung erwartet.

Also du bist schon ein bissl Neubauverwöhnt, oder? So hin wie du es darstellst sind beileibe nicht alle Parkettböden. Und sorry, wer 25 mm Massivholz durch 4 mm Nutzschicht auf 8-10 mm Fichte ersetzt gehört gesteinigt, Punkt, aus. Parkettböden kann man im Gegensatz zu Fertigparkettt auch reparieren. Kleines Beispiel: bei uns war ja der heftige Wasserschaden. Die Massivböden sind zum Teil herausgenommen, zum Teil einfach nur getrocknet worden. Der Fertigparkett im Vorzimmer einer Wohnung (die Vormieter haben dort betonieren und Linoleum legen lassen, deswegen ist dort kein Altparkett mehr) hat sich so völlig aufgelöst, dass nichts mehr zu retten war. Dafür war der Boden dann bis zur Entsorgung eine höchst beeindruckende Stolperfalle.
Und es muss gar kein Wasserschaden sein, wenn ein Fertigparkett abgetreten ist (üblicherweise spätestens nach 20 Jahren) kann man ihn mit der dünnen Edelholzschicht auch entsorgen.
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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #29 am: 05. August 2013, 18:54:48 »
Äh, nein, ich meinte den Bau Possingergasse 25-37, Ecke Gablenzgasse. Laut Aufschrift an der Fassade Baujahr 1922-23.
Ach so, wobei ich geographisch nicht ganz falsch gelegen bin, da der 16. Bezirk auch vom Engelbert-Asyl nicht weit ist. ;)
Im Kulturgut-Kataster wird der Bau Possingergasse/Gablenzgasse direkt der Schmelz-Siedlung zugeschlagen.

Zitat
Am Familienasyl sehe ich ehrlich gesagt nicht viele Unterschiede, außer einer minimalen Fassadenglättung, wobei auch vorher nicht viel Struktur zu sehen war, und unpassenden Fenstern.
Ja schon, aber es sind doch gerade diese vermeintlichen Kleinigkeiten, die die Wohnhausanlagen aus den 30er Jahren noch als solche erkennbar erscheinen lassen. Sind jene erst einmal verschwunden, unterscheidet sie kaum mehr etwas von irgendeinem 0815-Bau aus den 50ern. Von einem Gründerzeithaus kann hingegen der gesamte Stuck abgeschlagen sein - man wird es immer aufgrund der typischen Proportionen seiner Entstehungszeit zuordnen können.
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