Autor Thema: Gemeindebauten im Wandel der Zeit  (Gelesen 117960 mal)

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #30 am: 05. August 2013, 20:47:31 »
Also du bist schon ein bissl Neubauverwöhnt, oder?
Freilich, das gebe ich auch unumwunden zu. Altbauten sind für mich schön anzusehen, Wohnqualität könnten sie mir allerdings nicht bieten. Blöderweise schaffen es halt die meisten Architekten nicht, Neubauten halbwegs ansprechend aussehen zu lassen.

So hin wie du es darstellst sind beileibe nicht alle Parkettböden.
Nein, aber viele. :)

Und sorry, wer 25 mm Massivholz durch 4 mm Nutzschicht auf 8-10 mm Fichte ersetzt gehört gesteinigt, Punkt, aus.
Wenn er nicht Zeit, Geduld und Geld für eine sorgfältige Renovierung hat, was soll er tun?

Und es muss gar kein Wasserschaden sein, wenn ein Fertigparkett abgetreten ist (üblicherweise spätestens nach 20 Jahren) kann man ihn mit der dünnen Edelholzschicht auch entsorgen.
Der Fertigparkettboden in meinem Wohnzimmer ist jetzt 40 Jahre alt. Vor 5 Jahren habe ich ihn abschleifen lassen, seither ist er wieder wie neu. Ca. 3 bis 4 mm Nutzschicht sind noch da, also rechne ich damit, dass sich noch ein Mal abschleifen ausgeht. Bei gleichbleibendem Schleifintervall von 35 Jahren schaue ich mir die Erdäpfel schon von unten an, wenn die Nutzschicht abgetragen ist.  8)
Es ist nichts so fein gesponnen, es kommt doch ans Licht der Sonnen!
... brrrr, Klumpert!
Entklumpertung des Referats West am 02.02.2024 um 19.45 Uhr planmäßig abgeschlossen!

moszkva tér

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #31 am: 05. August 2013, 21:40:48 »
Tourismuswerbung
Niemand kommt nach Wien wegen des "Welterbes Gemeindebau".
Würde ich nicht sagen. Beim Karl-Marx-Hof beispielsweise stiefeln nicht so wenige Touristen herum. Das Hundertwasserhaus zähle ich einmal nicht  ;)
Es gibt nicht so wenige Touristen, die sich für die 08-15-Kirchen-und-Kathedralen gar nicht interessieren und lieber was anderes sehen wollen, moderne oder industrielle Architektur beispielsweise.
Zugegeben, mein Vorschlag mit dem Welterbe war nicht 100 % ernst gemeint, aber ich könnte dennoch was Gutes dran finden.

Im allgemeinen habe ich aber das Gefühl, daß die Gemeinde mit den architektonisch interessanten Gemeindebauten durchaus sehr behutsam umgeht.
Jetzt schon. Das war nicht immer so – beispielsweise, als man hässliche Aufzugskobel außen angebaut hat, die letzten Endes ohnehin kaum Nutzen gebracht haben, weil man mit den Aufzügen lediglich in die Halbstöcke fahren konnte und dann erst wieder aufs Stiegensteigen angewiesen war.
Barrierefrei ist es natürlich nicht. Aber was soll man machen... die oberen Stockwerke freuen sich. Und letztlich muss man den Fehler in der Bauzeit suchen, denn in den 1920ern waren Aufzüge in guten Häusern durchaus schon verbreitet. Man hätte damals schon die Gemeindebauten zumindest für eine Nachrüstung planen können. Das hat man aber in den 1950ern und 1960ern teilweise auch noch nicht. Dabei sind viele Gründerzeithäuser um 1900 schon mit einem großen Stiegenhaus, das Platz für einen späteren Aufzugseinbau bietet, gebaut worden.

II. Wer viel fragt geht viel fehl
dazu Regel IIa: Gehe nicht zum Fürst, wenn du nicht gerufen würst!  :)

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #32 am: 06. August 2013, 00:42:30 »
Und letztlich muss man den Fehler in der Bauzeit suchen, denn in den 1920ern waren Aufzüge in guten Häusern durchaus schon verbreitet. Man hätte damals schon die Gemeindebauten zumindest für eine Nachrüstung planen können. Das hat man aber in den 1950ern und 1960ern teilweise auch noch nicht.

Ich weiss nicht recht... Die Aufzugeinbauten, die ich gesehen habe, waren teilweise zwar recht gefinkelt, aber das Auge im Stiegenhauis (so heisst das "Loch" in der Mitte) war meist groß genug - so konsequent, das sich in meinem Fragekatalog stehen habe, "war ein späterer Aufzugeinbau eigentlich meist vorgesehen?" Manchmal gibts wirklich ziemliche Kunstgriffe, aber überraschend oft gibt es einen "normalen" Lift im Stiegenhaus.
Harald A. Jahn, www.tramway.at

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #33 am: 06. August 2013, 08:18:23 »
"war ein späterer Aufzugeinbau eigentlich meist vorgesehen?"
Könnte ich mir aus dem Selbstanspruch der Gemeindebauten schon vorstellen - die wollten ja dem Arbeiter möglichst modernen Lebensraum zur Verfügung stellen. Dinge wie Wasser in der Wohnung waren gleich zu realisieren, bei den vorerst nicht ganz so notwendigen Dingen hat man wahrscheinlich schon weit nach vorne gedacht. Würde mich nicht überraschen.

Leider war die Gemeinde nicht immer so vorausschauend: Zum Beispiel dass die A und B keine Klimaanlage haben, ist ja noch verständlich, aber dass sie so gebaut wurden, dass man einfach keine nachrüsten kann ohne massive Umbauten, das ist eine Chuzpe.
Mit uns kommst du sicher... zu spät.

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #34 am: 06. August 2013, 08:30:51 »
"war ein späterer Aufzugeinbau eigentlich meist vorgesehen?"
Könnte ich mir aus dem Selbstanspruch der Gemeindebauten schon vorstellen - die wollten ja dem Arbeiter möglichst modernen Lebensraum zur Verfügung stellen. Dinge wie Wasser in der Wohnung waren gleich zu realisieren, bei den vorerst nicht ganz so notwendigen Dingen hat man wahrscheinlich schon weit nach vorne gedacht. Würde mich nicht überraschen.
War aber nicht. Der 1957 fertiggestellte Gemeindebau, in dem meine Eltern damals eine Gemeindewohnung erhielten, verfügte zwar über sechs Stockwerke, aber keinen Lift und ein solcher war auch nicht vorgesehen. Heute besitzt diese Wohnhausanlage außen angebaute Liftanlagen. Die einige Jahre später, 1959 oder 1960, im Zuge der Assanierung von Alt-Erdberg errichten Gemeindebauten um den Fiakerplatz erhielten hingegen bereits von Haus aus Lifte. Diese benötigten zur Benutzung einen Schlüssel, den natürlich nur die Hausbewohner besaßen. Für Gäste gab es allerdings einen Münzeinwurf im Lift.

Ferry

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #35 am: 06. August 2013, 09:22:39 »
Das war nicht immer so – beispielsweise, als man hässliche Aufzugskobel außen angebaut hat, die letzten Endes ohnehin kaum Nutzen gebracht haben, weil man mit den Aufzügen lediglich in die Halbstöcke fahren konnte und dann erst wieder aufs Stiegensteigen angewiesen war.
Naja, aber einem gewissen Alter macht es aber schon einen Unterschied, ob man viereinhalb Stockwerke oder bloß einen Halbstock zu Fuß gehen muss (wie es bei der Großmutter meiner Frau der Fall war)!
Weißt du, wie man ein A....loch neugierig macht? Nein? - Na gut, ich sag's dir morgen. (aus "Kottan ermittelt - rien ne va plus")

moszkva tér

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #36 am: 06. August 2013, 10:45:29 »
Und Barrierefreiheit... es gibt Häuser aus den späten 80ern und frühen 90ern (privat und Gemeinde) wo man nicht ohne Stufen zum Lift kommt. Bei uns gegenüber ist gerade erst der private Luxuswohnbau(!) von ca. 1980 mit einer Rampe am Eingang nachgerüstet worden.
Das stimmt, Barrierefreiheit wird sicher erst seit Mitte der 1990er explizit verlangt. Allerdings kann man leicht einige Stufen mit Rampe nachrüsten, einen ganzen Halbstock nicht so leicht.
Wie ist das eigentlich rechtlich? Angenommen, ein Bewohner eines Hauses (Gemeinde oder Privat) ist plötzlich, z.B. nach Unfall, auf einen Rollstuhl angewiesen. Hat er dann Anspruch auf einen Stufenlift (also so einen Klappsitz, der an einem Kettenzug herauf und herunter fährt)? Und wenn ja, wer muss für die Kosten aufkommen? Der Vermieter oder der Mieter?

Linie 41

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #37 am: 06. August 2013, 10:57:00 »
Der Vermieter oder der Mieter?
Höchstwahrscheinlich der Steuerzahler.
Ich verstehe das Konzept dahinter nicht und bin generell dagegen.

60er

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #38 am: 06. August 2013, 11:41:00 »
Wie ist das eigentlich rechtlich? Angenommen, ein Bewohner eines Hauses (Gemeinde oder Privat) ist plötzlich, z.B. nach Unfall, auf einen Rollstuhl angewiesen. Hat er dann Anspruch auf einen Stufenlift (also so einen Klappsitz, der an einem Kettenzug herauf und herunter fährt)? Und wenn ja, wer muss für die Kosten aufkommen? Der Vermieter oder der Mieter?
Ich denke doch, dass in so einem Fall die Krankenkasse den Treppenlift zahlt.

haidi

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #39 am: 06. August 2013, 11:43:43 »
War aber nicht. Der 1957 fertiggestellte Gemeindebau, in dem meine Eltern damals eine Gemeindewohnung erhielten, verfügte zwar über sechs Stockwerke, aber keinen Lift und ein solcher war auch nicht vorgesehen. Heute besitzt diese Wohnhausanlage außen angebaute Liftanlagen. Die einige Jahre später, 1959 oder 1960, im Zuge der Assanierung von Alt-Erdberg errichten Gemeindebauten um den Fiakerplatz erhielten hingegen bereits von Haus aus Lifte. Diese benötigten zur Benutzung einen Schlüssel, den natürlich nur die Hausbewohner besaßen. Für Gäste gab es allerdings einen Münzeinwurf im Lift.

Ich denke, das hing von der Höhe der Gebäude ab, im Gemeindebau Obere Donaustraße#Gredlerstraße, der Anfang oder Mitte der Fünfziger erreichtet wurde, gab es auch einen Aufzug - 6 Obergeschosse + Dachgeschoß.

Wie ist das eigentlich rechtlich? Angenommen, ein Bewohner eines Hauses (Gemeinde oder Privat) ist plötzlich, z.B. nach Unfall, auf einen Rollstuhl angewiesen. Hat er dann Anspruch auf einen Stufenlift (also so einen Klappsitz, der an einem Kettenzug herauf und herunter fährt)? Und wenn ja, wer muss für die Kosten aufkommen? Der Vermieter oder der Mieter?

Meine Einschätzung (die nicht nur auf Luft basiert):
Der Schuldige (z.B. VU: Haftpflichtversicherung des schuldigen Gegners)
Arbeitsunfall: AUVA.
Wenn er unter begünstigter Behinderter fällt: Bundessozialamt (Arbeitsweg)
Behinderter selbst, nicht aber der Vermieter.

Hannes
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moszkva tér

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #40 am: 06. August 2013, 11:53:57 »
..., im Gemeindebau Obere Donaustraße#Gredlerstraße, der Anfang oder Mitte der Fünfziger erreichtet wurde, gab es auch einen Aufzug - 6 Obergeschosse + Dachgeschoß.
Das ist ein geiles Trumm! Georg-Emmerling-Hof, erbaut 1953-1957, ein echtes Kleinod (Großod) der 1950er, hat ein Bisschen was von Moskau  :)

Übrigens, am Stadtplan von wien.gv.at kann man die Gemeindebauten anzeigen lassen: Das Menü "öffentliche Einrichtungen" aufklappen und "Gemeindebauten" ankreuzen, dann gibts zu jedem Bau eine Beschreibung als PDF zu sehen - selbst von "nicht-Gemeindebauten", die aber unter Verwaltung von Wiener Wohnen stehen. Sogar einzelne Gründerzeithäuser wie Ecke Otto-Bauer-Gasse / Königseggasse (da, wo das Steman drin ist), sind Gemeindebauten.

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #41 am: 06. August 2013, 13:15:10 »
Ich denke, das hing von der Höhe der Gebäude ab, im Gemeindebau Obere Donaustraße#Gredlerstraße, der Anfang oder Mitte der Fünfziger erreichtet wurde, gab es auch einen Aufzug - 6 Obergeschosse + Dachgeschoß.
Offenbar nicht, da auch unser Haus, wie ich schrieb, über sechs Stockwerke plus Hochparterre verfügte.

Schienenbremse

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #42 am: 07. August 2013, 12:00:34 »
Diskussion über Lüftung und Kühlung von Straßenbahnfahrgasträumen ins Technikboard verschoben: http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=4047.0

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #43 am: 07. August 2013, 12:10:55 »
Und es muss gar kein Wasserschaden sein, wenn ein Fertigparkett abgetreten ist (üblicherweise spätestens nach 20 Jahren) kann man ihn mit der dünnen Edelholzschicht auch entsorgen.
Der Fertigparkettboden in meinem Wohnzimmer ist jetzt 40 Jahre alt. Vor 5 Jahren habe ich ihn abschleifen lassen, seither ist er wieder wie neu. Ca. 3 bis 4 mm Nutzschicht sind noch da, also rechne ich damit, dass sich noch ein Mal abschleifen ausgeht. Bei gleichbleibendem Schleifintervall von 35 Jahren schaue ich mir die Erdäpfel schon von unten an, wenn die Nutzschicht abgetragen ist.  8)
Das ist dann kein Fertigparkett im modernen Sinn, sondern dünner verklebter Massivparkett (normalerweise in einem Format, das offiziell Mosaikparkett genannt wird, inoffiziell Miniflecht oder Gemeindebau-Miniflecht, auch wenn es absolut nicht nur in Gemeindebauten vorkommt). 15 mm Massivholz am Estrich verklebt. Fertigparkett wird schwimmend verlegt und besteht meistens aus drei Schichten - zwei Lagen räudigste Fichte kreuzweise verleimt und drüber eine Nutzschicht aus was-auch-immer-Hartholz mit maximal 5, oft nur 4 mm. Die abzuschleifen ist fast unmöglich und bereits bei minimalen Wasserschäden verwindet sich die Nutzschicht so stark, dass die Leimung reißt.

Bezüglich Renovierung: ich rede von dem, was die Wiener Wohnen vor der Neuvergabe von Wohnungen verbricht, da ist Geduld wirklich kein Thema! Und Geld bei der Gemeinde ja offensichtlich auch nicht.
"Sollte dies jedoch der Parteilinie entsprechen, werden wir uns selbstverständlich bemühen, in Zukunft kleiner und viereckiger zu werden!"

(aus einer Beschwerde über viel zu weit und kurz geschnittene Pullover in "Good Bye Lenin")

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Re: Gemeindebauten im Wandel der Zeit
« Antwort #44 am: 08. August 2013, 15:09:33 »
Bildretusche ist Handarbeit  :)
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